Fondation Autisme Luxembourg

, von Jean-Sébastien Zippert














Die 1996 gegründete gemeinnützige Fondation Autisme (FAL) hat sich zum Ziel gesetzt, in Luxemburg notwendige Strukturen für eine moderne und angepasste Betreuung von Personen mit Autismus zu schaffen, ihre Rechte zu verteidigen und die Fähigkeiten der von Autismus betroffenen Personen zu fördern. Ihre Zahl wurde im April 2020 für Luxemburg auf fast 6000 geschätzt (1 % der Bevölkerung als Schätzwert). Ihnen soll ein Leben in Würde ermöglicht werden, in dem sie ihren Wünschen entsprechend leben können. Seit der Einführung der Unterstützung im Jahre 2004 steigen die Anfragen unaufhörlich, und nicht weniger als 600 Famillien haben seither Unterstützung bekommen. Jährlich werden 300 Autisten betreut, die Wartelisten sind lang.

Zurzeit ist die Stiftung in der Diagnose, Beistand und Weiterbildung aktiv. Dazu gehört insbesondere die Unterstützung der Familien durch Weiterbildung, Informationen über die in Luxemburg existierenden Dienstleistungen sowie punktuelle Hilfestellungen bei Problemen.

Die Fondation Autisme hat ihren Sitz in Capellen und hat in Munshausen/ Munzen bei Clervaux und Rambrouch Unterkünfte errichtet, die die Selbständigkeit von Autisten erleichtern sollen. Dort befinden sich auch Gästezimmer, um Familienbesuche zu erleichtern. Für die Schaffung von zwei Unterkünften für von Autismus betroffene Personen hat die Stiftung im Januar 1999 und September 2004 von etika und der BCEE zwei Investitionskredite in Höhe von 170.551 und 500.000 Euro erhalten. die Laufzeit der Kredite beträgt 20 Jahre.

Mehr Informationen dazu finden Sie weiter unten.

Im Januar 1999 wurde der Fondation Autisme ein Alternativkredit in Höhe von 170.551 Euro gewährt, um eine erste Unterkunft in Munshausen, im nördlichen Luxemburg, zu errichten.

Das im Oktober 2002 bezogene Gebäude hat den von Autismus betroffenen Menschen und ihren Familien das Leben enorm erleichtert. Vor der Errichtung dieser Unterkünfte gab es in Großherzogtum keine geeigneten Strukturen für Autisten, die meistens im Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique (CHNP) in Ettelbrück untergebracht waren. Doch waren die Strukturen dort nicht an ihre spezifische Behinderung angepasst.

Der Autismus ist eine relativ häufige (1 Fall auf 100 Geburten) und vielschichtige Entwicklungsstörung, die sich im Laufe der drei ersten Lebensjahre bemerkbar macht. In Luxemburg werden jährlich über 50 autistische Kinder geboren.

Die Entwicklungsstörung ist die Folge einer neurologischen Störung, die die Hirnfunktion beeinträchtigt. Menschen mit Autismus haben oft Schwierigkeiten bei der verbalen und nonverbalen Kommunikation, was sie aber nicht daran hindert, Beziehungen zu ihrer Umwelt herzustellen. Die betroffenen Personen benötigen eine ständige und angemessene Betreuung, was die Familien der betroffenen Kinder vor enorme Schwierigkeiten stellt.

Auch für die Fondation ist eine angemessene Betreuung nicht einfach zu organisieren, angesichts der unterschiedlichen Grade der autistischen Störungen, betont ihr Präsident Claude Schmit. Im Lëtzebuerger Journal vom 1. April 2019 sagte er: "Bei schweren Fällen werden zwei ausgebildete Betreuer auf sechs Personen gebraucht, bei leichteren vielleicht einer auf vier. Fakt ist, dass Fachleute gebraucht werden, die sich mit der Betreuung von Autisten auskennen. Fertig ausgebildete gibt es selten, deshalb haben wir Fortbildungsprogramme eingerichtet."

Die Fondation Autisme wendet auf der einen Seite eine spezifische Methode an, um die Diagnostik bei Kleinkindern zu erleichtern. Denn der Autismus wird oft mit anderen Behinderungen, wie Taubheit, oder geistige Zurückgebliebenheit verwechselt. Viel zu häufig wird eine zu schwere und unnötige Medikation als "Lösung" vorgeschlagen. Früher landeten viele der Betroffenen in der Psychiatrie.

