G wie ... (ein kleines Glossar)

, von Ekkehart Schmidt


















Abgewälzte Kosten, Alternatives Sparkonto, Bank, Banker, Bankgeheimnis, Bankiers, Bankster und Bankrott, Bad Bank und Bankenkrise, Bitcoin und Blockchain, Biodiversität, Clearstream, Crowdfunding, Cum-Ex-Geschäfte, Dodd-Frank-Act und Volcker-Rule, Digitalbank, Double Irish with a Dutch Sandwich, ETF, Ethisches Investment, externalisierte Kosten, Fairer Handel, Finanzialisierung, FinTech, Flash Crash, Geldroboter, Gemeinwohlökonomie, gestrandete Vermögenswerte, Good Citizenship, Greenwashing, Geierfonds, Hedgefonds, Heuschrecken, kohärente Investitionspolitik, Kapitalflucht, Impact-Investing, Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Landgrabbing, Locavore, Lobbying, LOHAS, Mikrofinanz, Mikrokredite, Nachhaltigkeit, Neo-Bank, Permakultur, Phantompapiere, Philantropie, Regionalwährungen, Rebound-Effekt, Rentabilität, r/wallstreetbets, Robo-Advisors, Schattenbanken, Slow Food, Smartphone-Banking, Social washing, Solidarwirtschaft, Slow Food, Soparfi, SRI, Staatsfonds, Steueroptimierung, Steuerwettbewerb, Stranded assets, EU-Taxonomy, Tax Rulings, Transition-Town-Bewegung, EU-Taxonomie, Transparenz, Trilemma der Globalisierung, True-Cost-Accounting, Umlaufgesichertes Geld, Vollgeld, Wallstreet-Wetten, Zirkuläre Wirtschaft ...

... sind Begriffe, die zunehmend genutzt werden - die man kennen sollte.

Daher haben wir dieses kleine Glossar erarbeitet. Es soll langsam anwachsen - auch durch Ihre Anregungen. Bitte senden sie uns die Begriffe aus dem Bereich des sozial-ökologisch verantwortlichen Handelns, die Sie schon immer genauer erklärt haben wollten: mail

A wie ... Abgewälzte Kosten

Visionäre Konzepte zur Veränderung von als ungerecht oder schwer umweltschädigend erlebte Phänomene sind einfach voran zu treiben. Es ist auch nicht schwer, mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen, der ja eigentlich handeln müsste. Beide dürfen nicht als Alibi, nicht als Ersatz für eigenes, ganz konkretes Handeln missbraucht werden. Diese Notwendigkeit "ist in allen Bereichen des menschlichen Lebens einzufordern", so Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Direktor des United Nations Environment Programme (UNEP). Ausdrücklich auch beim Konsumverhalten: Es beginne mit der Rückfrage, inwieweit der eigene Lebensstil und das eigene Konsumverhalten den Ansprüchen von Nachhaltigkeit gerecht wird. Wie groß ist der eigene „ökologische und soziale Fußabdruck“? In wie weit hat also das eigene Verhalten Auswirkungen hat auf andere, die mit uns gleichzeitig leben oder in Zukunft auf der Erde leben?

Als externen Effekt (auch Externalität) bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die unkompensierten Auswirkungen ökonomischer Entscheidungen auf unbeteiligte Marktteilnehmer. Vereinfacht gesagt also Auswirkungen, für die niemand bezahlt oder einen Ausgleich erhält. Sie werden nicht in das Entscheidungskalkül des Verursachers einbezogen. Volkswirtschaftlich gesehen sind sie eine Ursache für Marktversagen und können staatliche Interventionen notwendig werden lassen. Extern heißt dabei, dass die Effekte (Nebenwirkungen) eines Verhaltens nicht (ausreichend) im Markt berücksichtigt werden. Negative externe Effekte werden auch als externe oder soziale Kosten, positive als externer Nutzen oder sozialer Ertrag bezeichnet.

Von externen Kosten spricht man, wenn man die Herstellungskosten eines Produkts meint, die vom Hersteller nicht kompensiert/ bezahlt werden. Beispiele sind die Verschmutzung der Luft mit Emissionen, die Folgen von Reaktorunfällen wie in Fukushima oder die fehlende soziale Absicherung der Mitarbeiter/innen eines Zuliefererbetriebes. Diese Kosten werden bewusst oder unbewusst abgewälzt auf andere. Das Konzept der „Corporate Social Resonsibility“ ist ein Weg, dem Rechnung zu tragen.

Von abgewälzten Kosten eines globalisierten Marktes profitieren aber letztendlich auch die Konsumenten, also jeder von uns. Man sollte sich also Gedanken darüber machen, woher die Produkte und Dienstleistungen kommen, die sie kaufen oder nutzen und durch welche sozialen und ökologischen Kosten diese belastet sind. Es sind diese abgewälzten Kosten, die dem „Geiz ist geil“-Konsumenten der westlichen Welt scheinbare Wohlstandsgewinne ermöglichen. Dies gilt auch für Finanzprodukte, besonders diejenigen, die eine hohe Rendite versprechen.

A wie... Alternatives Sparkonto

Das alternative Sparkonto ist das Produkt der Zusammenarbeit zwischen der Bank Spuerkeess und der Vereinigung etika asbl, das es ermöglicht, ohne finanzielle Risiken und in absoluter Transparenz Initiativen zu unterstützen, die die nachhaltige Entwicklung zum Ziel haben. Mit seiner Einrichtung drücken Sparer/innen ihren Willen aus, mehr Transparenz hinsichtlich der Verwendung ihrer Ersparnisse gewährleistet zu bekommen. Sie bringen durch den Verzicht auf eine marktübliche Verzinsung zum Ausdruck, zu einer humaneren Wirtschaft beitragen zu wollen.

Das traditionelle Finanzsystem gibt normalerweise nicht genügend Transparenz her, dass Sparer/innen wüssten, ob damit auch Projekte finanziert werden, die im Einklang mit seinen/ihren moralischen, philosophischen oder religiösen Überzeugungen stehen. So könnte es sein dass mit den Spareinlagen Projekte finanziert werden, die er/sie nicht mit ihrem Ersparten finanzieren wollen, wie z.B. die Rüstungs- oder Atomindustrie. Mehr dazu hier.

B wie ... Bank und Bankrott

Ethymologisch ist der Begriff "Bank" eine Entlehnung aus dem italienischen Wort banco bzw. banca. Banco bedeutete Tisch. Gemeint ist der Tisch des Geldwechslers - der Ort, an dem gezählt wird. Der Begriff ist geblieben, obwohl später, nachdem in Italien die ersten Banken heutigen Typs entstanden waren, in Gebäuden gezählt wurde. Geld wohlgemerkt. Reales Geld. Später wurde es komplizierter ...

Die frühesten Vorläufer des modernen Bankenwesens hat es wohl in Mesopotamien gegeben. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. kannte man dort die buchmäßige Verrechnung von Forderungen, die Kontenführung für Einlagen sowie Anleihen, Schecks und Wechsel. Im Jahr 1327 wird vom Rechtsgelehrten Abu Bakr b. Mase-ud al–Kasanidas das islamische Hawala-Finanzsystem als Institut des Islamischen Rechts dargestellt. In Europa blühten die ersten europaweit tätigen Banken im 13. Jahrhundert auf, als Florenz zu einer Handelsmacht aufstieg und das dortige Bankgeschäft (u.a. der Familie de Medici) zu florieren begann. Im 15. Jahrhundert entstanden auch in Genua und Perugia Bankhäuser.

In der sich entwickelnden arbeitsteiligen Volkswirtschaft wurden Banken nötig, da die Leistungen der wirtschaftenden Akteure unter Zwischenschaltung von Geld ausgetauscht wurden. Zu Vermittlern dieser Geldströme wurden die Kreditinstitute. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben wurde der Ausgleich zwischen Geldanlagewünschen von einerseits Personen mit einem Überschuss an nicht unmittelbar benötigtem Geld und andererseits Personen oder Unternehmen mit Kreditbedarf für Investitionen (die man in der Regel nicht vollständig aus Eigenkapital finanzieren kann). Für diese Dienstleistung war an die Bank ein Entgelt zu entrichten.

Die klassische Geschäftsgrundlage einer Bank bildete also einerseits die Entgegennahme von Spareinlagen und anderen Vermögenswerten zur sicheren Verwahrung und andererseits die Kreditvergabe. Danach wurde es - wie schon angedeutet - komplizierter. Je nach Typus beschäftigt sich eine Bank heute mit der Kreditvergabe, der Verwaltung von Spareinlagen, dem Handel und mit der Verwahrung von Wertpapieren oder – im Falle einer Universalbank – mit allem zusammen. In der Finanzkrise ab 2008 wurde deutlich, welches volkswirtschaftliche Risiko eine fehlende Trennung dieser Bereiche mit sich bringt ... Auch im Italien des 14. Jahrhunderts sind schon Banken gescheitert. Man nannte das dann Banca rotta, zerstörter Tisch, da man den Tisch tatsächlich symbolisch zerstörte, wenn die Geschäfte schlecht liefen. Heutzutage wird bei einem Bankrott weit mehr zerstört und zwar alles andere als nur symbolisch, wie Jean Portante schön ausgeführt hat (Le Jeudi, 5. Januar 2012).

B wie Bankgeheimnis

Das luxemburgische Bankgeheimnis endete mit der Einführung des automatischen Informationsaustauschs zwischen den europäischen Steuerverwaltungen über Bankkonten gebietsfremder Steuerpflichtiger. Dieser Grundsatz wurde 2013 verabschiedet und trat 2016 in Kraft. Doch was Luxemburg anderen gewährte, gewährte es nicht seiner eigenen Steuerverwaltung. Ein Bankier konnte sich auf das Bankgeheimnis - das sogenannte Berufsgeheimnis - berufen, um sich zu weigern, den Behörden auf Anfrage Informationen zu liefern, vorbehaltlich von den Justizbehörden ordnungsgemäß genehmigter Untersuchungen.

Während die belgischen Steuerbehörden ab dem 31. Januar 2022 Zugang zu den Guthaben von Bankkonten, Lebensversicherungen und Aktien von in Belgien ansässigen Steuerpflichtigen haben, gilt das Bankgeheimnis für Steuerpflichtige mit Wohnsitz in Luxemburg noch bis zum 31. Dezember 2022. Die jüngste Richtlinie über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden im Bereich der Besteuerung (DAC7) sieht vor, dass die Steuerbehörden Zugang zum Register der Bankkonten (das seinerseits auf die fünfte Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche zurückgeht) erhalten. In Anwendung dieses Textes werden die belgischen Steuerbehörden Zugang zu den Salden der Vermögenswerte ihrer Kunden haben.

In Luxemburg wird DAC7 bis zum 1. Januar 2023 umgesetzt werden. "Die Modalitäten für den Zugriff auf das luxemburgische Bankkontenregister und die Verarbeitung von Daten durch die luxemburgischen Steuerbehörden in diesem Zusammenhang müssen noch festgelegt werden", so ein Sprecher.

Schon vor 2016 war die berühmte Geheimhaltung "ausgehöhlt" worden, als die Bestimmungen zur Kundenidentifizierung (KYC) im Namen der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung präzisiert wurden. Dies hatte dazu geführt, dass "nicht konforme" Kunden ausgeschlossen wurden. Die Beantwortung von Fragen nach der Identität des Kunden, seiner Herkunft, seinem Wohnsitz sowie der Herkunft der in Luxemburg eingezahlten Gelder ist zur Norm geworden. Und die Fragen sind im Laufe der Zeit immer präziser geworden. (Quelle: Delano, 21.12.2021)

B wie ... Bank(i)er

Ein kleines "i" kann einen großen Unterschied machen. Zum Beispiel den zwischen gierigen Finanzjongleuren und verantwortungsbewussten Geldexperten. Denn: ein "Banker" ist kein "Bankier", die Begriffe sind keine Synonyme, auch wenn heute auch letztere oft mit Bankern in den gleichen Topf geworfen werden. Der Begriff Bankier oder Privatbankier bezeichnet den Unternehmer, der mit eigenem Kapital, unbeschränkter Haftung und alleiniger Entscheidungsbefugnis Bankgeschäfte betreibt. Und sich dabei meist in den Dienst der realen Wirtschaft stellt, indem er das Geld von Sparern Investoren zur Verfügung stellt. Als bekannte Bankiers gelten die Rothschilds, die dadurch, dass sie im 19. Jahrhundert gleichzeitig in Frankfurt, London, Wien, Paris und Neapel aktiv waren, durch Rezessionen bedingte Verluste in einem Land durch Gewinne der anderen Bankhäuser leicht kompensieren konnten. Der Begriff Banker hingegen ist die umgangssprachliche Berufsbezeichnung eines Bankangestellten. Dieser ist im Gegensatz zum Bankier kein Unternehmer, sondern lediglich ein Organ, ein Direktions- oder ein Kadermitglied einer als Kapitalgesellschaft organisierten Bank. Fragt sich nur noch, ob Mark Twain damals eigentlich beide meinte, als er scherzte: „Banker sind Menschen, die dir bei gutem Wetter einen Regenschirm leihen, ihn aber zurückfordern sobald es zu regnen beginnt“? Heutzutage besonders übel beleumundet ist durch die Finanzkrise der Ruf von Investmentbankern. Jedenfalls derjenigen, die noch nie etwas von ethischem Investment gehört haben.

