Seit 2016 können die luxemburgischen Bio-Bauern ihre Milch an die neue BIOG-Molkerei abliefern. Die BioG-Molkerei in einer ehemaligen Metzgerei in der Industriezone "Op Zaemer" gewährleistet einen fairen Preis von 0,50€ pro Kilo für die heimischen Milchbauern – zum Vergleich: ein konventioneller Landwirt erhält zurzeit etwa 0,30€ (Stand: 2017) Die neugegründete BIOG-Molkerei s.à r.l., die die Verarbeitungsstelle in betreibt, untersteht der Leitung von Volker Manz, der auch Geschäftsführer der BIOG ist. Der Preis ist eine Vereinbarung zwischen den Produzenten, und der BIOG-Molkerei s.à.r.l.
Die BIOG Molkerei hat zunächst mit drei Mitarbeitern begonnen. Volker Manz schätzt allerdings, dass mit der Diversifizierung der Produktbandbreite in den kommenden Jahren weitere Arbeitsplätze entstehen werden. In einer ersten Phase konzentriert sich die Molkerei auf die Verpackung von Milch als Primärware und auf die Verarbeitung von Milch zu Joghurt. Die Milch von anfangs elf, heute sieben Landwirten (z.B. von den etika-Projekten Schanck Haff, Kass Haff und Roland Scharll) fließt hier zusammen, das sind insgesamt etwa 15.000 Liter pro Woche und 1,5 bis 2
Millionen Liter im Jahr. Die Übermengen werden zum selben Preis an eine Bio-Molkerei in Belgien geliefert. "Verarbeitet wird diese Milch dann in der Molkerei ’Pur Natur’ in Büllingen bei Sankt Vith", sagt Änder Schank, Vorstandsvorsitzender der Oikopolis-Gruppe, zu der auch BIOG gehört.
Die luxemburgischen Biomilch-Bauern hatten bis zum 31. Dezember 2015 ihre Milch an die Luxlait geliefert. Seit 15 Jahren gewährleistete die größte luxemburgische
Molkerei die Milch-Verarbeitung der Bio-Landwirte über eine Kooperation mit deren BIOG-Genossenschaft. Doch seit einigen Jahren reichte das von der BIOG installierte BIO-Plus-System nicht mehr aus, um die Biomilch-Produzenten entsprechend dem ausländischen Bio-Preis zu entgelten. Ein neues Konzept wäre fällig gewesen. Die Tatsache, dass diesbezüglich keine zufriedenstellende Vereinbarung mit der Luxlait gefunden werden konnte, führte im Juni 2015 zur Auflösung der Kooperation (mehr zu den Hintergründen in Artikeln in der woxx), dem Journal und auf der Oikopolis-Website.
Im Oktober kündigte die Oikopolis-Gruppe dann zusammen mit den Erzeugern an, unter dem Namen "BIOG-Molkerei" eine eigene, unabhängige Produktionsstätte aufzubauen.Produziert wird mit einer modernen, wenn auch zehn Jahre alten Abfüllanlage aus Spanien, die in Deutschland überholt wurde. Sie wird als "Mercedes unter den Abfüllanlagen" bezeichnet.
Spuerkeess und etika haben einem ersten Investitionskredit von 1.004.500 € auf 10 Jahre zugestimmt, wobei 250.500 € auf 3 Jahre genutzt werden, um die Subventionsauszahlung des Landwirtschaftsministerium zu überbrücken.
In der neuen Anlage finden sich ein Lagertank für Rohmilch, drei Tanks für abfüllbereite Milch und Milchprodukte, eine Pasteurisierungsanlage, eine Milchabfüllanlage und eine Joghurt-Produktionsanlage ihren Platz. Hier kann die Milch der aktuell elf BIOG-Biobauern vollständig verarbeitet werden. "Der Überschuss fliesst nicht mehr in die klassische Milchproduktion, sondern den können wir nach Belgien exportieren", so Volker Manz. Er ergänzt:
"Die Bauern bekommen auch einen besseren Preis für ihr Produkt, ohne dass sich dadurch die Preise für den Verbraucher erhöhen". Auch an der Verarbeitungsweise der Milch hat sich nicht viel verändert. Die BIOG-Milch wird traditionell hergestellt, also pasteurisiert und homogenisiert. sie wird nicht mikrofiltriert oder stark erhitzt.
2016 gewann die Molkerei den zum Abschluss der Foire Agricole Ettelbruck vergebenen "Bio-Agrar-Präis". Der Preis wird im Rahmen des nationalen Aktionsplanes zur Förderung der biologischen Landwirtschaft vergeben.
Im Mai 2019 hat die Molkerei einen zweiten Investitionskredit in Höhe von 195.000 Euro erhalten (Laufzeit: 10 Jahre), um Milch mit einer längeren Haltbarkeitszeit produzieren zu können. Für die "extended shelf life" (ESL) genannte Produktionsweise sind Prozesse zu verändern. Insbesondere sind eine tiefergehende Filterung und höhere Anforderung an die Sterilisierung nötig. Für die Wärmebehandlungsverfahren der Milch, um diese keimfrei und länger haltbar zu machen, wurde eine neue Einfüllanlage mit einer Vorrichtung zur Sterilisierung der Verpackung notwendig.
Aktuell (Stand 2019) besteht das Sortiment neben der Milch aus Joghurt der Varianten Natur, Vanille, Erdbeer, Heidelbeer und Holunderblüten, frischer Schlagsahne, Schokomilch und Eiscreme in den Varianten Vanille, Schokolade, Mokka und Quetsch-Knaéil-Wanter.
Adresse der Geschäftsführung:
BIOG-Molkerei Sarl
13, rue Gabriel Lippmann
L-5365 Munsbach
Homepage
Verwendete Quellen: Backes, Jean-Marie: Bio-Bauern-Milchstrasse (Tageblatt, 17.12.2015); Luxemburger Wort: Bewegung im Milchmarkt (17.12.2015), Bio-Milch - fair und regional (Luxemburger Wort, 30.01.2016), Halmes, Olivier: "Bio-Agrar-Präis für Biog-Molkerei und die Ackerbauschule (Tageblatt 04.07.2016).
Zu empfehlen: Hintergrundartikel in der woxx vom 22.09.2016: Biolandwirtschaft: Wo Milch und Honig fliessen.
Artikel vom 30. November 2015, letzte Aktualisierung am 2. Mai 2023