Erweiterungen des Schanck Haffs

, von Jean-Sébastien Zippert

Version francaise

Jos Schanck, einer der Pioniere der biodynamischen Landwirtschaft im Grossherzogtum (auf dem 20 Jahre alten Foto rechts mit blauem Pullover), ist vor allem für seine Möhren bekannt, die er als erster und bislang einziger Biobauer des Landes seit über 30 Jahren ohne Pestizide anbaut. Er weiß, worauf es ankommt:

Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Möhrenanbau ist die Vorbereitung des Bodens in der richtigen Fruchtfolge. Die Möhre wird auf Dämme gesät und in der kommenden Pflegezeit ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt bei den Möhren zu sein, um das Beikraut erst mit einem Abflämmgerät und dann von Hand im Zaum zu halten. Dann kommen die biologisch-dynamischen Präparate zum Einsatz, die pflanzenstärkend wirken und den Geschmack verbessern. Die Sorte „Rodelika“ hat sich dabei auf dem „Schanckhaff“ bewährt.

Auf seinem Hof werden aber auch Milch und Käse produziert. Jos Schanck beschloss 2007 seinen Kuhstall zu erneuern und einen Kühlraum für seinen seit 1989 produzierten Bio-Käse zu bauen. Um dieses Projekt zu finanzieren, haben etika und die BCEE einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren gewährt, und einen weiteren in Höhe von 25.000 Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren.

Der 1979 auf die Demeter-Anbaumethodik umgestellte Hof hat bereits in der Vergangenheit zwei weitere Alternativkredite in Höhe von 74.368 bzw. 99.157 Euro erhalten, um ein Areal zur Lagerung von Gemüse zu erwerben und einen entsprechenden Bau zu erstellen, sowie um eine Scheune umzubauen und zu renovieren. Die Laufzeit dieser im Februar und August 1998 erteilten Kredite betrug 6,5 Jahre.

Diese Projekte trugen dazu bei, die landwirtschaftliche Nutzfläche für Bio-Landbau (61 Hektar Ackerland und 55 Hektar Grünland) optimal zu nutzen, mit all den positiven Folgen für die Umwelt und die Gesundheit. Angebaut werden Dinkel, Weizen und Roggen als Brotgetreide sowie Hafer und Gerste als Futtergetreide. Ein Anliegen von Jos Schanck ist es, Getreidesorten so zu züchten, das sie optimal an die Gegebenheiten der Region angepasst sind. Dazu werden etwa 3 ha Möhren und 5 ha Kartoffeln angebaut.

Im Dezember 2008 erhielt ferner die Kooperative BIOG einen Investitionskredit über 70.000 Euro zur Modernisierung der Käserei des Schanck-Hofs (Info).

Der Hof von Jos und Marlène Schanck ist ein gutes Beispiel dafür, das die biodynamische Landwirtschaft nicht nur ökologisch ist, sondern auch wirtschaftlich Bestand hat. Die Rentabilität des Unternehmens ist sehr gut. Seit Januar 2016 wird ein Teil der Milch des Hofs an die BIOG-Molkerei in Bascharage geliefert, einem ebenfalls von etika finanzierten Projekt (mehr dazu hier). In der hofeigenen Käserei wird Hart- und Schnittkäse wie "Haarden", "Deelentramt", "Paprika", "Knuewelek", "Peffer", "Kraider" und "Moschter" produziert.

Interessierte können Jos und seine Familie auch besuchen, den hier produzierten "Kéis" sowie viele andere eigenproduzierte biologische Produkte kaufen. Den 1992 eröffneten hofeigenen NATURATA-Laden hat die Familie Ende 2017 / Anfang 2018 renoviert und deutlich vergrössert. Beim Bio-Hafffest der luxemburger Biobauern im Jahr 2011 schauten wohl fast alle Besucher*innen in den Hofladen herein (Fotos rechts) und erlebten dessen sympathisch-familiäre Atmosphäre.