B wie ... Bankster

An den Begriff "Gangster" anspielend wurden gewisse Banker und Bankiers nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 in den Medien gerne "Bankster" genannt, auf deren unverantwortliches Investitionsverhalten und mangelndes Risikomanagement Bezug nehmend.

B wie ... Bankenkrise und Bad Bank

Kredite sind meistens mit einem Kreditrisiko behaftet, weil die Gefahr besteht, dass Schuldner sie nicht zurückzahlen können. Der Anteil an uneinbringlichen Kreditforderungen schwankt mit dem Konjunkturzyklus und mit der Sorgfalt bei der Kreditwürdigkeitsprüfung. Zur Abdeckung von mit Risiken behafteten Forderungen muss das Kreditinstitut diese mit Eigenkapital unterlegen. Übersteigen die Kreditausfälle die von ihm tragbare Summe, so dass die Mindesteigenkapitalanforderungen für Kreditrisiken nicht mehr eingehalten werden können, kann dem Kreditinstitut die Geschäftserlaubnis entzogen werden, so dass sie abgewickelt werden muss. Unter Umständen muss die Bank Insolvenz anmelden. Sind mehrere Banken gleichzeitig betroffen, spricht man von einer Bankenkrise. Sie entfalten derart umfangreiche volkswirtschaftliche Auswirkungen, dass vielfach versucht wird, die Insolvenz von Banken und die Entstehung von Bankenkrisen zu vermeiden. Eines der möglichen Instrumente ist die Einrichtung einer Bad Bank. Daneben gibt es jedoch noch weitere Mittel, wie zum Beispiel eine Verstaatlichung oder staatliche Bürgschaften.

Eine Bad Bank (engl. aus bad debt bank, dt. Bank für schlechte Verpflichtungen), auch Abwicklungsbank, Abwicklungsanstalt oder Auffangbank, ist ein gesondertes Kreditinstitut zur Aufnahme von Derivaten und Zertifikaten von in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Emittenten und zur Abwicklung sogenannter notleidender Kredite sanierungsbedürftiger Banken. Ziel ist die Übertragung der Ausfallrisiken auf Dritte. "Die Spreu vom Weizen trennen" - so der Grundgedanke des Konzepts. Oder besser gesagt: Ungiftige von giftigen "faulen Krediten" trennen. Im Rahmen der Bewältigung einer Bankenkrise kann die Überführung solcher Kredite in eine Abwicklungsbank, für deren übernommenes Kreditportfolio der Staat mit seiner Zentralbank, ein Einlagensicherungsfonds oder eine Bankengruppe die Haftung übernimmt, eine Vorgehensweise darstellen, um eine akute Insolvenz abzuwenden. So geschehen unter anderem in Deutschland und den USA mit Unterstützung der Regierung im Verlauf der Finanzkrise ab 2007. Im Zuge der Klimakrise schlug BlackRock 2021die Einrichtung von Bad Banks für Investments in fossile Energien vor. Mehr dazu bei Wikipedia und der Financial Times.

B wie ... Bio (und sonst?)

Wirklich “bio“, aber auch „fair“ sind Produkte erst, wenn verschiedene Aspekte beachtet werden: die Rohstoffe, ihre Verarbeitung, bestimmte Sozialstandards, ein fairer Handel und der Energieaufwand beim Transport. Zum Beispiel beim Thema Mode: Wer ein Kleidungsstück aus 100 % Baumwolle trägt, hat nicht automatisch Natur pur auf der Haut. Denn konventionelle Kleider, auch solche aus 100% Baumwolle, werden fast immer intensiv chemisch behandelt. Schon beim Anbau werden reichlich Kunstdünger, Fungizide und Insektizide eingesetzt. Nach Recherchen von Greenpeace landen für den Rohstoff eines einzigen T-Shirts bis zu 150 Gramm Chemie auf dem Acker. Darunter leiden nicht nur die Böden, sondern auch die Menschen, die darauf arbeiten.

Verantwortungsvolle Textilhersteller kaufen daher zunehmend Bio-Baumwolle (organic cotton) ein. Sie nutzen dazu Label wie z.B. GOTS. Allerdings sind selbst bei biologischer Landwirtschaft noch nicht alle Probleme aus der Welt: Baumwollpflanzen sind enorm durstig: Für ein Kilo werden zwischen 7.000 und 20.000 Liter Wasser (je nach Klimazone) benötigt. Daher sind mittlerweile auch andere Naturfasern im Kommen, die nicht so stark bewässert werden müssen – zum Beispiel aus Bambus und Hanf. Ehrliche Öko-Mode ist jedoch mehr als grün. Sie berücksichtigt auch das Wohlergehen der Bauern und Feldarbeiter und der Arbeiter/innen in den Textilfabriken und Nähereien. Mehr dazu hier: Naturwelten und eine Linkliste hier.

B wie... Bitcoin und Blockchain

Die Blockchain-Technologie wird auch „Distributed Ledger“ (verteiltes Register oder Kontenbuch) genannt und lässt sich als öffentlich einsehbares und dezentral erstelltes Register von Transaktionen beschreiben. Die Blockchain ist ein zentrales Element von Bitcoin, der ersten und bekanntesten Kryptowährung. Sie ist eine kontinuierlich wachsende Datei, in der verschlüsselt Transaktionen protokolliert werden. Diese Datei wird dezentral über ein Peer-to-Peer-Netzwerk verteilt. Bei Bitcoin befinden sich in den „Blöcken“ Informationen zu den Überweisungen, theoretisch kann die Technologie aber dahingehend abgeändert werden, dass Informationen jeder Art in ihnen stehen können. Die Blöcke sind durch sogenannte „Hashes“ aneinander gekettet. Ein Hash wird kryptografisch aus dem vorhergehenden Block errechnet, sodass eine Manipulation der Blockchain-Kette schwierig bis unmöglich ist – würde ein Block manipuliert werden, wären die Hashes der nächsten Blöcke falsch. Ein Block wird der Blockchain nur dann hinzugefügt, wenn eine bestimmte kryptografische Aufgabe erfolgreich gelöst wurde – dies wird „proof of work“ genannt. Bei Bitcoin wird denjenigen Nutzer/innen, die dieses „mining“ betreiben, ein neuer Teil der Kryptowährung zugesprochen. Die Schwierigkeit dieser Aufgaben steigt stetig – bei Bitcoin ist die Inflation also mit eingebaut. Quelle und Mehr dazu (insbesondere zu den Auswirkungen auf die Fonds-Industrie) in der Woxx vom 08.02.2018.

B wie... Biodiversität

Durch die agroindustrielle Landwirtschaft und andere Faktoren ist die Artenvielfalt (Biodiversität) der Erde zunehmend stark gefährdet. Es gibt drei Gründe, warum wir die biologische Vielfalt dringend schützen müssen :

  • Das Funktionieren von Ökosystemen hängt weitgehend von der Vielfalt der Lebensformen ab, aus denen sie bestehen. Wenn Arten aussterben, ist ihre Rolle im Ökosystem nicht mehr gewährleistet und das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Beispielsweise spielt das Auerhuhn eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von Samen und damit bei der Regeneration der Regenwälder im Amazonasgebiet. Sollte er aussterben, würde der Amazonas-Regenwald einen seiner Verbündeten verlieren, der aktiv an seiner Erneuerung beteiligt ist.
  • Je vielfältiger die Biodiversität eines Ökosystems ist, desto widerstandsfähiger ist es gegenüber verschiedenen Unwägbarkeiten (einschließlich klimatischer Unwägbarkeiten). Je mehr die Biodiversität eines Ökosystems erodiert, desto weniger widerstandsfähig ist das Ökosystem. Wenn beispielsweise bestimmte Vogelarten aussterben, sind Wälder, die bereits durch den Klimawandel geschwächt sind, anfälliger für Angriffe von holzzerstörenden Insekten, da sie ihrer natürlichen Räuber beraubt werden.
  • Ökosysteme sind für unser Überleben auf der Erde lebenswichtig. Wir können es uns nicht leisten, sie zu schwächen. Korallenriffe sind ein gutes Beispiel dafür. Sie beherbergen nicht nur eine außergewöhnliche Artenvielfalt und tragen zum Lebensunterhalt von Hunderten Millionen Menschen bei, sondern bieten auch eine Schutzbarriere vor Wirbelstürmen, deren Gewalt durch die Klimakrise noch verstärkt wird.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

B wie... Briefkastenfirma

Auf den Cayman Inseln leben 60.000 Einwohner, doch sind hier 93.000 steuerbefreite Firmen ansässig. Im ersten Wahlkampf um die US-Präsidentschaft hatte Barack Obama geschimpft: „Es gibt dort ein Gebäude, in dem vermutlich 12.000 Unternehmen mit Sitz in den USA untergebracht sind. Das ist entweder das größte Gebäude der Welt oder der größte Steuerbetrug der Welt…“ Nun, Obama wusste natürlich die Antwort, als er diese Ballung von „Briefkastengesellschaften“ anprangerte. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem so plastischen Bild?

Bei einer Briefkastenfirma (société boîte aux lettres) handelt es sich um eine Firma, die an ihrem satzungsmäßigen Sitz nur einen Briefkasten unterhält (den freilich jemand regelmäßig leert), während die Geschäftsführung an einem anderen Ort, dem Verwaltungssitz, stattfindet. Das internationale Steuerrecht drückt sich vornehmer aus: Es spricht von Basis-, Sitz-, Domizil- oder Zwischengesellschaften. Traditionell dienen diese der Anonymität und der „Steuergestaltung“, vor allem aber auch der Steuerhinterziehung oder der Verschleierung von Geldströmen. Das ist nicht zwingend illegal. Wohl aber werden solche Gesellschaften auch zum Zweck des Betruges oder anderer Straftaten in denjenigen Ländern eingerichtet, in denen eine Strafverfolgung nicht zu befürchten ist.

Auf der Insel Jersey zum Beispiel. Sie beherbergte 2008 insgesamt 33.395 Briefkastenfirmen. Und Luxemburg? Mit solchen Zahlen kommen wir nicht mit. Nach Recherchen von Guy Foetz (déi Lénk) waren im März 2009 aber immerhin „tausende Holding-Briefkastenfirmen in Luxemburg eingetragen, die so der Besteuerung der Dividenden auf den gehaltenen Aktien entgehen“. Genauere und aktuellere Angaben gibt es nicht.

Im Bürogebäude am ehemaligem Sitz von etika gab es übrigens zwei solcher Briefkästen (Foto oben): Hier fanden sich 108 Namen – von A wie AFTS Holding bis W wie Wurberg. Das ist nicht sehr beeindruckend. Außer, wenn es hierzulande hunderte solche Briefkästen gäbe. Was sein könnte, aber nicht kommuniziert wird. Ausser, wenn sie "auf Reisen" gehen: 2014 zeichnet sich tatsächlich ein kleiner Exodus ab, beginnend mit dem Videoverleiher Netflix: "Ein Briefkasten geht auf Reisen", kommentierte dies das Tageblatt (21.05.14). Da ab 2015 die Mehrwertsteuer im elektronischen Handel fällt, verlassen solche Briefkästen das Land, denn mehr als höchstens ein (allerdings obligatorisches, mehr dazu hier) Bürozimmer war hier in Wirklichkeit eh nie ... Man tat nur so, wegen der steuerlichen Vorteile. Die eigentliche Geschäftstätigkeit von Netflix war immer schon in den Niederlanden: Nun zahlen sie auch dort. Korrekt.

C wie ... Clearstream

Clearstream International S.A. ist eine im Jahr 2000 aus der Fusion der Deutsche Börse Clearing AG und Cedel International hervorgegangene Abwicklungs- und Verwahrgesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Clearstream fungiert auch als Zentralverwahrer für die internationalen Kapitalmärkte und für deutsche und luxemburgische inländische Wertpapiere. Das Unternehmen ist vollständig im Eigentum der Deutschen Börse AG. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählt die Durchführung des Wertpapiergiroverkehrs, die Wertpapierleihe und insbesondere die Abwicklung der an der Börse getätigten Geschäfte. In diesem Zusammenhang wurden und werden ihr, sowie der Vorgängerinstitution Cedel, das Ermöglichen des Transfers von Schwarzgeldern vorgeworfen.

Bis 1970 musste der Verkauf von Aktien, den eine Bank in Kundenauftrag an eine andere Bank tätigen wollte, als handfestes Transportgeschäft abgewickelt werden. Die Aktien aus dem Depot der einen Bank wurden von Transportfirmen zur anderen Bank gebracht. Über die Gründung der Cedel gab es dann eine Institution, die den Geld- und Wertpapierverkehr unter Banken unkomplizierter abwickelte: Die Wertpapiere blieben im Depot, nur der Besitztitel wurde geändert. Schon bald nach Gründung der Cedel als so genannte internationale Clearingstelle, also als Vermittlerin zwischen Banken unterschiedlicher Länder, etablierte das Bankinstitut neben den öffentlich bekannten Konten auch so genannte „unsichtbare“ Konten, die sinnvoll für alle dubiosen und dunklen Geschäfte waren, welche über solche Geheimkonten verdeckt und problemloser abzuwickeln waren als über die öffentlich bekannten.

