Etika info 22 - Dezember 2006 - deutscher Text

, von Jean-Sébastien Zippert

Le texte transformé a été copié dans le presse-papier : il ne vous reste plus qu’à le coller (Ctrl-V) dans SPIP. Bonne chance !

Liebe Solidarsparerinnen und -sparer,

wir freuen und Ihnen die etika info Nummer 22 präsentieren zu können, denn diese ist gleichzeitig so eine Art Jubiläumsausgabe, da etika im kommenden Januar ihr 10jähriges Bestehen feiern wird.
Vielleicht ist es Ironie der Geschichte, dass wir ausgerechnet in diesem Moment seit dem Erscheinen des letzten etika info im September keinerlei Kreditanfragen mehr bekommen haben. Das ist aber durchaus kein Grund zur Aufregung, denn aufgrund der relativ kleinen Anzahl von vergebenen Krediten ist eine derartige Fluktuation nur natürlich. Dazu muss auch gesagt werden, dass mehr als 70 % der Ersparnisse als Kredite vergeben wurden. Das stellt eine sehr hohe Quote dar.
Darüber hinaus haben wir in dieser Ausgabe trotzdem ziemlich viel Neues zu berichten. So wurde zum Beispiel das erste Bio-Einkaufzentrum des Landes vor kurzem eröffnet. Bei dieser Gelegenheit konnte etika ein Interview mit dem Landwirtschaftsminister Fernand Boden führen. Die etika Website wird nun endlich komplett zweisprachig. Wir analysieren, was die Belgier unternommen haben, um die furchtbaren Auswirkungen den Waffenhandels einzudämmen. Und wir fragen nach, warum jedes Jahr Zehntausende Menschen durch Pestizidunfälle sterben.

Stefan König

Gelungener Start für OIKOPOLIS II

Naja, ein bisschen abgelegen ist er ja schon, dieser Parc d’Activité Syrdall in Münsbach im Osten von Luxemburg. Doch das hat auch gute Gründe. Und eine Fahrt dorthin für Freundinnen und Freunde von biologischen Lebensmitteln und gesunder Bio-Restauration lohnt sich in jedem Fall.

Am 15. November war es endlich soweit. Nach jahrelanger Planungs- und Bauarbeiten wurde das erste Bio-Einkaufszentrum des Landes im Kreise vieler geladener Gäste ganz offiziell eingeweiht.
Zwar traf Landwirtschaftsminister Fernand Boden pünktlich um 16 Uhr 30 in Münsbach ein. Doch versperrte ihm das Auto des etika-Fernsehteams, wegen Motorenproblemen, kurzfristig den Weg zum Parkplatz. Dem Einhalten des Zeitplans tat dies jedoch keinen Abbruch. (Das ausführliche Interview mit dem Minister finden Sie gedruckt auf dieser Seite oder als Video auf www.etika.lu).
Zum Auftakt der Eröffnungsfeierlichkeiten machten Roland Majerus und Änder Schank von OIKOPOLIS II einen Rundgang mit Fernand Boden durch den großzügig auf 550 Quadratmeter angelegten NATURATA-Supermarkt im Erdgeschoss. Das Angebot ist überaus reichhaltig und von der Angebotspalette her mit konventionellen Supermärkten durchaus vergleichbar: Obst- und Gemüsesäfte, Milch und Milchprodukte, Speiseöle, Brot und Kuchen, eine Metzgerei, Reis, Nudeln, Zucker, Mehl, Eier, Konserven, Tiefkühlkost, Weine, Biere - alles aus biologischem oder bio-dynamischen Anbau.
Für den Minister für Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums ist OIKOPOLIS II ein weiterer wichtiger Schritt zu einer besseren Versorgung mit Bio-Lebensmitteln der Luxemburger Bevölkerung. Gleichzeitig wird durch die bessere Vermarktung die biologische und bio-dynamische Landwirtschaft gefördert. Dies trägt nicht nur zu gesünderen Lebensmitteln bei, sondern auch zu einer gesünderen Umwelt.
Im Obergeschoss besichtigte der Minister dann noch NATURATA-AKZENT, ein Geschäft für Naturkleider, Bücher, Spielzeug und Geschenkartikel. Alle diese Artikel wurden auf natürlicher Basis hergestellt, und halten damit die Belastung für Mensch und Umwelt so gering wie möglich. So werden zum Beispiel die Baumwolltextilien ohne den Einsatz von chemischen Bleichstoffen hergestellt, und die Baumwolle selbst ohne Verwendung von Kunstdünger oder Pestiziden angebaut. Dies ist sowohl für die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft wichtig, indem dass die Böden nicht versäuern oder an Fruchtbarkeit verlieren, als auch für die Gesundheit der FeldarbeiterInnen (siehe in diesem Zusammenhang auch den Artikel über Pestizidunfälle in dieser Ausgabe von etika info).
Nach der Besichtigung der beiden Läden ging es dann in das Restaurant von OIKOPOLIS II. Dort wurde dann mit den Festansprachen und dem Anschnitt einer riesigen Bio-Torte das größte Bio-Einkaufszentrum Luxemburgs ganz offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Encadré
Der Konsum von Bio-Produkten in Luxemburg hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Grund dafür waren verschiedene Skandale, wie BSE. Aber auch der aktuelle Gammelfleischskandal in Deutschland, dessen Ende noch nicht abzusehen ist, wird im Verhalten der VerbraucherInnen mit Sicherheit eine Rolle spielen. Ebenso führte das generell gewachsene Gesundheits- und Umweltbewusstsein in der Bevölkerung zu einer ständig steigenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln. Oft bietet der lokale konventionelle Supermarkt aber keine oder nur wenige Bio-Produkte an, und der nächste Bio-Supermarkt ist weit. Deswegen ist eine flächendeckende Versorgung mit Bio-Lebensmitteln wünschenswert. Die Eröffnung von OIKOPOLIS II ist ein weiterer Schritt dorthin.

