Der Bauernhof Meyers-Weis in Windhof folgt seit 1988 den Regeln des biodynamischen Landbaus mit der Aufzucht von Limousin-Rindern, der Hühnerhaltung und dem Anbau von Getreide auf 87 Hektar Flächen. Damals stand ihr – für eine ganze Siedlung namensgebender - Hof noch mehr oder weniger isoliert an der Kreuzung der route d’Arlon mit der Landstrasse zwischen Koerich und Garnich. Heute ist die Kreuzung südwärts verlegt und zu einem mächtigen Kreisverkehr ausgebaut worden. Nebenan liegt der gleichnamige Industriepark und auf der anderen Seite der Straße von Capellen nach Steinfort steht der überdimensioniert wirkende Bau eines Cactus-Supermarktes. Wirklich idyllisch ist das hier nicht mehr.
Aber auch Guy und Sylvie Meyers-Weis haben ihren Betrieb an die veränderten Bedürfnisse des aufgrund der Finanzwirtschaft boomenden Landes und die erhöhte Nachfrage nach Bio-Produkten angepasst. 1995 erfolgte die vollständige Umstellung auf biologische Landwirtschaft, dann haben sie investiert. 1998 und 2004 erhielten sie zwei Kredite von etika und der BCEE: zunächst einen Investitionskredit für die Modernisierung des Hofs und die Vergrößerung
der Ställe, dann einen Investitionskredit für den Bau eines Legehennenstalls (mehr dazu hier).
Nun folgt der nächste Schritt in der Erweiterung des Betriebes: Auf dem Hof ist ein NATURATA-Supermarkt entstanden, für den im August 2013 ein dritter Investitionskredit in Höhe von 404.000 Euro erteilt worden ist. Der Großteil der Investitionssumme von rund 1 Million Euro wird durch Eigenmittel getragen. Der am 7. Februar 2014 eröffnete Supermarkt selbst wurde an die NATURATA-Supermarktkette vermietet, die hier mit Eigenmitteln gut zehn Arbeitsplätze geschaffen hat (mehr dazu hier).
Die Bauherren beweisen mit der Konstruktion des Gebäudes, dass Holzrahmenbau nicht nur bedeutet, dass Holzbalken lediglich ein Gerüst bilden auf die dann innen OSB- und Gyprocplatten sowie aussen Styropor und ein
Siliconputz appliziert werden. Stattdessen wird mit Recyclingglas, Zellulose und Holzfaser gedämmt, das Dach wird mit einer dicken Substratschicht begrünt, verputzt wird mit Lehm, geheizt mit Pellets und es können 20.000 Liter Regenwasser für die Toiletten von Wohnhaus, Restaurant und Supermarkt, sowie das Gründach gesammelt werden.
Das andere Besondere daran: Ähnlich wie bei den Hofmärkten von Jos Schanck
und Tom Kass können Kunden sich den Hof anschauen. Dies ist besonders interessant, weil die hier betriebene Produktion von Bio-Eiern als sehr positives Beispiel für artgerechte Hühnerhaltung bei gleichzeitig guter Produktivität gilt. 2.000 Hühner leben gut 50 Meter entfernt in sehr komfortablen Ställen in Holzbauweise mit viel natürlichem Licht im Volierensystem sowie mit reichlich Freiflächen auf einem sich anschließenden
weitläufigen Wiesengelände. Die Kunden profitieren insofern vom Engagement der Bio-Bauern, sich verstärkt in der lokalen Vermarktung von Bio-Produkten zu engagieren.
Bislang haben Guy und Sylvie Meyers-Weis ihre Produkte über BIOG vermarktet und auf dem Hof lediglich einen kleinen Selbstbedienungskühlschrank für den Verkauf von Eiern eingerichtet. Gut zehn Jahre träumten sie von einem eigenen Hofladen. Es dauerte 10 Jahre, ehe er in Erfüllung ging. Im August 2013 wuchs dann hinter ihrem Haus und parallel zur Scheune ein imposanter Holzbau heran (Fotos). Heute, nach der Eräffnung kann man sagen, dass mit ihm wenn auch nicht die frühere Idylle zurückkehrt, so doch ein Zeichen gesetzt wird für eine nachhaltigere Landwirtschaft, die zeigt, dass sich auch ein bäuerlicher Familienbetrieb durch mutiges, wenn auch behutsames Wachstum für die Zukunft wappnen kann, ohne zur Agrarfabrik zu werden (Leser/innen, denen der Bau doch sehr gewaltig erscheint sei gesagt, dass der sich in 100 m Entfernung erhebende Cactus-Supermarkt gut 10 mal so groß ist, mit noch einmal so viel Fläche für Parkplätze).
Im Rahmen der während der Klimakonferenz COP 21 vergebenen Preise für eine die Umwelt respektierende Bauweise hat der Supermarkt in Paris im Dezember 2015 den Preis in der Kategorie "Materialien aus biologischen Quellen und Recycling" gewonnen!
Weitere Infos zur Bauweise dieses Naturata finden sie hier
Kontakt: Guy und Sylvie Meyers, 2, rue de Koerich, L-8399 Windhof, Tel. 39 96 63, Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 Uhr - 19.00 Uhr, Sa 9,00 Uhr - 17 Uhr
Artikel vom 22. August 2013, zuletzt aktualisiert am 23. Dezember 2015