(Ne) Parlons (pas) de l’argent qui fâche

Debatte "(Ne) Parlons (pas) d’argent qui fâche" (27.10.09)

, von Ekkehart Schmidt

Im Kontext des Begleitprogramms der Ausstellung COLORS OF MONEY hat etika am 27. Oktober eine Debatte unter dem Titel „(Ne) Parlons (pas) d’argent qui fâche“ in den CarréRotondes organisiert. An der Veranstaltung nahmen teil:

Lucien Thiel, Abgeordneter und Mitglied der Finanz- und Haushaltskommission des Parlaments, Berichterstatter zum Staatshaushalt 2010, Richard Graf, Präsident der NGO ASTM (Action Solidarité Tiers Monde) Jean-Jacques Rommes, Direktor der ABBL, Axel de Ville, geschäftsführender Direktor von ADA (eine auf Mikrofinanz spezialisierte NGO).

Die französischsprachige Debatte wurde moderiert von Marc Elvinger, Mitglied des etika-Verwaltungsrates.

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Zum Hintergrund der Debatte

Die Heftigkeit der Reaktion von Politikern und Bankern auf eine im Frühsommer erschienene Studie, die der Cercle de coopération des ONGD in Auftrag gegeben hatte, vor allem aber die Tatsache, dass diese vom Cercle wenig später zurückgezogen wurde, gibt Anlass zum Nachdenken.

Die Studie „Zur Debatte um Steueroasen. Der Fall Luxemburg, Fragen aus entwicklungspolitischer Sicht“ hatte offenbar einen wunden Punkt getroffen bzw. zu viel Licht auf etwas im Schatten befindliches geworfen. Es muss die Frage erlaubt sein, ob die Bedeutung des Finanzplatzes für die nationale Wirtschaft derart groß ist, dass es (unabhängig davon, ob man ein gutes oder schlechtes Gewissen hat) nicht gestattet wird, über die wirtschaftlichen und sozialen externen Wirkungen von Finanztransaktionen zu sprechen - mit der Ausnahme der Mikrofinanz, der Philantrophie und dem sozial verantwortlichen Investment.

Es scheint so, als sei es insbesondere „nicht erlaubt“, über die Problematik der Steuerflucht zu sprechen. Das Thema unterliegt ganz offensichtlich einem Tabu.

Zu einer Reihe von Themen beginnt sich ein echter Dialog und zuweilen auch eine gute Kooperation zwischen beiden Welten - dem Finanzsektor und sozial engagierten Instituitionen - zu entwickeln, die sich früher eher gegenseitig ignoriert haben. Es fragt sich allerdings, ob der Preis, der seitens letzterer für entsprechende Synergien zu bezahlen ist, eine Art Stillhalteabkommen bezüglich schwieriger bzw. Probleme erzeugender Praktiken sein kann.

Anders gefragt: Erfordert es der staatsbürgerliche Patriotismus angesichts aktueller Verbalangriffe aus dem nahen Ausland, im Inneren einen Schulterschluß zu praktizieren, selbst wenn das zum Preis der Freiheit der Meinungsäußerung geschieht?

Noch grundsätzlicher gefragt: Verpflichtet uns die totale Abhängigkeit vom Finanzgeschäft und die Gefahr des wirtschaftlichen Absturzes, keine kritischen Fragen zu eventuellen Auswüchsen unserer Wohlstandsbasis mehr zu stellen?

Soweit die Ausgangsfragen der ersten Debatte zum Thema, die es bislang zwischen Vertretern von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gegeben hat.

Die Debatte wurde aufgezeichnet und kann hier angehört werden (über "free user").


Beachten sie auch das Presseecho:

Dialogue de sourds. Quand la finance rencontre les ONG (jeudi, 29.10.09) >> siehe Artikel oben

L’argent, un sujet capital. Un débat sur l’évasion fiscale et la place financière luxembourgeoise (la voix, 02.11.09) >> siehe Artikel links

Streitgespräch (Lëtzeb. Land, 30.10.09)

Paradis fiscaux. Récel ou développement? (woxx, 06.11.09)