Nach der feierlichen Eröffnung von OIKOPOLIS II sprach etika mit Landwirtschaftsminister Fernand Boden.

Stefan König: Wie beurteilen Sie OIKOPOLIS?
Fernand Boden: Es ist ein sehr wichtiges Projekt. OIKOPOLIS hat eine Lokomotive, nämlich den Verkauf von Bio-Nahrungsmittel. Es gibt hier auch noch etliche andere Sachen, wie Kinderspielzeug und ein Restaurant. Deswegen denke ich ist es ein gutes Projekt, das Erfolg haben dürfte.
Stefan König: In welcher Hinsicht ist OIKOPOLIS für die Luxemburger Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig?
Fernand Boden: Das ist sehr wichtig, denn wir wollen die biologische Landwirtschaft voranbringen. In fünf Jahren hat sich in Luxemburg die Fläche (des ökologischen Landbaus, ndr) verdreifacht, die Zahl der Biobauern verdoppelt. Das Problem liegt im Vertrieb, in der Kommerzialisierung. Deswegen ist es gut, dass hier Bio-Bauern die Initiative selbst ergriffen haben, und direkt an den Verbraucher verkaufen, aber auch die Präsenz in den großen Supermarktketten ist wichtig.
Stefan König: Welche Rolle kann die Regierung bei der Verbreitung von Bio-Produkten spielen?
Fernand Boden: Wir gewähren denjenigen Landwirten Beihilfen, wenn sie auf Bio-Landbau umsteigen, genauso wie den Bauern, wenn sie auf ihrer gesamten Nutzfläche ökologisch produzieren. Wir wollen, dass diese Nutzung sich mehr und mehr durchsetzt. Gegenwärtig betreiben 2,5 bis 2,7 Prozent biologische Landwirtschaft. Das ist nicht unbedingt beeindruckend. Unser Ziel ist es mindestens fünf Prozent im Jahr 2013 zu erreichen.

Profit erzielen ohne schlechtes Gewissen. Geht das?

In Aktien von Mineralölkonzernen zu investieren ist eine lohnende Angelegenheit. Mit geringem Risiko lässt sich dabei ordentlich Geld verdienen.
Die »Prestige“ speit selbst heute noch ihre schwarze Galle in eisiger Tiefe aus. Die libanesischen Fischer haben ihre einzige Einnahmequelle verloren, als die israelische Armee die Öltanks bei Beirut bombardierte. Eine Umweltkatastrophe war die Folge. Schwarzer Schlick: auch heute noch, Monate nach dem Krieg. Das Nigerdelta ist Synonym für einen ökologischen Alptraum. Diejenigen die aufstanden um dagegen zu protestieren wurden verhaftet und hingerichtet. Aber in Mineralölgesellschaften zu investieren ist gewinnbringend.
Seit einigen Jahren setzt sich, zwar langsam aber immerhin, die Konzeption des sozial verantwortlichen Investierens durch. Immer mehr Firmen haben einen Verhaltenskodex eingeführt, durch den bei unternehmerischen Entscheidungen auch soziale und ökologische Komponenten eine Rolle spielen müssen.
Die Mehrheit der Unternehmen folgt diesen Regeln aber nicht. Für sie zählt nach wie vor einzig der Profit.

Wie kann man sozial verantwortliche investieren?