Dafür wurde von etika und der Spuerkeess im September 2017 ein Investitionskredit über 57.468 Euro erteilt (Laufzeit: 10 Jahre). Die Erweiterung wurde behutsam gestaltet, damit der besondere Charakter nicht verloren geht. Es entstand kein veritabler Supermarkt wie auf dem Windhaff oder dem Kass-Haff. Aus dem Lädchen, das trotz vieler Produkte anderer Hersteller im wesentlichen ein „Kassverkaaf“ geblieben war, wurde eine Bio-Haff Buttek mit deutlich erweitertem Angebot. Etwa ein Jahr später wurde der Laden dann jedoch wieder aufgelöst und in den neuen NATURATA Marnach (9, rue de Marbourg, L-9764 Marnach, Tel.: 49 65 51-33) integriert.

Zur Sicherung des Anbaus und Vertriebs seiner Möhrenproduktion hat der Betrieb im Frühjahr 2017 einen weiteren Investitionskredit über 200.000 Euro (Laufzeit: 2 Jahre) für den Kauf einer Möhrenwaschanlage erhalten. Neben den reinen Investitionskosten dient der Kredit dazu, den ein- bzw. Umbau der Anlage zu finanzieren. Die Maschine ermöglicht eine grosse Zeitersparnis bei der Vorbereitung des Vertriebs.

Ende Juli 2019 wurden weitere Investitionen notwendig: zum einen der Kauf und die Montage einer Trocknungsanlage, zum anderen der Kauf und die Montage eines Milchtankes, eines Kraftstofftankes und eines Kartoffelernters. Ersterer dient der Verbesserung der Qualität des Grundfutters. Es handelt sich um die erste Trocknungsanlage einer neuen Technologie, die in der Großregion montiert wird. Jos Schanck erhielt dafür zwei weitere Investitionskredite in Höhe von jeweils 100.350 Euro bei einer Laufzeit von 2 und 5 Jahren. Einer der Kredite dient zur Vorfinanzierung erwarteter Subsidien.

Weiter Informationen über den Hof finden Sie in einem Interview unten, in zwei ausführlichen Dossiers der Zeitschrift AGRI-KULTUR (Ausgabe vom Juni 2011 und Ausgabe vom Dezember 2013), in zwei Artikeln im Lëtzebuerger Journal und Luxemburger Wort vom September 2022, im "Neighbour Magazine" von 2023, sowie in einem Film "Urgestein aus Luxemburg".

2022 übernahm Sohn Alex den Betrieb. Mehr dazu hier

Kontakt:
Jos Schanck / 10, Duarrefstrooss / 9755 Hupperdange / Fon: 99 75 08 / Fax: 97 94 44 / josschanck@gmail.com

..........................................................................................................................

20 Jahre biologisch-dynamische Landwirtschaft auf dem Schanck-Haff

(Aus: etika info Nr. 10, September 2000)

Der Schanck-Haff in Hupperdange ist eines der ersten Projekte, die im Februar 1998 in den Genuss des Kreditmechanismus von Alterfinanz gekommen sind. Die Kredite beziehen sich z.B. auf die Installation einer Käserei, einer Gemüseanlage oder den Ausbau der Scheune. Zum Schanck-Haff gehört auch die BIOG-Hofkäserei mit dem bekannten luxemburgischen Demeter-Käse «Hëpperdanger». Wir sprachen mit dem Verantwortlichen Jos Schanck.

Wann wurde Ihr Betrieb umgestellt?

Jos Schanck (JS): Die ersten Umstellungsideen wurden 1978 entwickelt. 1979 wurde die erste Hälfe der Felder umgestellt, 1980 der Rest. Seitdem wurden keine chemisch-genetischen Düngemittel mehr eingesetzt.