Auf der anderen Seite werden die Menschen - Kinder wie Familienangehörige - ihren Bedürfnissen entsprechend unterrichtet und informiert.

Die bisherigen fünf Wohneinheiten, die von der Fondation Autisme verwaltet werden, sind ausschliesslich für Patienten über 18 Jahre bestimmt und haben zum Ziel, ihnen eine höchstmögliche Selbständigkeit zu garantieren. So hat jeder Patient beispielsweise sein eigenes Zimmer. 2018 waren dort 32 Personen untergebracht. Sie haben Zugang zu intellektuellen und manuellen Aktivitäten um ihr Gehirn zu stimulieren, sowohl in den normalen Tagesabläufen der Einrichtung, wie kochen, gärtnern oder den Betrieb der Waschküche. Aber sie gehen auch Tätigkeiten im künstlerischen Bereich, wie Zeichnen, Töpfern, Herstellung von Kerzen und Kerzenhaltern oder sportlichen Betätigungen nach.

Um das Leben der Familien von Autisten zu erleichtern hat die Stiftung spezielle Zimmer für Besucher eingerichtet, so dass diese Personen einen oder mehrere Tage miteinander verbringen können, ohne ständig zwischen ihrem Wohnort und dem Haus der Stiftung hin und her fahren zu müssen.

Die Fondation Austisme hat auch an die autistischen Kinder gedacht und organisiert Ferienfreizeiten, die von ehrenamtlichen Helfern entweder in Munshausen oder im Ausland organisiert werden. Dies ermöglicht den Eltern etwas Entspannung vom Alltagsstress und gibt ihnen das ruhige Gewissen, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind. 2018 profitierten davon 12 Kinder. Insgesamt wurden 22 Ferienaufenthalte für 50 Familien organisiert.

Im Jahre 2003 wurde dann in einem zweiten Gebäude eine zweite und 2005 eine dritte Wohneinheit eingeweiht. Insgesamt können in Munshausen 18 Autisten aufgenommen werden. Beim Bau des Gebäudes wurden auch bestimmte ökologische Kriterien eingehalten, wie der Betrieb von Solaranlagen oder das Auffangen und Nutzen von Regenwasser. Ab 2013 richtete die Stiftung ihr Augenmerk auf den Bau eines zweiten Wohnheims in Rambrouch, das 2017 eröffnet wurde. Es beinhaltet drei Wohneinheiten für jeweils acht Personen (siehe nebenstehenden Artikel aus dem Luxemburger Wort). Der Staat übernahm 70 % der Baukosten (laut Journal vom 02.04.2013). Mehr dazu hier. 2020 wurde eine dritte Wohneinheit für sechs minderjährige Bewohner/innen errichtet.

Alles in allem beschäftigt die Stiftung 104 Betreuer*innen (Stand 2018). Hinzu kommen über 200 freiwillige Helfer, die insbesondere während der Ferienwochen helfen, sowie Studenten und Praktikanten. Sie sind überwiegend spezialisierte Psychologen, Ergotherapeuten und Erzieher. Durch den besonderen Bedarf der Autisten beträgt der Betreuungsschlüssel 6 zu 2: Sechs Autisten werden von zwei Personen betreut.

2012 ist das Diagnosezentrum der Stiftung aus der Hauptstadt in ein ehemaliges Haus der Forstverwaltung in Capellen umgezogen. 2018 wurden neben 730 Fällen der Servicebereitstellung für 281 Familien sowie 69 Diagnosen auch 91 Übernachtungen in Zimmern registriert, die für Kurzaufenthalte gedacht sind.

Mehr zum Thema: Hoffmann, René: Thema Autismus. eine noch oft verkannte Behinderung, Tageblatt, 05.08.2016 und „Wir brauchen einen nationalen Autismus-Plan“, Journal vom 29.03.2018.

Kontakt:
Thomas Jaeger (Leitung) sowie Patrick Simon und Christophe Wantz, 68, route d’Arlon, L-8310 Capellen, Tél.: (+352) 26 91 11-1, Fax: (+352) 26 91 09 57, E-mail: autisme@fal.lu, www.fal.lu

Fotos: Fondation Autisme

Dieser Artikel erschien am 12.10.2006, er wurde mehrfach, zuletzt am 08.10.2020 aktualisiert