Neben den »klassischen“ Investitionsmöglichkeiten, wie ein alternatives Sparbuch, das von etika und der BCEE angeboten wird, gibt es andere Anlageformen, in die man ruhigen Gewissens investieren kann.
Einer dieser Anlagetypen sind Investmentfonds, die ausschließlich Papiere von Firmen oder Staaten halten, die sich verpflichtet haben, bestimmte soziale Kriterien einzuhalten.
Während der letzten vier Monate hat das Team von etika recherchiert, welche Investmentfonds, die in Luxemburg vertrieben werden, einen ethischen Mehrwert haben.
Herausgekommen ist bei dieser Recherche ein Guide de Placements Ethiques, der anlässlich des zehnten Geburtstags von etika im Januar 2007 veröffentlicht wird.
Dieser stellt 34 Luxemburger Investmentfonds vor, die sich durch ihre starke soziale und/oder ökologische Ausrichtung auszeichnen. Dank der freundlichen Erlaubnis der Central de Communications Luxembourg (CCLux) bekamen wir Zugang zu allen verfügbaren Informationen über in Luxemburg vertriebene Investmentfonds.
Der Guide de Placements Ethiques enthält, nach einer kurzen Einleitung und einigen Erklärungen, alle wichtigen Informationen über jeden einzelnen Fonds :
Den Fondsnamen
Die Bank, die den Fonds vertreibt
Die detaillierten ethischen Kriterien (sozial, ökologisch, etc.)
Die Mindestinvestitionssumme
Das Ausgabedatum
Die »ISIN“-Nummer des Fonds
Die verschiedenen Gebühren
Den Nettowert des Fonds.

Falls Sie Interesse an diesem Guide de Placements haben, können Sie ihn kostenlos bestellen. Tel./Fax +352 29 83 53 oder per e-mail unter contact@etika.lu

Hommage an die Transparenz

Seit ihrer Gründung kritisiert etika unaufhörlich die verschiedenen Formen von Intransparenz, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Die Transparenz ist untrennbar verbunden mit der Notwendigkeit externer Kontrolle von Macht.
Deswegen hat etika beschlossen ein Leuchtturmprojekt zu verwirklichen. Im Gegensatz zu anderen Finanzorganismen, bei denen die SparerInnen nicht wissen, wo ihr Geld investiert wird, veröffentlicht etika regelmäßig durch »etika info“ welche Projekte finanziert werden. Um noch transparenter zu werden, hat etika beschlossen über die unterstützten Projekte kurze filmische Reportagen zu produzieren, die über die Website www.etika.lu zugänglich sind und herunter geladen oder als DVD kostenlos bestellt werden können.
Zentrales Anliegen dabei ist es zu zeigen, dass die Transparenz der Seriosität eines Unternehmens oder irgendeiner anderen Einrichtung nicht nur nicht schadet, sondern, dass die Vertrauenswürdigkeit steigt.
Viele Unternehmen, wie auch öffentliche Verwaltungen suhlen sich geradezu im undurchdringlichen Schlamm der Intransparenz. Für Transparency International (www.transparency.org) ist fehlende Transparenz die Quelle von Korruption, Ungerechtigkeit und Ineffizienz schlechthin.
Die Korruption ist neben einem juristischen und moralischen Problem, vor allem Ursache für Armut und Ressourcenverschwendung. Denn eine Entscheidung auf der Grundlage von Schmiergeldern orientiert sich nicht mehr am Interesse der Allgemeinheit, sondern an Eigeninteressen, die dann im Normalfall gegensätzlich zu denen der Öffentlichkeit sind. Für die hochindustrialisierten Länder ist dies ein Problem, für Entwicklungsländer eine Katastrophe.
Dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Länder, in denen die Entscheidungsträger als die korruptesten gelten, sind gleichzeitig auch die ärmsten des Globus. Hingegen sind die reicheren Länder weniger vom Phänomen der Korruption betroffen. Luxemburg befindet sich im Jahr 2006 auf Platz elf (http://www.transparency.org/news_room/in_focus/cpi_2006), unmittelbar nach den Niederlanden, aber noch vor Kanada.
Gerade für eine Organisation der Sozialfinanz, wie etika, ist die Transparenz deswegen fundamental. Denn das Geld der Sparer, je nachdem wofür es verwendet wird, kann sehr, sehr weh tun.

Ein hübsches Weihnachtsgeschenk

Ein Geschenk erfreut immer - vor allem dann, wenn es Ausdruck von Solidarität ist.
Bei etika warten immer noch kleine, goldige Elefanten aus Leder, die adoptiert werden möchten. Das sind hübsche Sparbüchsen, die gleichzeitig auch noch als Dekorationsobjekte dienen. Sie wurden nach den Maßstäben des fairen Handels (FairTrade) von der Firma Needle-Point in Indien hergestellt.
Wenn Sie die Patenschaft für eine neue Sparerin oder einen neuen Sparer übernehmen, erhalten Sie beide diesen kleinen Elefanten - übrigens ein nettes und solidarisches Weihnachtsgeschenk.
Wenn Sie jemanden überzeugen ein alternatives Sparkonto zu eröffnen, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur internationalen Solidarität, zum Umweltschutz, zu einer schöneren Welt. Denn, wie Sie wissen, werden die alternativen Spareinlagen in Projekte investiert, die Ihnen am Herzen liegen.
Wenn Sie mitmachen wollen, und seit dem 1. September eine neue Sparerin oder einen neuen Sparer gewonnen, oder selber erst ein Konto eröffnet haben, schicken Sie uns bitte Ihre Adresse und Telefonnummer, sowie eine Photokopie des ersten Kontoauszugs an: etika - Elefantenpatenschaft, 55, avenue de la Liberté, L-1931 Luxemburg. Wir werden Ihnen ihre Elefanten umgehend zuschicken. Ihre persönlichen Daten werden nur für diese eine Aktion genutzt. Im Anschluss werden sie dann vernichtet. Die Aktion dauert noch bis zum 31. Dezember.