Cedel, das schilderte der investigative Journalist Denis Robert sehr präzise, war bei den italienischen Geldwäscheskandalen der 80er Jahre und vielen anderen problematischen Aktivitäten beteiligt. Mit der Veröffentlichung seines Buches „Révélations“, das in Zusammenarbeit mit dem Ex-Cedel/Clearstream-Mitarbeiter Ernest Backes 2001 erschien, wurde Clearstream beschuldigt, eine internationale Plattform für Geldwäsche und Steuerflucht über ein illegales System von Geheimkonten zu sein. Über verdeckte Konten wurden da Milliarden-Transfers abgewickelt, vorbei an Recht und Gesetz und zum Schaden der Bürger vieler Staaten, deren Finanzministern dieses Geld für wichtige staatliche Aufgaben fehlt. Auch Geldwäsche und Korruption waren in dieser Affäre im Spiel. Allein 150 Millionen Transaktionen wickelte Clearstream im Jahr 2000 ab. Zu den Kunden zählen keineswegs nur Mafia und Geheimdienste, sondern auch Großkonzerne wie Unilever oder Siemens.

Die Luxemburger Justiz hat eine Untersuchung durchgeführt und festgehalten, dass es keine Substanz zu derartigen Anklagen gebe. Unabhängigen Beobachtern gilt „Cleargate“ gleichwohl als signifikante Aufdeckung illegitimer Praktiken. 2004 kam es zur „zweiten Clearstream Affäre“, die mehr Aufmerksamkeit erregte. Im Kontext des Frankreich-Taiwan-Fregatten-Skandal sollen mehrere französische Politiker Geheimkonten bei Clearstream gehabt haben, darunter Nicolas Sarkozy, über die illegalen Zahlungen abgewickelt worden seien. 2019 wurde Clearstream zum Ziel einer groß angelegten Razzia. Im Kontext des Cum-Ex-Skandals soll die Institution Kunden dabei geholfen haben, eine Mehrfacherstattung von Kapitalertragsteuern zu erlangen.

C wie ... Crowdfunding

Crowdfunding ist eine alternative Art der Finanzierung bzw. Geldbeschaffung, mit der sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital, zumeist in Form von stillen Beteiligungen, versorgen lassen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl von Personen – meist bestehend aus Internetnutzern, da zum Crowdfunding meist im Internet aufgerufen wird. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern crowd (Menge, Menschenmasse) und funding (Finanzierung) zusammen. Als Verdeutschung wird gelegentlich Schwarmfinanzierung verwendet. Ein Synonym ist Crowdsourcing.

Es werden vier Modelle des Crowdfunding unterschieden:

  • Donation-Based Crowdfunding,
  • Reward-Based Crowdfunding,
  • Lending-Based Crowdfunding (auch "Crowdlending")
  • und Equity-Based Crowdfunding (im Deutschen auch "Crowdinvesting").

Während Crowdfunding eher als Variante für die Finanzierung von Nischen-Projekten zu sehen ist, entwickelt sich mit Crowdinvesting eine Art der Mittelaufnahme für Start-Ups. Hierbei können Beteiligungen an Unternehmen erworben werden, die einen Anspruch auf einen Anteil am Unternehmensgewinn bedeuten oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkauft werden können. Im Gegensatz zur Finanzierung durch Business Angels oder Venture Capital soll das Kapital beim Crowdinvesting, ähnlich wie beim Crowdfunding, auf zahlreiche Investoren zu kleinen Beträgen verteilt werden. Mehr dazu bei Wikipedia

Überblick über Crowdlending-Plattformen

C wie ... Cum-Ex-Geschäfte

Unter Dividendenstripping wird börsentechnisch die Kombination aus dem Verkauf einer Aktie kurz vor dem Termin der Dividendenzahlung und Rückkauf derselben Aktie kurz nach dem Dividendentermin verstanden. Ist der Verkäufer bei einem Verkauf kurz vor diesem Stichtag (noch) nicht Eigentümer der Aktie (Leerverkäufer) und wird die Aktie kurz nach dem Dividendenstichtag geliefert, spricht man auch von einem Cum-Geschäft oder Cum-Trade. Bei Geschäften ohne Ausschüttungsanspruch spricht man von Ex-Geschäften. Bei Cum-Ex-Geschäften kam es von 2001 bis 2016 in großem Umfang zu bewusst herbeigeführter mehrfacher Erstattung von nur einmal abgeführter Kapitalertragssteuer. Kurz gesagt: Der Fiskus kassiert einmal Kapitalertragssteuer, zahlte dann aber doppelt so viel zurück, wie er eingenommen hatte.

Neben Cum-Ex-Geschäften, bei denen die Kapitalertragssteuer mehrfach statt einfach abgeführt wird, wurden auch Cum-Cum-Geschäfte praktiziert, bei der es um die Umgehung der Kapitalertragssteuer für ausländische Anleger (denen - anders als inländischen Anlegern - keine Steuererstattung zusteht).

Möglich war der Trick, wenn die Aktien im Umkreis des Termins der Dividendenzahlung schnell hin und her verkauft wurden, so dass dem Fiskus nicht mehr klar war, wem die Papiere überhaupt gehörten. Rechtlich gehörte die Aktie zum gleichen Zeitpunkt mehreren Leuten. Banken verteilten jeweils mehrere Bescheinigungen über angeblich gezahlte Steuern, obwohl diese nur einmal entrichtet worden war. Damit wiederum konnten die Investoren ihre Steuerschuld an anderer Stelle verringern oder eine Erstattung einfordern. Praktiziert wurde mit einer gewissen Systematik von vielen Banken: Sie haben daraus ein Geschäft gemacht. Ob hierbei der Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllt wurde oder eine legale Steuergestaltung genutzt wurde, ist umstritten.

Seit 1992 wissen Behörden, dass Banken und Investoren mit den umstrittenen Cum-Ex-Aktiengeschäften den Fiskus schröpfen. Ein Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag bezifferte Ende 2016 die Summe, die dem Staat dadurch zwischen 1999 und 2012 wegen dieses Steuertricks verloren gegangen ist, auf bis zu 12 Milliarden Euro, Ende 2018 wurde dieses Summe für den Zeitraum 2001-16 allein in Deutschland auf 31,8 Mrd. Euro und europaweit (in 11 Ländern) auf 55 Mrd. Euro beziffert, 2021 wurde der Schaden auf rund 150 Milliarden Euro geschätzt - allein deutschen Finanzämtern seien fast 36 Mrd. Euro Steuern entgangen (siehe Tagesschau).

In Deutschland schloss der Staat das Steuerschlupfloch 2012. Bestraft wurde bislang nur die Deutsche Bank: Ein am 5.12.2018 verfügtes Bussgeld betrug 4 Millionen Euro. Mehr dazu in einer Broschüre des Netzwerks Steuergerechtigkeit und hier mit Animation der Vorgehensweise. 2019 erschien auch eine Studie der Fraktion DIE LINKEim Deutschen Bundestag. Auch Luxemburg ist vom Skandal betroffen: Wie das Tageblatt am 16.01.2018 berichtete, hat allein der Brite Sanjay Shah den Staat um gut 10 Millionen Euro betrogen. Wie im Oktober 2021 berichtet wurde, hat Luxemburg 2,2 Milliarden Euro durch diese Geschäfte verloren (Artikel im Delano).

Siehe dazu auch das Stichwort "Phantom-Papiere" unten.

D wie... Dividendenstripping

siehe C wie... Cum-Ex-Geschäfte

D wie ... Digitalbank (auch: Neo-Bank)

Eine Neo-Bank ist eine meist junge Bank (FinTech, Startup), die das Banking für ihre Zielgruppen neu definiert. Da sie zudem konventionellen Banken Konkurrenz machen, werden sie oft auch als "Challenger-Bank" bezeichnet (letztere agieren einen Tick offensiver und aggressiver, im Angebot und im Marketing). Beide lassen sich unter dem Begriff "Digitalbank" zusammenfassen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie das gängige Bankgeschäft (meistens) aufs Smartphone bringen und sämtliche Prozesse digital auslegen, so dass ein Kunde von der Kontoeröffnung über den Zahlungsverkehr bis zum Kreditantrag ausschliesslich online agieren kann. Man kann sagen, dass sie eine For der Prozessotimierung darstellen. Sie bieten die gleiche Dienstleistung wie Banken an (v.a. ein girokonto), aber ohne grossen Apparat dahinter.

Beispiele sind: Atom Bank, C24, Bunq, Easy MoneyHolvi, Monzo, N26, Revolut, Starling Bank, Transferwise, Vivid Money und die sozialökologisch ausgerichtete Tomorrow Bank.

Dadurch, dass sie erheblich weniger Kosten (Gebäude, Mitarbeiter*innen) hat, können sie ein Girokonto zu deutlich niedrigeren Preisen oder sogar kostenlos anbieten. Man erhält eine Karte, die über eine App freigeschaltet wird und dann - nachdem man eine Geldeinlage gemacht hat - als Debitkarte („EC-Karte“) dient und in Onlineshops wie eine Kreditkarte genutzt werden kann (nur eben ohne Kreditrahmen). Der Ratgeber "Utopia" hat Tommorrow als erste nachhaltige Smartphone-Banking-App 2019 einem Test unterzogen.

Viele dieser Banken entstanden aus einer ausgeprägten Startup-Haltung und stellen ihre Kunden, Bedürfnisse und ihre Wünsche sehr stark ins Zentrum. Sie sehen sich als Antwort und als Gegenthese zum klassischen, traditionellen Banking - u.a., indem sie auf viele Formalitäten verzichten ("Anmeldung per smartphone in 8 Minuten"). Gleichwohl bieten die Apps selbst (z.B. bei Tomorrow) einen schnellen Blick auf den Kontostand, eine Überweisungsfunktion, ein digitales Haushaltsbuch, das Einnahmen und Ausgaben vergleicht, einen Impact-Report (direktes Feedback, wie viel Geld von wie vielen Usern in welche Projekte fließt), sowie klassische Funktionen wie PIN-Änderungen oder Karte sperren. Der Nachteil: Daten der Nutzer*innen werden meist zur Produktanalyse und zu Marketingzwecken genutzt, oft ohne deren Erlaubnis.

D wie... Dodd-Frank-Act

Dieses 2010 von Präsident Obama unterschriebene US-Bundesgesetz sollte der Finanzmarktstabilisierung nach der Finanzkrise von 2007-2009 dienen. Ziel ist es, die Banken stärker zu regulieren, die Risikofreude der Banken zu dämpfen und Schieflagen von Finanzunternehmen, die wie in der letzten Finanzkrise aufgrund der Too-big-to-fail-Problematik vom Staat (d.h. vom Steuerzahler) gestützt werden müssen, zukünftig zu verhindern. Das Gesetz besteht aus insgesamt 16 Kapiteln: Zu den wesentlichen finanzmarktrelevanten Regelungsbereichen gehören (1) die Etablierung eines Rats zur Überwachung der Stabilität des US-amerikanischen Finanzmarktes und zur Koordinierung der Aktivitäten der Finanzmarktaufsichtsbehörden des Bundes. Dieser kann u.a. Finanzdienstleistungsunternehmen außerhalb des Bankensektors unter die Aufsicht der US-amerikanischen Zentralbank stellen. (2) Ermächtigung, systemrelevante Finanzdienstleistungsunternehmen unter Zwangsverwaltung zu stellen und geordnet abzuwickeln, wenn diese in finanziellen Schwierigkeiten sind. (3) Eingriffe in die Finanzmarktstruktur, durch Erlass eines Moratoriums für die staatliche Einlagensicherungsgesellschaft, bestimmte Einlagen von Finanzdienstleistern zu versichern, durch Verschärfung der aufsichtsbehördliche Regulierung von Banken, Sparkassen und deren Holdinggesellschaften etwa durch Beschränkungen des Eigenhandels und des Sponsorings von Investitionen in Hedgefonds oder Private Equity Fonds für Banken (Volcker-Rule: Beschränkung des Spekulierens von Banken auf eigene Rechnung, also ohne Kundenauftrag), intensiver Aufsicht über Tochtergesellschaften, die über keine Bankenlizenz verfügen, oder Limitierung von Risiken aus Derivaten und Wertpapierleihgeschäften. Daneben enthält der Dodd-Frank-Act neben Bestimmungen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs und zum Verbraucherschutz auch eine Regelung, durch die die Finanzierung von ethisch fragwürdigen Rohstoffabbaumethoden in den Ländern des Südens verhindert werden soll.