Warum stellten Sie den bis dahin konventionell bewirtschafteten Betrieb um?
JS: Anfang der 60er Jahre wurde der sog. Mansholdplan von der EU herausgegeben. Es war ein Programm zur Zukunft der Landwirtschaft. Ziel der Landwirtschaft nach diesem Plan sollte es sein, dass sowenig Bauern- betriebe wie möglich eine hohe Produktion erbringen sollten. Er hatte ungefähr folgenden Tenor: ein Bauer sollte entweder 100 Milchkühe oder 300 Mastbullen oder 200-300 ha Acker haben. Dadurch sollte eine Versorgung mit billigen Nahrungsmitteln erreicht werden. Die frei werdenden Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft sollten in die Industrie herüber- wechseln. Dieses EU-Programm konnte unserer Einschätzung nach jedoch nur mit viel Chemie und einer enormen Technik funktionieren und legte den Grundstein für die heu- tige Industrielandwirtschaft. Die Natur und Landschaftskultur hatten das Nachsehen. So suchten wir nach zukunftsweisenden Alternativen und stießen auf die biologisch-dyna- mische Wirtschaftsweise, die unserer Meinung nach dem Ganzen am besten gerecht wird.

Was ist der Leitgedanke der biologisch-dynamischen Landwirtschaft?
JS: Der Leitgedanke ist das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. In diesem Sinne erweist sich die biologisch-dynamische Landwirtschaft als aktiver Umweltschutz. Dabei wird der Betrieb mit dem Menschen, dem Boden, den Pflanzen und Tieren als ein vielseitiges Ganzes, d.h. als eine Art Organismus verstanden. Zu den Grundprinzipien gehört, dass weder chemischer Dünger noch Herbizide oder Pestizide eingesetzt werden. Die Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffkreisläufe sollen erhalten bleiben, ohne Monokultur und Massentierhaltung.

Deshalb werden im unserem Betrieb nur so viele Tiere gehalten, wie wir aus eigenen Beständen füttern; und Mist und Jauche ohne Schaden für Boden und Wasser als Dünger verwenden können. Die Fütterung der Tiere mit ökologisch erzeugtem Futter von unseren eigenen Futterflächen ist selbstverständlich. Nur so sind hochwertige Milch- und Fleischprodukte in einer Qualität möglich, die den hohen Ansprüchen von «Demeter», dem Gütesiegel der biologisch-dynamischen Erzeugung gerecht werden. Diese Richtlinien sichern eine artgerechte Tierhaltung, die Fütterung der Tiere mit ökologisch erzeugtem Futter und eine produktgerechte Verarbeitung ohne synthetische Zusatzstoffe. Die Produkte sind ohne Kunstdünger, Pestizide sowie ohne Gentechnik hergestellt.

Wie wird die Unkrautregulierung auf den Feldern praktiziert?
JS: Auf dem Feld wird die Beikrautregulierung mechanisch vollzogen. Hacke und Striegel werden gezielt eingesetzt, sodass auf jegliche Chemikalien verzichtet werden kann. Die Möhren werden durch eine spezielle Abflammtechnik im jungen Stadium sauber gehalten. Zu einem späteren Zeitpunkt wird gehackt oder eine Bürstenmaschine eingesetzt.

Welche Produkte werden auf dem Hof angebaut oder hergestellt?
JS: Direkte Verkaufsfrüchte sind Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Kohl, Weizen, Roggen und Dinkel. Veredlungsprodukte sind Brot, Wurst, Käse, Sauerkraut.

Wie werden die Produke vermarktet?
JS: 10% über unseren Hofladen, der Rest über Biog, die Biobauerngenossenschaft. In Zusammenarbeit mit dem Naturkostladen NATURATA bietet der Laden auch Bio- und Demeter-Produkte an, die nicht aus unserer eigener Produktion stammen.

Wieviele Personen arbeiten auf dem Hof?
JS: Insgesamt sind das sechs Personen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Schanck-Haffs und die der biologischen Landwirtschaft in Luxembourg?
JS: Durch die biologisch-dynamische Anbauweise hat man ein Ganzheitskonzept für alle praktischen Bereiche des Betriebes, die in die Zukunft führen, wie z.B. die nachhaltige Wirtschaftsweise, das Saatgut zu erhalten, für Fruchtfolge zu sorgen, Hecken anzubauen oder eben keinen chemischen Dünger zu verwenden.

Wir danken für das Gespräch!

Fotos: G. Goedert und E. Schmidt

Artikel vom 17. Oktober 2006, zuletzt aktualisiert am 11. Januar 2024