Sterben auf Raten

Es war ein angenehmer Morgen, dieser 23. Mai 2002, als Ricardo Gomez kurz vor sechs Uhr seine Hütte verließ. Noch etwas kühl zwar und die Felder mit Dunstschleier verhangen, aber die Sonne bahnte sich schon ihren Weg durch die dampfenden Nebel der Ebene. Nach einem zwei Kilometer langen Fußmarsch traf er auf eine Gruppe Tagelöhner, die wie er auf den Bananenplantagen eines internationalen Großkonzerns arbeiteten. Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort, hinunter in die Ebene, mit ihrem unendlichen Grün der Bananenstauden.
Doch irgendwas an jenem Morgen war anders als sonst, seltsamer. Als die Gruppe in der Plantage ankam, war die Sonne verschwunden. Es herrschte dicker Nebel. Die Männer fröstelte es plötzlich, einige fingen an zu husten, bekamen Atemnot, andere übergaben sich. Nur Ricardo Gomez hatte Glück. Er starb noch am gleichen Tag.

Plantagen ohne Plagen

Jede Monokultur ist für Schädlingsbefall anfälliger als Mischkulturen. Schon das Eindringen kleiner Populationen kann innerhalb kürzester Zeit zur Vernichtung der kompletten Ernte führen. Das verleitet viele Agrarkonzerne dazu ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Feldarbeiterinnen und Feldarbeiter oder der Konsumenten massiv Pestizide einzusetzen. Bei Stichproben europäischer Gesundheitsbehörden von Bananenlieferungen wird der Grenzwert für bestimmte Pestizide oftmals gerade noch unterschritten.
Der Einsatz dieser Schädlingsbekämpfungsmittel steigert zwar die Gewinne der Agrarindustrie, indem Ernteausfälle reduziert werden, erhöht aber gleichzeitig die gesundheitlichen Risiken für die Arbeiterinnen und Arbeiter, die damit in irgendeiner Form in Kontakt kommen. Auch sind die Langzeitschäden der Pestizidaufnahme durch Nahrung für die Konsumenten noch nicht genügend dokumentiert, um gesundheitliche Schäden auszuschließen.

400.000 Pestizidtote

Ricardo Gomez wurde gerade einmal 29 Jahre alt. Er ist nur einer von jährlich bis zu 400.000 Menschen, die Pestiziden zum Opfer fallen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr mindestens 70.000 Menschen an Pestizidvergiftungen. Das Pestizid Aktions-Netzwerks e.V. ( http://www.pan-germany.org/download/fs_vergiftungen.pdf ) spricht sogar von bis zu 400.000 Personen, die durch diese Vergiftungen ums Leben kommen. 4 Millionen Menschen weltweit erleiden zum Teil schwere Vergiftungen durch Schädlingsbekämpfungsmittel, ohne das dies unmittelbar zum Tod führt. Oftmals bleiben langfristige Schäden, z.B. des Nervensystems. Mittel- und langfristig entwickeln viele der Überlebenden verschiedenste Formen von Krebs. Diese Erkrankungen werden dann oft nicht mehr auf die meist viele Jahre zurückliegende Pestizidvergiftung zurückgeführt.

Die Opfer: arm und weiblich

In vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara sind es vor allem Frauen, welche die Felder bestellen. Wenn sie es sich leisten können kaufen sie neben Düngemitteln auch die verschiedensten Pestizide. Doch der sorglose Umgang damit hat oft fatale Folgen.
Viele dieser Frauen können weder lesen noch schreiben. Die Warnhinweise über die Gefährlichkeit der Substanzen, sofern sie denn mitgeliefert werden, sind für die Betroffenen nicht zu entziffern.
Die wenigen, die doch über die Gefahren aufgeklärt sind, haben oftmals entweder nicht genügend Geld für Schutzmassnahmen, wie Gummihandschuhe oder Mundschutz, bzw. sind diese auf dem regionalen Markt, mangels Nachfrage, auch gar nicht vorhanden.
Der unsachgemäße Umgang durch Unkenntnis führt oftmals auch dazu, dass leere Pestizidbehälter für andere Zwecke, z.B. zur Lagerung von Lebensmitteln gebraucht werden.
Allein in dem kleinen afrikanischen Land Benin starben zwischen Januar 2001 und Juli 2003 53 Menschen an Endosulfan, weitere 39 an anderen Pestiziden (Quelle: PAN UK (2003): Effects of pesticides on the health of cotton-growing families in West-Africa)
Viele giftige Substanzen werden im Körper nur sehr langsam abgebaut. Deswegen kommt es gehäuft zu Todgeburten oder die Babys werden während des Stillens durch die Muttermilch kontaminiert. In Teilen Indiens und Chinas nehmen Kinder durch die Muttermilch das hochgiftige DDT auf. Teilweise wird der Grenzwert dabei um das 10- bis 12-fache überschritten (http://www.earthsummit2002.org/ ).