Am 3. Februar 2017 stellte der neue US-Präsident Trump das Gesetz per Dekret auf den Prüfstand. Am 22. Mai votierte dann das Repräsentantenhaus für Änderungen, mit denen allerdings nicht - wie befürchtet - die Zeit auf 2007 zurückgestellt und der Finanzmarkt wieder entfesselt wird. Auch wenn der Zehntausende Seiten umfassende Regelkatalog häufig als Papiertiger kritisiert wurde, waren Experten weitgehend einig über die Notwendigkeit strengerer Gesetze. Banker und Spekulanten hatten zuvor mit hochriskanten, verschchtelten Deals über Jahre hinweg ein Kartenhaus an faulen Krediten aufgebaut. Nachdem 2007 die mit Hilfe der Wall-Street-Exzesse aufgepumpte Blasé am US-Häusermarkt geplatzt war, geriet das Finanzsystem an den Rand des Kollapses. Kritiker hatten freilich angemerkt, dass selbst Dodd-Frank nicht in der Lage gewesen sei, “systemrelevante” Banken sinnvoll umzustrukturieren, geschweige denn die Wall-Street zu bändigen. (Mehr dazu: gabler.de)

Mit der 2018 verabschiedeten Änderung wird die Schwelle, ab der eine Bank als systemrelevant eingestuft wird und deshalb strenger überwacht wird, von 50 Mrd Dollar auf eine Bilanzsumme von 250 Mrd Dollar erhöht. Ferner werden kleinere Geldinstitute und kommunaleKreditgeber von Auflagen befreit. Nicht eingeschränkt werden die Befugnisse der Verbraucheraufsicht.

D wie ... Double Irish with a Dutch Sandwich

Das Double Irish With a Dutch Sandwich ist eine Strategie der (legalen) Steuervermeidung multinationaler Konzerne, durch die auf Gewinne kaum oder keine Steuern gezahlt werden. Unter Ausnutzung nationaler Besonderheiten des europäischen Steuerrechts werden dabei Gewinne in Länder mit vergleichsweise geringer effektiver Besteuerung verlagert (so auch nach Luxemburg). Dazu werden Briefkastenfirmen in Steueroasen gegründet. Unter den verschiedenen Strategien der Steuervermeidung gilt dieses Konzept als besonders umstritten. Der irische Finanzminister Michael Noonan plant die Abschaffung von Unternehmen ohne Steuersitz, wodurch diese Strategie nicht mehr funktionieren würde.

Die Grundidee ist es, durch eine optimierte Strukturierung der Transaktionen innerhalb des Konzerns steuerpflichtige Gewinne von Ländern mit hoher effektiver Steuerbelastung in Länder mit geringer effektiver Steuerbelastung zu transferieren. Besonders Technologieunternehmen wie Microsoft, Oracle, Adobe oder Google, aber auch Firmen wie IKEA verwenden diese Strategie, um mit Hilfe von Lizenzzahlungen für geistiges Eigentum Gewinne in die jeweils gewünschten Steuerjurisdiktionen zu verlagern. So vermied zum Beispiel Google im Jahr 2011 Steuerzahlungen in Höhe von 2 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro). Mehr dazu, u.a. Praxisbeispiele findet sich bei Wikipedia. Im Oktober 2014 hat der irische Finanzminister angekündigt, diese Möglichkeit künftig auszuschliessen: "Alle Unternehmen in Irland müssen künftig auch steuerlich ortsansässige Unternehmen sein" (Wort, 15.10.14)

E wie... ETF (Exchange Traded Fonds)

Bei börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) handelt es sich um fondsähnliche Produkte, die automatisch einen Index oder eine Art von Finanzanlage nachbilden und in Echtzeit an der Börse gekauft oder verkauft werden können. Da sie einen Index nachbilden entwickeln sie sich (fast) so wie der dazugehörige Index. Zum Beispiel bündelt ein DAX-ETF Aktien von allen Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex (DAX) enthalten sind. Steigt dieser, steigt auch der dazugehörige ETF. Gleiches gilt natürlich für sinkende Kurse. Da sie sehr ähnlich wie der zugrundeliegende Index performen, nennt man ETFs auch Indexfonds.

Mittlerweile gibt es viele spezialisierte ETFs. Eine eigene Nische bilden die ökologischen und nachhaltigen ETFs ("grüne ETFs"). Sie versprechen die Vorteile von ETFs mit einer Geldanlage zu verbinden, die auf nachhaltigen Prinzipien beruht. Dafür werden – entsprechend der Ausrichtung des jeweiligen ETFs – nur ausgewählte Unternehmen aufgenommen, allerdings oft nur nach dem "Best-in-Class"-Prinzip, wodurch auch Aktien z.B. von Automobilfirmen ins Portfolio kommen. Ein großes Problem sind die fehlenden Richtlinien: Es gibt europaweit keine übergreifenden Kriterien oder gar gesetzlichen Vorgaben für grüne und nachhaltige ETFs. Welche Unternehmen in einem vermeintlich nachhaltigen ETF landen, ist stets abhängig von den selbstentwickelten Anlagekriterien des Emittenten. Mehr dazu bei der Umweltbank und bei ecoreporter

Viele Anleger investieren ihre Ersparnisse in börsengehandelte Fonds, weil sie in der Regel niedrigere Verwaltungsgebühren als Investmentfonds oder Versicherungen haben.

E wie... Ethisches Investment (siehe S wie...SRI)

E wie ... externalisierte Kosten

Externalisierte Kosten sind Kosten, die von Produzenten verursacht, aber von der Gesamtgesellschaft getragen werden. Etwa, wenn eine Fabrik Abwässer in einen Fluss leitet, ohne dafür zu zahlen, und fünfzig Kilometer flussabwärts die Lokalverwaltung das verschmutzte Wasser reinigen lassen muss, damit es sich später wieder als Trinkwasser eignet. Diese Kosten werden von der Fabrik verursacht – allerdings bezahlt nicht sie, sondern die Lokalverwaltung. Genau das versteh man unter externalisierten Kosten. Kosten zu externalisieren bedeutet, dass Unternehmen höhere Profite machen, während letztlich die Gesellschaft den Preis dafür zahlt. Unser heutiges Wirtschafts- und Finanzsystem belohnt diese Handlungsweise. Sihe dazu auch: A... wie abgewälzte Kosten und T wie ... True-Cost-Accounting. (Quelle: nature&more)

F wie... Fairer Handel

Die Theorie ist klar: Der Anfang der 1970er-Jahre entstandene Faire Handel verbessert die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen im globalen Süden durch Zahlung fairer Preise, mit denen die Produktionskosten gedeckt werden und darüber hinaus Spielraum für Entwicklungsaufgaben bleibt. Ferner werden langfristige und verlässliche Handelsbeziehungen gepflegt und der ökologische Anbau gefördert. Zudem werden die Handelspartner vor Ort beraten und bei Bedarf auch durch Vorfinanzierung und Kredite unterstützt. Fairer Handel bedeutet auch den Ausschluss ausbeuterischer Kinderarbeit. Fair einkaufen verändert die Welt, aber verbessert er sie wirklich?

Kritiker wenden ein, dass der faire Handel ohne die Verknüpfung mit grundlegenden Gedanken um die politische Umsetzung eines umfassenden Anspruchs auf Gerechtigkeit und ohne selbst daran "zu bauen", eine symbolische Tat bleibe und keine Alternative jenseits des Kapitalismus biete. Siehe dazu z.B. Gertrud Selzer von der Aktion Dritte Welt Saar.

Die bekanntesten Label für fair gehandelte Produkte sind "gepa" und "TransFair", wobei ersteres deutlich strenger ist. Es handelt sich hierbei um keine Marke, sondern um eine Auszeichnung für Qualitätsprodukte (wie Kaffee, Tee, Schokolade, Zucker, Bananen, Honig oder Orangensaft), die zu festgelegten fairen Bedingungen gehandelt wurden. etika hat den luxemburger Verein TransFair-Minka mit einem Alternativkredit unterstützt.

F wie... Finanzialisierung

Der Begriff der Finanzialisierung wird verwendet, "um den Bedeutungszuwachs der institutionellen Strukturen der globalen Finanzmärkte – einschließlich neuerer Ak-teure wie Investment- und Pensionsfonds und der gestiegenen Attraktivität von An-lagen – sowie eine hermetische Finanzkultur, die durch ein logisches, mathemati-sches und abstraktes Denken der Akteure geprägt ist, zu charakterisieren. In den 1980er Jahren wurden diese Veränderungen gemeinhin noch unter dem Begriff der Globalisierung beschrieben. Aber die quantitativen Veränderungen durch die Deregulierung und Liberalisierung der Finanzmärkte, die Auf hebung der Kapitalverkehrskontrollen, die Dominanz des Shareholder-Value-Ansatzes in der Unternehmensfinanzierung sowie die Verbreitung der Kredit- und Anlagemärkte für Privatkunden haben eine qualitative Veränderung hin zu einem Finanzkapitalismus eingeleitet, der die Handlungsfähigkeit der Staaten sowie auch die Produktionsregime und deren Finanzierung seither stark beeinflusst." (Quelle: Heires/ Nölke: Politische Oekonomie der Finazialisierung)

F wie... FinTech

Werden FinTech-Unternehmen Banken ersetzen? Gibt es einen Trend zu reinen Online-Finanzdienstleistungen? Wird die Hausbank verschwinden? Solche Fragen bewegen den Bankensektor ganz essentiell, seit in den frühen 1990er-Jahren einige vorausschauende Banken überlegten, wie sie die technologische Zusammenarbeit mit kleinen Technologieunternehmen erleichtern könnten. Damals wurde der Begriff FinTech (für Finanztechnologie) geprägt. Doch erst etwa ab 2014 erlangte der Sektor mehr Aufmerksamkeit und die genannten Fragen wurden dringlicher. Zunächst wurde die Technologie hauptsächlich in den Back-End-Systemen etablierter Finanzinstitute eingesetzt, danach gab es eine Verschiebung hin zu mehr kundenorientierten Dienstleistungen.

FinTechs können als Vermittler gesehen werden, die es Banken ermöglichen, schnell und agil spezifische Produkte oder Serviceleistungen zu entwickeln und zu integrieren. Sie können aber auch als "Disruptoren" agieren, die in direkten Wettbewerb mit etablierten Banken treten, indem sie Finanzdienstleistungen für eine neue Generation von Kunden anbieten. Sie können Kosten senken, Prozesse vereinfachen und das Internet als Schaufesnster nutzen. Persönliche Beziehungen zwischen Berater*in und Kund*in lassen sich freilich nicht automatisieren.

F wie... Flash Crash

Als Flash Crash (oder dtsch. auch Flashcrash) wurden mehrere starke Kurseinbrüche (engl. Crash) an den Finanzmärkten bezeichnet, die nur Minuten andauerten. Auf den plötzlichen Einbruch folgte jeweils eine ähnlich schnelle Erholung. Zu den Ursachen dieses Phänomens gehört, dass ein Grossteil der Finanzmärkte durch Computer-Programme gesteuert werden und quasi auf Autopilot laufen. Dies zudem im Hochfrequenzhandel (siehe unten) mit dem Kauf und Verkauf von Aktien innerhalb von Bruchteilen von Sekunden. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, werfen die "Algo-Trader" weitere Papiere auf den Markt und verstärken so den Kursverfall. Bei Flash Crashs am 6. Mai 2010 und am 7. Oktober 2016 fielen zahlreiche Aktien vorübergehend innerhalb von Minuten auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Kurses, manche um bis zu 99 Prozent.

G wie... Geldroboter

Im automatisierten Börsenhandel machen diejenigen das beste Geschäft, die über das schnellste Datennetz verfügen. Es geht um Millionstelsekunden. Computer handeln mit Computern, einzig ihren Algorithmen verpflichtet. Die Menschen sind längst ausgestiegen und haben das Spielfeld den weitaus effizienteren Geldrobotern überlassen. Bilder von überfüllten Börsensälen sind Historie. So ist mit der Einführung des Hochfrequenzhandels (siehe unten bei H) ein unkontrollierbarer, aufgeblasener Finanzmarkt entstanden, in dem auf Krisen gewettet wird und Investitionen keine reale Grösse mehr darstellen.

G wie ... Gemeinwohl-Ökonomie

Als wichtigen Teil der Solidarwirtschaft (siehe unten) ist von dem Österreicher Christian Felber das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie entwickelt worden. Es handelt sich um eine vollständige, alternative Wirtschaftsordnung deren Grundziele nicht mehr Gewinnstreben und Konkurrenz sind sondern die Grundwerte Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung. In Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz, Luxemburg, Spanien und Kolumbien unterstützen 2 300 Unternehmen, Städte und Gemeinden diese Ökonomie wie auch etwa 200 Universitäten. Rund 500 Unternehmen, darunter die luxemburgische Oekopolis-Gruppe, machen ihre Betriebsführung auf der Basis dieser Werte beruhende Gemeinwohl-Matrix und erstellen eine ethische Bilanz. Seit 2021 handelt auch die erste luxemburgische Kommune, Mertzig, nach diesen Prinzipien. Mehr dazu hier

G... wie gestrandete Vermögenswerte
siehe: S... wie Stranded assets

G wie... Globalisierungs-Trilemma

Der Ökonom Dani Rodrik (lange Prof in Harvard) demonstrierte 2000 und 2016 die Unvereinbarkeit von Nationalstaat, Demokratie und grenzenloser Globalisierung ("Hyperglobalisierung"). Zunächst traf er zwei grundsätzliche Feststellungen. Erstens: Markt und Staat sind keine Antipoden, sondern gehören zusammen. Funktionsfähige Märkte brauchen einen starken Staat. Zweitens: Es gibt nicht den Kapitalismus, sondern eine Vielzahl von Ausprägungen, die auf unterschiedliche nationale, kulturelle, historische oder gesellschaftliche Traditionen und Gebräuche zurückzuführen sind. Daher wirken Markt und Staat je nach Land oder Region auf unterschiedliche Art und Weise zusammen.