Der Mix einer Katastrophe

An jenem Morgen, des 23. Mai 2002, als Ricardo Gomez zum letzten Mal seine Hütte verließ, hatten Sprayflugzeuge bereits vor Sonnenaufgang begonnen die Bananenplantagen mit Pestiziden zu besprühen. Denn zu jenem Zeitpunkt herrschte eine für die Ebene ungewöhnliche Windstille. Das Unternehmen wollte vermeiden, dass das Schädlingsbekämpfungsmittel sozusagen vom Winde verweht würde. Also nutzten sie die Gunst der Stunde.
Für die Arbeiter aber führten genau diese meteorologischen Bedingungen direkt in die Katastrophe. Die Abwesenheit von Wind sowie wärmere Luftmassen in Bodennähe, die einen leichten thermischen Auftrieb zur Folge hatten, verhinderten ein schnelles Absinken der Pestizide auf Pflanzen und Boden. Die giftigen Substanzen waberten in der Plantage noch Stunden nach Gomez’ Tod.

Tödliche Blumen

Tropische oder subtropische Massenexportschlager sind neben Bananen und Kaffee auch Schnittblumen. In südlichen Gefilden gedeihen Blumen sowohl im Freien, wie auch in Gewächshäusern besser als in Europa. Hinzu kommt, dass billige Löhne und laxe Umweltvorschriften die Produktion von Blumen selbst dann noch billiger machen, wenn man die Transportkosten per Flugzeug mit einrechnet. Kolumbien ist mittlerweile, nach den Niederlanden, die zweitgrößte Exportnation für Schnittblumen - dicht gefolgt von Kenia, Israel und Simbabwe. Rund 30 Prozent der in Europa verkauften Blumen kommen aus Afrika oder Lateinamerika (Quelle: Behinderung und Dritte Welt, Journal for Disability and International Development 3/2004).
Auf einem einzigen Hektar Rosenanbau werden in Kenia und Kolumbien pro Jahr bis zu 200 Kilogramm Pestizide eingesetzt. Im konventionellen Ackerbau in Deutschland entfallen auf einen Hektar gerade einmal 4 Kilogramm der Schädlingsbekämpfungsmittel.
Besonders dramatisch wird für die Blumenarbeiterinnen und -arbeiter die Situation in Gewächshäusern. Die Menschen tragen oftmals keinerlei Schutzmasken, von Schutzanzügen ganz zu schweigen. Die Gewächshäuser verfügen über keine oder schlecht funktionierende Belüftungsanlagen. In der warmen, feuchten, schweren Luft der Gewächshäuser hängt ein Nebel aus ätzenden, giftigen Gasen, deren Zusammensetzung oder Auswirkung auf die Menschen niemand kennt.
Eigentlich relativ harmlose Fungizide, wie Schwefel, oxidieren oftmals durch die Hitze in den Gewächshäusern. Das Ergebnis dieses Oxidationsprozesses ist das giftige Schwefeldioxid. Wie viele Menschen jedes Jahr durch den unsachgemäßen Umgang mit Pestiziden im internationalen Blumenbusiness sterben oder erkranken kann nur vermuten werden. Fest steht, dass in großem Maße mit Substanzen hantiert wird, die in Europa verboten sind, und dass in vielen Fällen selbst die elementarsten Schutzvorschriften schlichtweg ignoriert werden.

Die Zukunft der Kinder

Nach dem tödlichen Unfall vom 23. Mai 2002 in der Plantage forderten die Behörden das Unternehmen zu einer Untersuchung der Vorfälle auf. Eine vom Konzern eingesetzte Expertenkommission kam zu dem Schluss, dass die Pestizide vorschriftsmäßig ausgebracht wurden. Ricardo Gomez starb dem Bericht zufolge an einer Herzschwäche. Diese hätte nichts mit dem Pestizid zu tun gehabt. Drei von Gomez’ Kollegen erkrankten in den 12 Folgemonaten an Krebs, zwei von ihnen sind mittlerweile verstorben.
Als Ricardo Gomez vor knapp vier Jahren starb, hinterlies er eine Frau und vier Kinder. Sein ältester Sohn Gabriel ist heute gerade einmal 14 Jahre alt, und muss jetzt die Familie ernähren. Wie auch sein Vater arbeitet er in der Bananenplantage des multinationalen Großkonzerns. Seinen Vater zu betrauern, dafür gab es keine Zeit. Die Familie brauchte dringend Geld. Also Gabriel musste arbeiten. Er ist heute kräftig und gesund, er kann die Familie ernähren, möchte irgendwann auf die Abendschule gehen.
Es ist Samstag Morgen, kurz vor sechs, als Gabriel seine Hütte verlässt. Nach etwa einer halben Stunde trifft er auf einige der Tagelöhner, die auch schon mit seinem Vater zusammengearbeitet hatten. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort, hinab in die Ebene. Warum der Vater sterben musste, fragt Gabriel immer wieder. Doch die Männer schweigen.
Und irgendwo am Horizont, über der weiten grünen Ebene der Bananenplantage, surren die Rotoren eines Sprühflugzeugs.

Encadré

Das Geschäft mit Pestiziden, Fungiziden, Insektiziden, Herbiziden und Düngemitteln boomt weltweit und wirft beträchtliche Gewinne für Aktionäre ab, die in die Hersteller- und Vertriebsfirmen investiert haben. Auslöser dieses starken Wachstums ist unter anderem die steigende Agrarproduktion infolge der wachsenden Weltbevölkerung sowie großzügige Agrarsubventionen, die, wie in der EU, mehr auf die erzeugte Menge abzielen, als auf die Produktion gesunder Lebensmittel.
Um den negativen Folgen des unsachgemäßen Umgangs mit Pestiziden zu entgegnen sind die Institutionen der Sozialfinanz, wie etika, darum bemüht nicht nur den biologischen Landbau zu fördern, sondern auch den fairen Handel mit Bio-Produkten.
Der Vorteil fair gehandelter biologischer Erzeugnisse liegt darin, dass nicht nur die Konsumenten gesündere Lebensmittel auf den Tisch bekommen, sondern verhindert die oftmals tödlich verlaufenden Unfälle mit Pestiziden, vor allem in Ländern der so genannten Dritten Welt. Denn dort wo keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden, kann es auch keine derartigen Unfälle geben.
Aus dem gleichen Grund investieren Institutionen der Sozialfinanz nicht in z.B. Aktien von Firmen, die Pestizide produzieren.

Das Interview

In der Vergangenheit hat etika viele Projekte unterstützt, die erwerbslosen Menschen mit spezifischen Problemen helfen wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen. Über die Schwierigkeiten, mit denen viele von ihnen konfrontiert sind, sprach Stefan König mit dem Vorsitzender des LCGB Robert Weber.

Stefan König: Herr Weber, welche spezifischen Probleme stellen sich für Arbeitnehmer, die schwer vermittelbar sind, z.B. für Menschen mit Behinderungen oder mit Migrationshintergrund?
Robert Weber: Die haben mit Sicherheit in einer Gesellschaft, die sehr liberal orientiert ist und nur auf Profit aus ist Probleme einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, unabhängig davon, dass sie auch sonst in der Gesellschaft riesige Probleme haben. Die Gesellschaft ist nicht orientiert an Menschen, die Probleme haben, sondern an Menschen, die olympiareif und in der Wirtschaft direkt einsetzbar sind.
Frage: Was kann die Politik, und vor allem, was können die Gewerkschaften tun, um diesen Menschen zu helfen, Fuß im ersten Arbeitsmarkt zu finden?
Antwort: Wir können sehr viel machen. Wir können, wie wir das auch in Luxemburg gemacht haben, eine Gesetzgebung in Bezug auf Behinderte einführen. Wir können in Bezug auf Gastarbeitnehmer ordentliche gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, was Unterkünfte anbelangt, was Arbeitsstellen anbelangt. Wir können als Gewerkschaften sehr vieles machen, indem wir in unseren Gewerkschaften, mit unseren Gewerkschaftsfunktionären für diese Leute in den Betrieben arbeiten, indem dass wir aber auch selbst Initiativen ergreifen, wie unsere Beschäftigungsinitiativen ProActif Forum pour l’emploi, wo wir konkret mit hilfsbedürftigen Menschen zusammenarbeiten.
Stefan König: Es gibt ja Unternehmen der sogenannten Sozialwirtschaft, die sich ganz speziell für Menschen engagieren, speziell Menschen auch einstellen, die bestimmte Probleme haben. Warum machen das so viele Unternehmen Ihrer Meinung nach nicht?
Robert Weber: Die normalen Unternehmen der Wirtschaft machen das nicht, weil die Betroffenen Leute mit Problemen sind. Die normalen Unternehmen haben sich ihrer sozialen Leistungen der Gesellschaft gegenüber entledigt. Und das hat auch die Politik in den letzten Jahren sehr stark favorisiert. Das ist aber nicht nur ein Problem von Luxemburg, sondern wahrscheinlich von der gesamten industrialisierten Welt. Das ist aber auch ein Problem das sich verstärkt hat in diesem ganzen Globalisierungskampf, der hier stattfindet, und wo man produzieren lässt, wo Arbeit am billigsten ist, vielleicht auch noch am unsozialsten ist, denn dann ist sie immer billig, und das man dann die Produkte der Arbeit Da mit dem größtmöglichen Gewinn in den industrialisierten Ländern verkaufen kann. Da muss man dann auf Initiativen der Gewerkschaften oder anderer karitativer Einrichtungen zurückgreifen, die spezifisch sich dann um diese Menschen kümmern. Es ist schade, dass sich nicht die gesamte Gesellschaft in der Verpflichtung sieht sich auch um Leute zu kümmern, die vielleicht nicht das Glück hatten, eine gute Ausbildung zu bekommen, ein gutes Elternhaus zu haben, oder auch sonst im Leben immer Glück hatten. Wir haben in der Gewerkschaft zwei solcher Initiativen: ProActif, Forum pour l’emploi. Und im Rahmen dieser Initiativen, die um die 750 Leute beschäftigen wollen wir dann versuchen, die Leute auszubilden. Um sie dann letztendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das ist oft mit viel Schweiß und Anstrengung verbunden. Dabei erreichen wir nicht immer den gewünschten Erfolg. Wir konnten aber feststellen, dass wir rund 40 % aller Leute, die wir jährlich, die wir in unseren Beschäftigungsinitiativen haben, in den Arbeitsmarkt hineinbringen. Das ist relativ zu der Bevölkerung ein doch beachtliches Ergebnis.
Stefan König: Herr Weber, vielen Dank für dieses Gespräch.