Nun kommt Rodriks Problem: Wir haben globale Märkte, die, um auf Dauer ordentlich zu funktionieren, seines Erachtens eines globalen staatlichen Regelwerks bedürfen. Wir haben aber keine Weltregierung, weil die meisten Menschen nicht bereit sein dürften, die dafür notwendigen Kompetenzen vom demokratischen Nationalstaat zu übertragen. Eine Übertragung solcher Kompetenzen durch eine nationale Regierung gegen den Willen ihrer Bürger verstieße ihrerseits gegen die Demokratie.
Rodrik folgert: "Ich nenne dies das fundamentale politische Trilemma der Weltwirtschaft:

  • Wir können nicht gleichzeitig Demokratie, nationale Selbstbestimmung und wirtschaftliche Globalisierung betreiben. Wenn wir die Globalisierung weiterführen wollen, müssen wir entweder den Nationalstaat oder demokratische Politik aufgeben.
  • Wenn wir die Demokratie behalten und vertiefen wollen, müssen wir zwischen dem Nationalstaat und internationaler wirtschaftlicher Integration wählen.
  • Und wenn wir den Nationalstaat und Selbstbestimmung bewahren wollen, müssen wir zwischen einer Vertiefung der Demokratie und einer Vertiefung der Globalisierung wählen."

Rodrik macht klar, wo seine Präferenzen liegen. Er will die Demokratie und die nationale Selbstbestimmung bewahren und ist hierfür bereit, etwas Sand in das Getriebe der Globalisierung zu streuen: "Demokratien haben das Recht, ihre sozialen Regeln zu verteidigen, und wenn dieses Recht mit den Anforderungen einer globalen Wirtschaft konfligiert, sollte die Globalisierung das Nachsehen haben." Mehr dazu in der FAZ

G wie ... Good Citizenship

Viele internationale Konzerne suchen günstige Standorte für eher virtuelle Aktivitäten auf, um ihre Erträge so lange hin und her zu schieben, bis keine Steuern mehr anfallen. Die OECD nennt Google oder Amazon als Beispiele (siehe unten unter S wie ... Steueroptimierung). Für andere Konzerne, wie z.B. Volkswagen, ist dagegen eine Haltung des “Good citizenship” sehr wichtig: Man zahlt dort Steuern, wo man wertschöpfend tätig ist. Den Begriff nennt VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in : “Volkswagen zahlt fünf Milliarden Euro Steuern” (Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Nr.8/ 2013 vom 24.02.2013, S. 28)

G wie... Greenwashing

Greenwashing (englisch grün waschen in Anspielung auf grün als Symbol für Natur und Umweltschutz und Waschen im Sinne von sich reinwaschen/ in Analogiebildung zu whitewashing, englisch für schönfärben) ist eine kritische Bezeichnung für Marketing-Methoden, die darauf abzielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsvolles Image zu verleihen. (Deutsch etwa: „sich ein grünes Mäntelchen umhängen“).

Hierbei werden Techniken der PR- und Öffentlichkeitsarbeit, der Rhetorik und Manipulation benutzt, um einer Firmengeschichte eine reine Weste zu verpassen. So wird zum Beispiel behauptet, die Ausrottung der Armut und des Hungers vorantreiben zu wollen, Produkte fair zu handeln oder ökologisch verträglich herzustellen.

Eine der bekanntesten Greenwashing-Kampagnen der letzten Jahre war „beyond petroleum“ des britischen Mineralölkonzerns bp mit medienwirksamen Aktionen wie der Installation von Solarstromanlagen auf Tankstellen oder der Einführung des Helios-Symbols als neuem Logo in Form einer grün-gelben Blume.

G wie ...Grundeinkommen (frz.: revenu universel)

Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das bedingungslos jedem Mitglied einer politischen Gemeinschaft gewährt wird. Es soll die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, einen individuellen Rechtsanspruch darstellen, ohne Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt werden und keinen Zwang zur Arbeit bedeuten. Das Grundeinkommen stellt somit eine Form von Mindesteinkommenssicherung dar, die sich von den zur Zeit in fast allen Industrienationen existierenden Systemen der Grundsicherung wesentlich unterscheidet. In der Sozialfinanz beschäftigt man sich bislang wenig mit diesen Vorschlägen. In Luxemburg propagiert die "Initiativ bedingungslost Grondakommes Lëtzebuerg" diese Ideen (mehr dazu auf ihrer Webseite sowie hier).

H wie ... Hedgefonds

Hedgefonds sind eine spezielle Art von Investmentfonds (siehe unten). Eine Besonderheit ist, dass die Anlagestrategie spekulativ und sehr frei, also ungebändigt durch Regeln, sein kann und meist auch ist. Sie bieten eine Chance auf eine sehr hohe Rendite, aber mit entsprechend hohem Risiko. Dieses wird natürlich abzusichern versucht (= to hedge). Ein Ziel ist hierbei zum Beispiel sowohl bei fallenden, als auch bei steigenden Kursen eine gewünschte absolute Rendite zu erzielen. Typisch ist der Einsatz von Derivaten und Leerverkäufen (auch zur Absicherung, daher ist der Name eher irreführend, da diese sehr riskant sind).

Die meisten Hedgefonds haben ihren Sitz in Offshore-Finanzplätzen. Grösster Umschlagplatz war bisher New York vor London. Die Ortswahl erfolgt zum einen aus steuerlichen Gründen, aber auch wegen der dort bestehenden geringeren Einschränkungen durch die jeweilige Kapitalmarktgesetzgebung bezüglich der in den Fonds erlaubten Finanzinstrumente angeht.

Der amerikanische Gross-Investor Warren Buffet kritisierte schon früh die wachsende Bedeutung von Hedgefonds und verglich deren Promoter mit gefährlichen Rattenfängern. Riskant sind sie jedoch nicht nur für Investoren. Sie wurden auch als Auslöser der Asienkrise 1997 identifiziert und können längst auch die Weltwirtschaft gefährden: Seit der Finanzkrise von 2008 stehen sie am Pranger kritischer Analysten. Es heisst, sie würden sich bereichern mit der Notlage ganzer Volkswirtschaften: So haben sie durch Wetten auf den Zahlungsausfall Griechenlands das Land an den Rand des Ruins getrieben. Es wird sogar vermutet, dass sie bewusst gemeinsam gegen den Euro spekuliert und die Eurokrise ausgelöst haben.

Generell besteht Einigkeit darüber, dass diesbezüglich gefährliche Hedgefonds zu bändigen sind. Das Konzept der Hedgefonds ist aber so breit angelegt, dass es aus der Sicht von etika unangebracht wäre, sie pauschal zu dämonisieren. Es fällt allerdings in die Rolle von Etika fällt sich mit der Problematik - insbesondere in Bezug auf Luxemburger Vorschläge, sich als deren Sitz anzubieten - zu beschäftigen.

Generell sind sie schon deswegen kritisch zu sehen, da sie keine Werte schaffen, sondern abgekoppelt von der Realwirtschaft agieren: Sie transferieren lediglich Geld, tragen so gut wie gar nicht zur volkswirtschaftlichen Entwicklung bei, können allerdings Volkswirtschaften zerstören. Ausserdem sind sie kaum transparent.

H wie... Heuschrecken und G wie... Geierfonds

Geierfonds (engl. vulture fund, frz. fonds vautour) ist eine abwertende Bezeichnung für Investmentfonds (Hedge-Fonds), die darauf spezialisiert sind, Wertpapiere problembeladener Emittenten, z.B. zahlungsunfähiger Unternehmen oder Staaten (z.B. Sambia, Argentinien oder Kongo, siehe unten), zu erwerben - meist zu grossen Abschlägen zum Nominalwert. Der hinter dem Namen steckende Vorwurf lautet, der Fonds investiere nicht, um mit dem operativen Geschäft des gekauften Unternehmens Geld zu verdienen, sondern um aus dessen Überresten Einnahmen zu erzielen. Der Name spielt insofern auf Geier an, die geduldig kreisen, um schließlich von den Überresten eines geschwächten Schuldners zu profitieren.

Üblicherweise ist der Liquidationswert (der Wert der Einzelteile bei Zerschlagung eines Unternehmens) geringer als der Fortführungswert (der Wert des Unternehmens bei Betriebsfortführung). In diesen Fällen ist die Fortführung (zumindest des gesunden Teils des Unternehmens) die sinnvollere Strategie. Da auch hierbei ein Abbau von Produktionskapazitäten und -Mitarbeitern und anderen Sparmaßnahmen zur Steigerung oder gar Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit meist unvermeidlich ist, ist auch hier der Vorwurf, "Heuschrecken" oder "Geier" seien am Werk, nicht unüblich.

Bitterarme afrikanische Staaten können ein erstklassiges Investitionsziel mit unglaublichen Renditen sein. so haben sich Fonds darauf spezialisiert, Schulden von Drittweltländern zu einem Bruchteil des ursprünglichen Wertes aufzukaufen und die Länder dann auf Rückzahlung inklusive Zins und Zinseszins zu verklagen. So geschehen 2007 mit Sambia, 2009 mit dem Kongo und 2012 mit Argentinien.

"Die Methode ist so einfach wie umstritten: Bahnt sich ein Bankrott an, kauft ein Investor Staatsanleihen zum Schnäppchenkurs. erklären sich Regierungen für zahlungsunfähig, klagt er auf volle Rückzahlung. die Methode ist riskant, doch häufig profitabel. Das Erfolgsgeheimnis liegt in der Hartnäckigkeit: Beim Schuldeneintreiben setzt man auf jahrelange juristische Scharmützel und scheut vor keinem Trick zurück." (Wort, 23.10.12)

So verfolgte der New Yorker Hedgefonds Elliott & Associates argentinische Vermögenswerte rund um den Globus, zum Beispiel eine Fregatte, die im Oktober 2012 Hafen von Ghana lag und mittels einer einstweiligen Verfügung des Fonds von den Behörden in Arrest genommen. Elliott & Associates wollten damit argentinische Anleiheschulden eintreiben. Die Aktivitäten des Fonds führten im Sommer 2014 schliesslich zum (technisch-juristisch bedingten) Staatsbankrott des Landes.

H wie ... Hochfrequenzhandel

Hochfrequenz-Handel (engl. high-frequency trading (HFT)) ist eine Bezeichnung für einen mit Computerhilfe (siehe das Stichwort Robo-Advisors unten) betriebenen Handel mit Wertpapieren, der sich durch extrem kurze Haltefristen und hohen Umsatz auszeichnet. So werden üblicherweise keine Positionen über Nacht gehalten. HFT kann als eine Sonderform des automatisierten oder algorithmischen Handels verstanden werden. Einige Banken setzen Computerprogramme zur Analyse von Kauf- oder Verkaufsaufträgen ein, die von manchen Börsen wie der NASDAQ für eine Gebühr diesen Banken einige Millisekunden früher zur Verfügung gestellt werden. Wenn also ein Händler einen Kaufauftrag für eine Aktie platziert, kommt ihm das Computerprogramm ein paar Millisekunden zuvor, indem es Kaufaufträge für die gleichen Titel eingibt und diese sofort wieder verkauft. Dadurch sind diese Banken im Vorteil und können vor den normalen Händlern Wertpapiere erwerben, was u. U. die Preise für nachfolgende, langsamere, Geschäfte beeinflusst. Die Erlöse sind zwar pro Transaktion sehr gering, summieren sich jedoch zu durchaus großen Erträgen.

Dieser Handel wird seit Jahren betrieben und soll nach Aussage der Marktforscher der Tabb Group 2008 einen Wert von 21 Milliarden $ erreicht haben. 2010 soll der Anteil dieser Form des Handels bereits über 50 % des Umsatzvolumens des US-amerikanischen Aktiengeschäfts betragen haben. (Quelle: Wikipedia) Mehr dazu hier (in Französisch).

Unabhängige Institutionen fordern eine Regulierung, weil es durch HFT zu einer Verschärfung der Instabilität der Märkte kommt. Die deutsche Bundesregierung hat am 25.09.2012 eine nationale Regulierung beschlossen und hofft, dass die EU nachzieht (FAZ vom 26.09.2012). Lobbyisten der Banken versuchen dies zu verhindern.

I wie... Impact-Investing

Der Begriff Impact Investing oder Investment wird oft synonym für alle Investitionen verwendet, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) einbeziehen, ohne aber notwendigerweise auf eine transformative Veränderungen abzuzielen. Damit verbunden ist die Gefahr des "Impact Washings" (ähnlich dem "Green Washing"). Um hier eine (Neu-) Orientierung aus akademischer Perspektive zu bieten, hat ein Forschungsteam rund um Timo Busch Ende 2020 eine neue Typologie nachhaltiger Investments entwickelt, die eine präzise Definition liefert, was Impact Investments sind und was sie abdecken sollten.