Erfolgreiche Mobilisierung gegen Investitionen in Rüstung

In unserer letzten Ausgabe von etika info haben wir die negativen Auswirkungen des Waffenhandels sowohl auf die so genannten Entwicklungsländer, wie auch auf die hochindustrialisierten Länder beleuchtet. Dieses hochlukrative Geschäft gäbe es nicht, würden nicht genügend Investoren darin investieren. Es gibt aber Gegenbeispiele.

In Belgien hat da Reseau Financement Alternativ und das flämische Netwerk Vlaanderen eine Umfrage bei den fünf größten belgischen Finanzinstitutionen über ihre Investitionspolitik durchgeführt. Diese Aktion wurde durchgeführt, nachdem das Netwerk Vlaanderen einen Bericht über die Investitionen der fünf größten Banken (AXA, Fortis, Dexia, ING und KBC) veröffentlich hatte, in dem es über ihre Beteiligung an Industrien ging, die »kontroverse“ Waffen herstellen: Anti-Personenminen, Streubomben oder Atomwaffen. Dieser Bericht brachte ans Tageslicht, dass diese fünf Finanzinstitutionen mit insgesamt 13 der Unternehmen aus diesem Bereich finanzielle Bindungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro hatten.

Die Kampagne teilte sich in zwei Teile auf:
bei den Banken wurde angefragt, ob sie in diesem Bereich Investitionen tätigen
die vier großen belgischen politischen Parteien (CDH, PS, MR, Ecolo) wurden zu ihre Positionierung hinsichtlich der Investitionen vonseiten der Banken in der Rüstungsindustrie befragt.

Die befragten Banken haben positiv reagiert. Die KBC schloss Direktinvestitionen und Investmentfonds für Anti-Personenminen, Streubomben, Atom- und Chemiewaffen aus. ING hat angekündigt, dass sie nicht mehr in die Produktion bestimmter Waffengattungen investieren wird: Anti-Personenminen, Streubomben, usw., dies gelte aber nur für ihre eigenen Finanzierungen und Investitionen. Auch Fortis folgt diesen Beispielen. Dexia geht noch weiter und schließt fast die komplette Rüstungsindustrie von der Kreditvergabe aus. Die schwächste Reaktion kam von AXA. Sie sieht sich lediglich gesetzlich verpflichtet nicht in Investmentfonds zu investieren, in denen Papiere von Unternehmen enthalten sind, die Anti-Personenminen herstellen.

Die politischen Parteien haben alle geantwortet, außer MR. PS, CDH un Ecolo sind für eine Gesetzgebung, die die Transparenz der Banken ihren Kunden gegenüber erhöht.

Bevor die Kampagne »Mon argen. Sans scrupules?“ gestartet wurde, hatte sich niemand richtig für das Problem interessiert: weder die Presse, noch die Öffentlichkeit oder die Politik, und schon gar nicht die Finanzwelt.

Ein Jahr später sah das schon ganz anders aus. Im Oktober 2003 haben das Netwerk Vlaanderen, das Forum voor Vredesactie, Vrede und For Mother Earth eine brisante Untersuchung über die Rüstungsinvestitionen von KBC, Fortis, Dexia, ING und AXA veröffentlicht. Der Sturm der Entrüstung führte schließlich dazu, dass die Banken sich gezwungen sahen, diese Investitionen zu beenden.