I wie … Investmentfonds

In einen Investmentfonds zahlen viele einzelne Anleger Geld ein - sei es in Form von Einmalanlagen oder Sparplänen. Die zugeflossenen Mittel werden je nach Fondsart überwiegend in Aktien und Anleihen investiert. Dafür erhalten Anleger Anteile an dem jeweiligen Fonds. Investmentfonds gibt es mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten, so dass man je nach persönlicher Risikobereitschaft, Anlageziel und Anlagedauer einen optimalen Fonds auswählen können. Fonds erwirtschaften Erträge, die sich aus eingenommenen Zinsen, Dividenden und anteiligen Kursgewinnen zusammensetzen können. Ein wichtiger Vorteil einer Anlage in Investmentfonds ist die Risikostreuung: Da ein Fonds in viele verschiedene Wertpapiere investiert, wird das Risiko im Vergleich zu einer Einzelanlage gestreut (Prinzip der Diversifikation). Zugleich werden die mit den verschiedenen Anlagetiteln verbundenen Chancen gebündelt. Seit einigen Jahren gibt es Fonds, die einen besonderen Wert auf eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Anlagepolitik legen (siehe S wie ... SRI und den etika-Guide).

K wie ... Kapitalflucht

Kapitalflucht bezeichnet den umfangreichen und oft plötzlichen Transfer von Vermögen, Geld, Edelmetallen oder Sachwerten ins Ausland bzw. den Rückgang der Nachfrage nach Aktiva in der inländischen Volkswirtschaft. Das Ziel der Kapitalflucht ist im Falle einer Inflation die Werterhaltung - ansonsten aber meist die Umgehung inländischer Steuern (siehe auch Tax rulings Steueroptimierung, Steuerwettbewerb).

Die weltweite Kapital- und Steuerflucht hat nicht nur ein absurdes Ausmaß angenommen, sondern sie ist auch ein globales Gerechtigkeitsproblem: Es wirkt sich auf die Lebensperspektiven von Menschen aus, wenn Staaten und Gesellschaften Gelder vorenthalten werden, die sie für den Aufbau und Erhalt elementarer Infrastrukturen benötigen. Daher sind die horrenden illegitimen und illegalen Kapitalabflüsse, die von multinationalen Unternehmen und reichen Individuen ausgehen, neben Kriegen und Klimawandel auch eine der entscheidenden Fluchtursachen.

Durch Kapitalflucht verlieren Länder des Globalen Südens um ein vielfaches mehr, als sie an internationalen Entwicklungsgeldern bekommen. Auf jeden US-Dollar aus der Entwicklungszusammenarbeit kommen mittlerweile mindestens 10-US Dollar illegal exportierten Geldes, das an anderer Stelle fehlt. Die illegalen Geldströme aus den Ländern des Globalen Südens in die reichen Staaten und Steueroasen betrugen im Jahr 2014 das zehn- bis zwanzigfache des Gesamtbudgets der Entwicklungszusammenarbeit im Jahr 2015. Ohne die illegitimen Kapitalabflüsse würden die Länder des Globalen Südens jährlich 100 bis 200 Mrd. Euro mehr an Steuern einnehmen – selbst bei einem niedrigen Steuersatz. So könnten sie dringend notwendige Aufgaben der öffentlichen Hand finanzieren und ihren Bürger/innen eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Perspektive bieten.

Zudem treffen die Steuervermeidungsstrategien multinationaler Unternehmen wie IKEA, Google und Vodafone die Länder des Globalen Südens weitaus härter als den globalen Norden. Zwar leiden auch die Industrienationen unter den Einnahmeverlusten durch Unternehmenssteuervermeidung, jedoch belaufen sich die Verluste im Globalen Süden auf 6-13% der Steuereinnahmen, wohingegen der Verlust in OECD-Ländern ca. 2-3% beträgt.

(Quellen: Wikipedia und Friedrich Ebert Stiftung/ Netzwerk Steuergerechtigkeit])

K wie... Klimaneutralität und Klimakompensation

Klimaneutralität bedeutet, ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken herzustellen. Um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen alle Treibhausgasemissionen weltweit durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden. Als Kohlenstoffsenke wird dabei ein System bezeichnet, das mehr Kohlenstoff aufnimmt als es abgibt. Die wichtigsten natürlichen Kohlenstoffsenken sind Böden, Wälder und Ozeane. Bisher gibt es keine künstlichen Kohlenstoffsenken, die Kohlenstoff in dem Maße aus der Atmosphäre entfernen können, wie es zur Bekämpfung der globalen Erwärmung notwendig wäre. Der in natürlichen Senken wie Wäldern gespeicherte Kohlenstoff wird durch Brände, Landnutzungsänderungen oder Abholzung wieder in die Atmosphäre abgegeben. Aus diesem Grund müssen die CO2-Emissionen verringert werden, um das Klimaneutralitätsziel umsetzen zu können.

Ein anderes Mittel, um Emissionen zu reduzieren und Klimaneutralität zu erreichen, ist der Ausgleich von Emissionen in einem Sektor über Einsparungen von Treibhausgasen an anderer Stelle. Dafür sind Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder andere saubere und kohlenstoffarme Technologien nötig. Das Emissionshandelssystem der EU ist ein weiteres Instrument zur Klimakompensation.

Mithilfe des Grünen Deals der EU soll Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden - also einer, der so viele CO2-Emissionen beseitigt, wie er produziert. Das Ziel ist im neuen EU-Klimagesetz verankert, das am 7.10.2020 vom EU-Parlament verabschiedet wurde. Auch das Zwischenziel für eine Emissionsverringerung um 40 Prozent, das sich die EU bis 2030 gesetzt hat, soll entscheidend hochgeschraubt werden auf 55 oder 60 Prozent. (Quelle und mehr dazu: Europäisches Parlament)

K wie ... Kohärente Investitionspolitik

Als Regierung mit Blick auf öffentliche Investitionen kohärent zu handeln, ist nicht immer einfach. Man kann sich aber nicht auf der einen Seite gegen den Betrieb von Cattenom wehren und auf der anderen Seite durch den Fonds de Compensation (FDC) Unternehmen mit Atomportfolio sponsern. Ebenso sollte man nicht auf der einen Seite massive CO2-Reduzierungen einfordern und auf der anderen Seite weiter die Kohleindustrie fördern. Oder sich entwicklungspolitisch in einem Land für die Nahrungsmittelsicherheit einsetzen und zugleich Aktien von Unternehmen halten, die durch ihre rein exportorientierte Produktion vor Ort eben jene gefährden. Es besteht ein Interessenkonflikt zwischen dem Wunsch nach einer sicheren und möglichst hohen Rente und sozialen und ökologischen Standards, die durch sehr rentable Investments verletzt werden. Kaum jemand möchte eine Rente beziehen, die – neben den eigenen Beiträgen – aus Investitionen erwirtschaftet wurde, die eklatant klimaschädlich waren oder gegen Umweltstandards und die Menschenrechte verstossen haben. Zum Beispiel Projekte, bei denen Regenwald und der Lebensraum indigener Völker zerstört wurde oder Kinderarbeit toleriert wurde.

Die Politik muss der FDC-Verwaltung die Investitionsvorgaben geben. Bislang galt nur das Prinzip der grösstmöglichen Rendite. Im November 2016 wurde immerhin eine Ausschlussliste mit 69 Firmen veröffentlicht. Aber das reicht noch nicht. Es bleiben sicherlich 100 weitere fragwürdige Investments. Der FDC investiert weiterhin massiv in fossile Energien. Die 5 Firmen auf der Liste, wie Chevron wurden “nur” wegen Umweltschäden am Amazonas oder illegaler Ressourcenausbeutung in der Westsahara ausgeschlossen. Nicht aus grundsätzlichen Erwägungen. Manches ist klar: Keine Verstösse gegen juristisch bindende international Konventionen oder Verträgen wie sie bei der COP 21 unterzeichnet wurden. Anderes ist schwieriger.Von zivilgesellschatlichen Akteuren gefordert wird die Einrichtung eines Ethikrates, der verbindliche Kriterien benennt. Da geht es auch um die soziale und ökologische Kohärenz: Keine Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, Schutz indigener Völker, keine Firmen mit wiederholten Arbeitsrechtsverletzungen, keine Missachtung von Umweltstandards und auch keine Zerstörung von Ökosystemen wie durch den Goldbergbau oder durch Palmöl-Plantagen.

K wie ... Kreislaufwirtschaft

siehe Zirkuläre Wirtschaft

L wie ... Landgrabbing

Jedes Jahr nehmen große Agrarunternehmen Millionen Hektar an fruchtbarem Ackerland in den Entwicklungsländern in Besitz. Dieses Phänomen, das oft als « Landraub » (eng. : land grabbing) bezeichnet wird, nimmt immer größere Ausmaße an. Schätzungen zufolge, wurden in den letzten 10 Jahren mindestens 45 Millionen Hektar Land an Unternehmen verkauft oder verpachtet, eine Fläche, die größer ist als Deutschland und die Benelux-Staaten zusammen genommen.
Meistens ist dieses Land jedoch nicht ungenutzt, sondern wird von Bauernfamilien oder indigenen Gemeinschaften bewohnt oder bearbeitet. Diese Menschen, die von ihrem eigenen Anbau leben,
drohen durch die Vertreibung von ihrem Land in eine Situation der Verarmung und Unterernährung zu geraten. Das stellt schon an sich eine Menschenrechtsverletzung dar, aber zusätzlich wird bei
den Vertreibungen oft Gewalt angewendet. Mehr dazu hier (in frz. Sprache).

L wie Lobbying

Die Einflussnahme auf politische Entscheidungen oder die öffentliche Meinung durch Vertreter von Interessenverbänden wird Lobbyismus genannt. Ein Lobbyist ist jemand, der das Lobbying im Auftrag eines Dritten durchführt. Interessenverbände sind zum Beispiel Wirtschafts- und Sozialverbände, Umweltschutzorganisationen, Gewerkschaften oder Arbeitnehmerverbände. Das englische Wort Lobby bedeutet Empfangshalle. Dies nimmt (historisch) Bezug auf den Eingangsbereich eines Parlaments, wo Interessensvertreter auf die Parlamentarier warten, um mit ihnen Gespräche zu führen und ihnen Informationen zu geben, um sie zu beeinflussen. Dies ist durchaus legitim, wenn es um Themen geht, für die ein hohes Mass an Sachkenntnis erforderlich ist.

Heutzutage sammeln Lobbyisten Informationen, bereiten sie auf und geben sie weiter. Sie pflegen Kontakte mit Parlamentariern, schreiben Vorlagen zu Gesetzesentwürfen, gehen zu Anhörungen oder organisieren Veranstaltungen. Sie schreiben Presseerklärungen, treten bei Podiumsdiskussionen auf oder konzipieren ganzen Kampagnen. Da Lobbyarbeit eher negativ klingt, nennen viele ihre Arbeit lieber Politikberatung oder politische Kommunikation. Akteure der Zivilgesellschaft - wie Greenpeace - organisieren gerne witzige oder spektakuläre Aktionen sowie Demonstrationen, um ihre Forderungen zu unterstreichen. (Quelle: explainity.de)

Tipps für Lobby-Arbeit finden sich bei insieme.ch (französisch).

L wie ... Locavore

Statt Avocados und Bananen Äpfel und Birnen essen! Man muss kein Anhänger der Locavore-Bewegung sein und nur noch Produkte aus der Region verzehren, aber man sollte schon wissen, wo die eigene Nahrung herkommt. Locavores (von "eat locally") versuchen zum einen, durch lokale Versorgung möglichst viel CO2 einzusparen. Zum anderen versteht sich dieser Trend auch als Gegenbewegung zur globalisierten Wirtschaft, die zum Teil irrsinnige Effekte hat: zum Beispiel Äpfel von anderen Kontinenten einen Monat vor der hiesigen Apfelernte anzubieten, wodurch die Verbraucher völlig das Gefühl für Saisonfrüchte verlieren. Auf regionale Produkte zu setzen schützt nicht nur das Klima, sondern hilft auch Herstellern und Erzeugern der Region.

L wie ... LOHAS

LOHAS ist ein Akronym für „Lifestyle of Health and Sustainability“. Es steht für einen Lebensstil oder Konsumententyp, der durch sein Konsumverhalten und gezielte Pro- duktwahl Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern will. Die 20- bis 40-jährigen konsumieren mit Lust und Freude, schauen aber genau hin, wo und wie diese Waren produziert werden. Sie eint das Bewusstsein, bei jeder Handlung etwas zu verändern. Häufig handelt es sich um Personen mit höherem Einkommen, die zum Beispiel Natur- und Outdoor-Urlaub bevorzugen und in Bioläden oder -supermärkten einkaufen. Ihre Motive ähneln denen der Slow-Food- Bewegung, die auch die Schnäppchen-Mentalität („Geiz ist geil“) strikt ablehnen. Sie sind jedoch nicht in allen Lebensbereichen ökologisch konsequent, wissen aber: Als Verbraucher können sie die Welt verändern - jedes Stück Bewusstseinsänderung hilft.

In den USA schätzt man 30 % der Bevölkerung als LOHAS ein. Der Soziologe Paul Ray beschrieb das Phänomen erstmals in seinem im Jahr 2000 erschienenen Buch „The Cultural Creatives: How 50 Million Are Changing The World“. In Deutschland schätzt man 15 % der Konsumenten als LOHAS ein. Populär wurde der Begriff hier 2007 durch Eike Wenzel und die Studie "Zielgruppe Lohas" 2007 des Zukunftsinstituts von Matthias Horx.

Der Begriff ist jedoch umstritten, da manchen Kritikern die Verknüpfung von bewusstem, oft hochwertigem Konsum mit Nachhaltigkeit zweifelhaft erscheint. Einige Vertreter der traditionellen Umweltbewegung sehen darin den Versuch, dem Konsumismus ein neues, zeitgeisttypisches Image zu geben. Andere wie der Kulturwissenschaftler Nico Stehr dagegen loben die neue Macht von „Moralisten“. Er sieht einen gut vernetzten, globalen Trend, der durch bewussten Konsum und Verzicht Druck auf die Industrie ausüben könne.

M wie...Mikrofinanz / Mikrofinanzinstitutionen

Mikrofinanz kann definiert werden als die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen fur wirtschaftlich aktive arme Bevölkerungsschichten in Entwicklungs- und Übergangs- ländern. Durch Bereitstellung von Kapital für Menschen, die aus dem formellen Bankensektor und der wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen sind, wird die Möglichkeit eines sich selbst verstärkenden Positivkreislaufs geboten, d. h. finanzielle Sicherheit, Ersparnisse und Wachstum. Kleinunternehmer/innen können arbeiten und damit ihre Zahlungsströme stabilisieren, Arbeitsplätze schaffen und ihren Lebensstandard erhöhen. Mikrokredite (siehe auch nächstes Stichwort) haben sich weltweit in Entwicklungs- und Übergangslandern als einzigartiges Mittel fur die Förderung der Selbstentwicklung hin zum Mikro-Unternehmer bewahrt.

Ihre Kredite sowie eine Unternehmensberatung erhalten Mikro-Unternehmer bei Mikrofinanzinstituten (MFI). Heute existieren weltweit etwa 10.000 MFI, wobei einige unabhängig entstanden und noch relativ klein sind, andere sind mit Unterstützung von Entwicklungsbanken und Geberorganisationen aus dem Norden entstanden. Die Anzahl der operationell wie finanziell selbst tragenden MFI wird auf 100 - 200 geschätzt, wobei diese Zahl laufend steigt. Die MFI bilden eine sehr heterogene Gruppe von Finanzdienstleistem.

Sie werden in den Industrieländern zunehmend auch als Anlagemöglichkeiten gesehen. Sie müssen dafür sowohl finanziell solide als auch rentabel sein, allerdings nicht unbedingt eine Bank im rechtlichen Sinne. Wenn Anleger dazu beitragen, dass die MFI wachsen und die Anforderungen ihrer Kunden erfüllen können, können diese sowohl mit einem sozialen als auch mit einem finanziellen Ertrag rechnen. Nicht jedes Finanzinstitut, das Mikrokredite vergibt, ist jedoch unmittelbar dem Bereich des sozial verantwortlichen Investments zuzuordnen. Für manche Banken sind Mikrokredite, seitdem sie mit dem Friedensnobelpreis für den Bangladescher Banker Muhammad Yunus 2006 populär wurden, ein interessantes Profit-Center, d.h. ein auto- nomer organisatorischer Teilbereich, der möglichst hohe Gewinne erzielen soll.

Eine sehr ausführliche Linkliste von Mikrofinanzinstitutionen findet sich auf der homepage von INAISE.

M wie... Mikrokredite

Hinter dem Konzept der Mikrokredite steht eine ebenso einfache, wie einleuchtende Idee: Kleinkredite werden an Menschen vergeben, die sonst nirgends ein Darlehen erhalten würden. Dies verschafft ihnen das nötige Startkapital, um die Chance auf ein besseres Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Die Tatsache, dass Mikrokredite zu handelsublichen Bedingungen gewährt werden, trägt zu einer nachhaltigen und langfristigen Entwicklung bei, da so die unterste Ebene des Unternehmertums stimuliert, der Lebensstandard der Familien angehoben und das Selbstwertgefuhl gestarkt werden. Daher erklärte die UNO das Jahr 2005 zum "Internationalen Jahr der Mikrokredite". Die Kleinstkredite von 1 Euro bis unter 1.000 Euro werden in der Regel von spezialisierten Finanzdienstleistern und NGOs an Kleingewerbetreibende vergeben. "Es geht weder um Almosen noch um Assistenz, sondern um einen einmaligen Impuls, der es den Menschen dort ermöglicht, endlich Meister über ihr eigenes Schicksal zu werden", so Marion Bur von der luxemburger NGO ADA, die seit 1994 im Bereich der Mikrofinanzen (siehe Stichwort oben) tätig ist.

N wie ... Nachhaltigkeit

Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren natürlichen Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise nachwachsen kann. Der Begriff bezeichnete im 18. Jahrhundert zunächst die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei der immer nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwachsen kann, so dass der Wald nie zur Gänze abgeholzt wird, sondern sich immer wieder regenerieren kann. Im erweiterten Sinn eines „Zustands des globalen Gleichgewichts“ taucht der Begriff sustainable 1972 im Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ an den Club of Rome erstmals an prominenter Stelle auf.

Im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung wurde Nach- haltigkeit 1987 definiert als eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Im allgemeinen Verständnis setzt sich der Begriff der Nachhaltigkeit aus drei Komponenten zusammen (so genanntes Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit):

 Die ökologische Nachhaltigkeit umschreibt die Zieldimension, Natur und Umwelt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dies umfasst den Erhalt der Artenvielfalt, den Klimaschutz, die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung.

 Die ökonomische Nachhaltigkeit stellt das Postulat auf, dass die Wirtschaftsweise so angelegt ist, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet. Von besonderer Bedeutung ist hier der Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung.

 Die soziale Nachhaltigkeit versteht die Entwicklung der Gesellschaft als einen Weg, der Partizipation für alle Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht. Dies umfasst einen Ausgleich sozialer Kräfte mit dem Ziel, eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft zu erreichen.

Nachhaltigkeit kann lokal, regional, national oder global verwirklicht werden. Während aus ökologischer Perspektive zunehmend ein globaler Ansatz verfolgt wird, steht hinsichtlich der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit oft der nationale Blickwinkel im Vordergrund.

N wie... Neo-Bank

siehe D wie... Digitalbanken

Ö wie ... Öko

"Viele Politiker entschuldigen es mit den Zwängen der Wirtschaft, weshalb sie wenig oder nichts tun, um die Emission von Treibhausgasen zu begrenzen. Ökonomie leitet sich vom selben Wortstamm ab wie Ökologie: von oikos, dem griechischen Wort für Haus. Ökologie ist die Lehre vom Heim, während Ökonomie dessen Management meint. Ökologen versuchen, die Bedingungen zu bestimmen, die Leben ermöglichen. Jede große Entwicklung, jedes neue Programm sollte daher von ökologischen Prinzipien geleitet sein. Also: Geben wir der Ökonomie das Öko wieder zurück. Jetzt, da wir mit mehreren ökologischen Krisen gleichzeitig kämpfen (Klimawandel, Entwaldung, Ausdehnung von Wüsten, Auszehrung der Ozeane, Versäuerung von Böden, Ausrottung von Arten, Luftverschmutzung), verhindert die Ökonomie trotzdem ernsthaftes Handeln.

Man erzählt uns etwa vom Dreiklang aus ’Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft’ - als ob es sich dabei um einander überlappende Kreise gleicher Größe und Bedeutung handelte. Das ist natürlich purer Unsinn. Die Realität ist, dass die Biosphäre alles ist, ein großer Kreis, innerhalb dessen es einen viel kleineren Kreis gibt, die menschliche Gesellschaft - und innerhalb dieses Kreises gibt es einen nochmals kleineren, die Wirtschaft. Kein innerer Kreis kann danach streben, über den jeweils äußeren hinauszuwachsen." (David Suzuki, Träger des Alternativen Nobelpreises 2009, Süddeutsche Zeitung, 4.12.09)

P wie... Permakultur

Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen umfasst. Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen. Mehr Infos und Ausbildungsangebote dazu bietet das CELL in Luxemburg.

P wie...Phantom-Papiere

Durch Cum-Ex-Steuergeschäfte (siehe oben) wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Deutschland und europaweit ein hoher Schaden für Steuerzahler angerichtet. Im November 2018 wurde ein neuer Trick bekannt, mit dem Banker und Aktienhändler Millionen ergaunert haben sollen. Die staatsanwaltschaft Köln geht einer bislang unbekannten Masche nach, die auf so genannten "Phantom-Papieren" beruht. Konkret geht es um Geschäfte mit sogenannten American Depositary Receipts (ADR). Dies sind laut Bericht Papiere, die von Banken ausgestellt und in den USA stellvertretend für ausländische Aktien gehandelt werden. Normalerweise müsse jedem ADR-Papier eine echte Aktie zugrunde liegen. Großbanken und Aktienhändlern werde aber nun vorgeworfen, Millionen von ADR-Papieren herausgegeben zu haben, die nicht mit einer echten Aktie hinterlegt waren. (Quelle: Die Welt, 21.11.2018)

P wie... Philantrophie

Im September 2010 hat die Luxemburger Finanzwelt die Initiative "European Impact Financing Luxembourg" aus der Taufe gehoben. Man möchte sich verstärkt für soziale, ökologische und kulturelle Belange engagieren. Philanthropie bedeutet im Wortsinn Menschenfreundlichkeit oder Menschenliebe. Menschen, die etwas Gutes für andere Menschen tun, werden als Philanthropen bezeichnet. Das Centre for Philanthropy Studies der Universität Basel definiert den Begriff wie folgt: "Philanthropie umfasst jede private freiwillige Handlung für einen gemeinnützigen Zweck".

"Auf den ersten Blick gehören Philantrophie und Gewinnmaximierung nicht zu den gleichen Sphären. Doch sie schliessen sich auch nicht zwingend aus. so genannte ISR-Fonds, die in besonders sozial und ökologisch vorbildliche Unternehmen investieren, haben in den letzten Jahren gute Renditen erzielt", schreibt Stefan Osorio-König (Tageblatt, 16.09.2010)

R wie ...Rebound-Effekt

Mit Rebound-Effekt (englisch: Abprall- oder Rückschlageffekt) werden mehrere Effekte bezeichnet, die dazu führen, dass das Einsparpotenzial von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise verwirklicht wird. Die Effizienzsteigerung sorgt dafür, dass der Verbraucher weniger Ausgaben hat und deshalb weitere Produkte erwerben kann. Führt die Effizienzsteigerung gar zu erhöhtem Verbrauch (das heißt zu einem Rebound-Effekt von über 100 Prozent), spricht man von Backfire. Wer dank Effizienzsteigerung Energie und damit Geld spart, gibt das Geld für anderes aus, das ebenfalls Energie verbraucht. Dadurch steigt die Nachfrage nach zusätzlichen Produkten, für deren Herstellung, Betrieb und Entsorgung ebenfalls Energie benötigt wird. Zum Beispiel wird nach dem Kauf eines effizienten Autos Benzin eingespart. Das Geld aus dieser Einsparung kann dann für eine Flugreise genutzt werden. Der psychologische Effekt der zum indirekten Rebound-Effekt führen kann wird Moralische Lizenzierung genannt. Mehr dazu in einem Wort-Artikel von etika-Mitarbeiter Alexander Feldmann.

R wie... Regionalwährungen

In Beckerich möchte man nun eine eigene Währung einführen, den "Beki" (siehe Artikel im Tageblatt vom 6.7.2011 und Infos zum Projekt und www.beki.lu), eine Regionalwährung die paritätisch zum Euro ist. Solche gibt es ausserhalb Luxemburgs bereits. Sie nennen sich "De Pälzer", "Kirschblüte" oder "Volmetaler" - was nicht immer so klingt, als könnte man sie als Zahlungsmittel ernst nehmen. Dennoch tauscht man diese Regionalwährungen gegen Euro in einem festen Wechselkurs ein und kann ganz normal mit ihnen einkaufen - jedenfalls in den Geschäften, die sich der Idee angeschlossen haben. Von Regionalwährungen soll die örtliche Wirtschaft profitieren. Ausserdem lässt sich das Geld nicht verzinsen. Dass das erstaunlich gut klappt, hängt vielleicht damit zusammen, dass das Geld an Wert verliert, wenn man es zu lange behält. Regionalwährungen sind nämlich als reines Tauschmittel gedacht. Sie funktionieren wie ein Gutscheinsystem, für das man Waren oder Arbeitsleistungen bekommt. Zudem kann man mit ihnen nicht spekulieren. Solche Währungen gibt es in Brasilien, aber auch in Frankreich (frz.: monnaies locales) und Deutschland. Am bekanntesten ist wohl der "Chiemgauer". Im Breisgau in Süddeutschland gibt es sogar drei konkurriernde Regionalwährungen. Das Leibnitz-Institut für Länderkunde hat eine Karte herausgegeben (klicken Sie auf das Bild), auf der alle deutschen Regionalwährungen mit ihrem Gültigkeitsbereich eingetragen sind.

R wie... Rentabilität

Rentabilität drückt sich nicht ausschliesslich in finanziell zählbaren Ergebnissen aus. Es gibt heute Finanzinstrumente und Indikatoren, die ebenso einen sozialen, ökologischen oder kulturellen Mehrwert bewirken bzw. angeben. Es handelt sich um Investitionen, bei denen zusätzlich zur "unentbehrlichen" Verzinsung auch ein ideeller Gewinn erreicht wird.