Eine sinnvolle Gesetzgebung

Am 16. Juni 2005 votierte der belgische Senat einstimmig für einen Gesetzesvorschlag der das Verbot der Finanzierung von Anti-Personenminen zum Inhalt hatte.

In die gleiche Richtung geht nunmehr der Senator Philippe Mahoux, der einen Gesetzesvorschlag vorgelegt hat, der auch die Finanzierung von Streubomben verbieten soll. Jede Finanzinstitution wäre nach diesem Entwurf strafrechtlich belangbar, wenn sie diese Art Waffen finanzieren würde. Ähnlich wie bei der Geldwäsche.

Was Luxemburg anbetrifft, sind Anti-Personenminen seit 1999 verboten, nicht jedoch deren Finanzierung. Hier gibt es noch Defizite.

Auch die Norweger sind weiter

Im Jahre 1990 wurde der norwegische Regierungsfonds gegründet, in den die Einkommen aus den Eröleinnahmen fließen. Dieser Fonds investiert unter Beachtung ganz klarer Ausschlusskriterien. Ausgeschlossen sind beispielsweise Investitionen in Papiere von Unternehmen, die Geschäfte mit Anti-Personenminen oder Streubomben machen. Aufgrund genau dieser Politik hat sich der Fonds aus verschiedenen Unternehmen zurückgezogen, wie zum Beispiel: Thalès, EADS, Alliant Techsystems, General Dynamics, L3 Communications Holdings, Lockheed Martin, Raytheon, BAE Systems, Boeing, Finmeccanica, Honeywell, Safran und einige andere. Die ausgeschlossenen Papiere haben einen Gesamtwert von rund 700 Millionen Euro - ein Betrag der die Unternehmen nicht kalt lassen kann.

Am 7. Juli 2005 hat das Europaparlament eine Resolution verabschiedet. Unter dem Motto »Eine Welt ohne Minen“ fordert das Parlament die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, die es Finanzinstitutionen verbieten direkt oder indirekt in bestimmte Waffengattungen zu investieren. Das bedeutet unter anderem, dass diese Institutionen für mehr Transparenz sorgen müssen.
Diese verschiedenen Initiativen sind der Beweis dafür, dass eine gut strukturierte Mobilisierung durchaus Früchte tragen kann. Natürlich sind wir noch weit von einem universellen Verbot der Finanzierung von Rüstungsgütern entfernt. Aber der erste Schritt ist gemacht. Die grosse Debatte kann beginnen.

Für weitere Informationen www.financite.be

Sozial verantwortliche Investitionen erreichen 1.000 Milliarden Euro

All jene Investitionen, die unter den Begriff »sozial verantwortlich“ fallen zusammengenommen haben im September 2006 die symbolische Marke von 1.000 Milliarden Euro überschritten. Das geht aus einer Eurosif-Studie hervor. Diese wurde in 9 Ländern durchgeführt: Deutschland, Österreich, Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Großbritannien, Schweiz). Damit erreichen die sozial verantwortlichen Investitionen zwischen 10 und 15 Prozent des Gesamten. Frankreich landet auf dem vierten Rang und zeichnet sich durch die Dynamik des Marktes aus. Luxemburg war zwar nicht Teil der Studie, dennoch zeigen unsere eigenen Nachforschungen, die in Kürze in einem Guide de Placements Ethiques münden werden, dass es etliche sozial verantwortliche Fonds in Luxemburg, mit teils erheblicher Größe, vertrieben werden.
Diese Summe von 1.000 Milliarden Euro beinhaltet sowohl die sozial verantwortlichen Investitionen im engeren, als auch in einem etwas weiter gefassten Sinne. Im engeren Sinne sind dies die sogenannten »best-in-class“-Firmenbeteiligungen. Dabei gelten bestimmte Ausschlusskriterien, wie beispielsweise Waffenhandel- oder Vertrieb, Alkohol, Tabak u.ä. Eine etwas weiter gefasste Definition beinhaltet auch solche Firmen, die lediglich ein oder wenige Ausschlusskriterien haben, bzw. die sich in irgendeiner Weise im Sozial- oder Umweltbereich besonders auszeichnen. Nimmt man nur die engere Definition, so kommt man auf etwa 100 Milliarden Euro. Aber die Situation variiert sehr stark von Land zu Land. Die großen Märkte, wie der britische, bewegen sich nur wenig, wohingegen Spanien einen Zuwachs von 2000 % erfahren hat. Im Jahr 2003 hat Eurosif dort 79 Millionen Euro als sozial verantwortlich investiert eingestuft. Im Jahr 2005 betrug das schon 1,5 Milliarden.

Weitere Informationen www.eurosif.org