Diese Werkzeuge sind in der Öffentlichkeit jedoch noch wenig bekannt, obwohl sie bereits konkret und nachhaltig ihre positive Wirkung gezeigt haben. Ein Beispiel ist der "faire Handel". Etika bemüht sich darum, in Luxemburg entsprechende Öffentlichkeits- und Sensibilisierungarbeit zu leisten.

R wie ... Robo-Advisors

Roboter als Finanzberater, sog. Robo-Advisors - sind aus der Vermögensverwaltung seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken. Sie werden jedoch nicht nur für den Hochfrequenzhandel (siehe oben) genutzt: mittlerweile hat jedes Kreditinstitut einen. Bei den deutschen Sparkassen heisst er Bevestor, bei den Volks- und Raiffeisenbanken Visualvest. diese digitalen Helfer für die Geldanlage funktionieren alle weitgehend gleich. Der Algorithmus des Computerprogramms orientiert sich daran, wie hoch die Summe ist, die investiert werden soll, wie lange das Geld zur Verfügung steht und welches Risiko der Anleger eingehen will. Das Kriterium Nachhaltigkeit ist bislang noch nicht von Relevanz. Sind diese Parameter bekannt, schlägt der elektronische Finanzberater Geldanlagen vor, die er auf der Basis von Wahrscheinlichkeits-Annahmen und Risiko-Abschätzung mehr oder weniger selbstständig verwaltet. Die meisten Robo-Advisors konzentrieren sich auf relativ einfache Anlageformen wie Fonds oder ETF.

Die Künstliche Intelligenz macht es möglich, dass die Rechenmeister immer besser werden - sie sind inzwischen in der Lage, die Daten von bis zu 100 000 Depots auszuwerten und daraus Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Die meisten Robo-Advisor haben eine Partnerbank im Rücken, es gibt aber auch solche, die unabhängig von grossen Kreditinstituten das Geld ihrer Anleger verwalten (dann ist allerdings eine aufwändige Genehmigungsprozedur notwendig). die Partnerbanken haften dafür, dass die digitalen Vermögensverwalter gesetzestreu bleiben und ihre Seriösität ausser Frage steht. Ein Test der Stiftung Warentest für die Zeitschrift Finanztest (7/ 2021) überprüfte 25 Angebote. Sie empfiehlt Quirion und Growney.

r/wallstreetbets

siehe Wallstreet-Wetten

S wie ... Schattenbanken

Schattenbanken (englisch: shadow banks, auch: parallel banking) sind Akteure auf Finanzmärkten, die bankähnliche Funktionen wahrnehmen, aber nicht der gesetzlich kodifizierten Definition einer Bank entsprechen und somit auch nicht der Regulierung für Kreditinstitute unterliegen. Der ungewollte Anreiz, Finanzgeschäfte verstärkt in den Schattenbankensektor zu verlagern, wuchs mit der zunehmender Regulierung des traditionellen Bankensektors ab 2008 sowie der andauernden Niedrigzinsphase. In diesem neben dem traditionellen Bankensektor existierenden Teil des Finanzsystems wird in großem Umfang unregulierte Kreditintermediation betrieben.

Zu den Akteuren des Schattenbankensystems zählen zum Beispiel Hedgefonds, Crowdfunding-Firmen, Geldmarktfonds, Vermögensverwalter wie BlackRock, Versicherungen, die auch Kredite geben oder private Kreditfonds sowie Aktivitäten wie Verbriefungstransaktionen und Wertpapierfinanzierungsgeschäfte. Die Deutsche Bundesbank zählt dazu auch sonstige Finanzinstitute im weiteren Sinne: Unternehmen mit Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten (u. a. Briefkastenbanken), firmeneigene Finanzierungseinrichtungen und Kapitalgeber (insbesondere Holdings).

Aufgrund der im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 deutlich gewordenen systemischen Risiken, die vom Schattenbankensektor ausgehen können, wird eine wirksame Regulierung sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene bereits seit Jahren diskutiert. Manche kritisieren aber auch die negative Konnotation "Schatten" und definieren sie neutral, wie der ehemalige Präsident des Federal Reserve Board, Ben Bernanke, 2014: „Schattenbanken bestehen aus einem vielfältigen Anteil von Institutionen und Märkten, die insgesamt traditionelle Bankfunktionen übernehmen.“

S wie ... Social washing

Ähnlich wie Greenwashing gibt es sowas wie “social washing” – Unternehmen engagieren sich sozial, handeln aber sonst umgekehrt. sie betreiben damit reine Imagewerbung. Man hat erkannt, worauf es mehr und mehr Verbrauchern ankommt und tut nun so, als erfülle man diesen Anspruch, zum Beispiel indem man an gemeinnützige Vereine spendet. Besonders problematisch ist dies, wenn das Unternehmen selber in eklatanter Weise Arbeitsrechte verletzt.

S wie... Solidarwirtschaft

In Luxemburg gab es mit Romain Schneider von 2009-13 einen Minister für Solidarwirtschaft. Als "dritter Pfeiler" der Wirtschaft ist die Solidarwirtschaft eine andere Form des Unternehmertums. Der Begriff selbst beinhaltet bereits den kritischen Blick auf unser Wirtschaftssystem und die Absicht, den Menschen in einen humaneren Zusammenhang zu stellen.

"So folgt Solidarökonomie einer anderen Logik als die vorrangig kurzfristig denkende und profitorientierte konventionelle Ökonomie. Sie hat ein anderes Menschenbild und eine andere Vorstellung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie folgt anderen Koordi- nationsprinzipien und Handlungsweisen und zielt auf ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften.

Die Solidarwirtschaft ist geprägt von der Auffassung, dass sich die Wirtschaft den Bedürfnissen des Menschen anpassen muss. Der Mensch dürfe nicht in den Dienst eines Systems geraten, das Entwicklung und Wohlstand zu jedem Preis fordert. Dieser Anspruch ist Massstab für die gesamte Wertschöpfung und Gewinnverwendung. Denn nicht die Gewinnorientierung ist der Punkt, sondern die Frage, wie Gewinne erzielt und wie sie verwendet werden." (Zitat aus: Journal, 14.06.06);

Foto: Junger Bio-Eier-Verkäufer beim Hoffest von Mario Kleer in Everlingen 2008

Die luxemburger Organisation Objectif Plein Emploi beispielsweise hatte bis zu ihrer Schließung 2013 ein ökonomisches System geschaffen, in dessen Mittelpunkt der Mensch und die Befriedigung seiner Bedürfnisse stehen. Dieses solidarwirtschaftliche Modell plädiert für Gerechtigkeit, Toleranz, Respekt, Demokratie und gegenseitige Unterstützung. Hierzu müsse sich die Ökonomie dem Menschen anpassen, der Mensch stehe nicht im Dienst eines Systems, das Entwicklung und Wohlstand zu jedem Preis fordert, heisst es. Die ökonomische Tätigkeit von OPE kreiste um vier Pole bzw. Säulen der Solidarwirtschaft: 1. Lokale nachhaltige Entwicklung, 2. Ehrenamt & Partnerschaft, 3. Diversifizierung der Einnahmequellen,
4. Lebenslanges Lernen.

Solidarwirtschaft ist kein arbeitsmarktpolitisches Instrument (ein gängiges Vorurteil), "also keine Beschäftigungsmassnahme. Diese werden von der Regierung diktiert und finanziert, um Menschen ohne Arbeit vorübergehend in Arbeit zu bringen. sie greifen dort, wo der Markt versagt, und bessern aus." (Christina Schürr, Tageblatt,06.06.12)

In Luxemburg wurde 2013 mit den SIS (société d’impact sociétal/ Sozialunternehmen) eine eigene Rechtsform entwickelt und mit dem Luxemburgischen Verband der Sozial- und Solidarwirtschaft (ULESS) ein Verband aufgebaut. Mitglieder sind u.a. die etika-Gründungsmitglieder Fondation Caritas und Inter-Actions, sowie von etika geförderte Organisationen wie Cooperations, Defi Job, Pro Actif, Radio Ara, Touchpoints und Wunnengshellef.

S wie... Slow Food

"Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen.
Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich
stelle mir gerne die Hände derer vor, die das, was
ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben."

(Carlo Petrini, "Buono, pulito e giusto")

Slow Food ist eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten. Slow Food fördert eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt. Die Non-Profit-Organisation bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent.

S wie... Smartphone-Banking

siehe D wie... Digitalbank

S wie... Soparfi

Eine luxemburgische Besonderheit ist das Konzept der Soparfis, das unter dem Verzicht auf Holdings im Jahr 1929 geschaffen wurde. Der steuerliche Status der "Finanzbeteiligungsgesellschaften" (Soparfi) wurde am 24. Dezember 1990 durch eine großherzogliche Verordnung über die Steuerbestimmungen für Mutter- und Tochtergesellschaften geschaffen (Mémorial A Nr. 82 vom 31.12.1990). Die Bestimmung einer Soparfi ist das Halten von Beteiligungen an Tochtergesellschaften. Jede luxemburgische Aktiengesellschaft oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung kommt für den Status einer Soparfi in Frage, sofern sie finanzielle Beteiligungen an Tochtergesellschaften hält, die eine luxemburgische oder nicht-luxemburgische Kapitalgesellschaft sein müssen. Die Soparfi ermöglicht die Koexistenz von kommerziellen und finanziellen Aktivitäten innerhalb ein und derselben Struktur. Dies ist einer ihrer Reize: Sie kann Wertpapiere und Aktien halten, aber auch eine gewerbliche Tätigkeit ausüben.

S wie... SRI

Unter "Social Responsible Investment" oder auch „Social Responsible Investing“ (SRI) - meist übersetzt als „Ethisches Investment“ oder „Verantwortungsvolles Investieren“ - wird die Einbeziehung von umweltbezogenen, sozialen und anderen Aspekten in Entscheidungen über die Geldanlage verstanden. Gemeint ist, dass neben dem Finanzertrag auch ideelle persönliche Werte wie Schutz der Natur, Einhaltung der Menschenrechte oder Unterstützung bestimmter sozialer Gruppen in die Investitionsentscheidung integriert werden. Der Begriff ist jedoch sehr weit und schwer fassbar.

Das Prinzip des sozial verantwortungsvollen Investierens kann
 positiv erklärt werden als: Investieren in Beteiligungen/ Investmentfonds, die nachhaltigen, ethischen Grundsätzen entsprechen und zum Beispiel CO2-neutral sind, ökologisch oder energiepolitisch wertvolle Ergebnisse versprechen (erneuerbare Energien) oder sonstigen sozialverträglichen Restriktionen genügen;
 negativ erklärt werden als: Ausschluss unethischer oder nicht nachhaltig produzierender Unternehmen und Branchen (zum Beispiel unangemessene Entlohnung der Beschäftigten, Kinderarbeit, Produktion von / Handel mit Waffen).

Ethisches und nachhaltiges Investment kann Hand in Hand gehen, muss es aber nicht. Sozial und ökologisch verantwortliches Investieren bedeutet nicht, dass man ganz auf ein ökonomisch gutes Ergebnis (Performance) verzichtet.

Der SRI-Markt (oder auch Markt der nachhaltigen Geldanlagen) ist ein spezifischer Markt, in dem Produkte angeboten und gekauft werden, die neben konventionellen weitere spezifische Qualitätsmerkmale aufweisen, die sich in der besonderen sozial und ökologisch und/oder ethisch begründeten Anlagepolitik ausdrücken. Hierbei kann eine entsprechende Etikettierung jedoch auch als Marketing-Instrument benutzt werden, um mit einem „grünen Deckmäntelchen“ zusätzlich Rendite zu erwirtschaften (siehe: G wie...Greenwashing und den etika-Guide). Unter „SRI“ gefasste Anlageklassen, -möglichkeiten, -ansätze und -kriterien sind - gerade auf den zweiten Blick - sehr heterogen. SRI ist eben nicht nur die "klassische" Beteiligung an Wind- und Solarparks oder Wasserreinigungstechnologien.

So stellt sich die Frage, ob eine Investition in einen Rüstungskonzern, der umweltschonend produziert, seinen Mitarbeitern Mutter- und Vaterschaftsurlaub gewährt und das Management CO2-neutral reisen lässt, nichtpositiver ist, als ein Investment in einen Hersteller von Sonnenkollektoren, der nur die allernötigsten Vorschriften in Bezug auf Umweltschutz und Menschenrechte einhält.

S wie ... Staatsfonds

Am 26. August 2014 überraschte das Luxemburger Wort mit einem dreiseitigen Aufmachertext „A quand un fonds souverain?“, in dem vorgeschlagen wurde, in Luxemburg einen Staatsfonds einzurichten. Hierbei handelt es sich um Fonds, die Kapital im Auftrag eines Staates anlegen und verwalten (engl. Sovereign Wealth Fund, SWF). Insgesamt werden weltweit über 5.000 Milliarden Dollar in Staatsfonds verwaltet. Der weltweit größte von über 20 solchen Fonds wurde vom arabischen Emirat Dubai aufgelegt. Ein anderer, ebenso vor allem durch Erdöleinnahmen gespeister Fonds, der hierzulande jedoch bekannter und interessanter erscheint, ist der Norwegische Staatsfonds. Ziel beider Fonds ist die Schaffung von Reserven für die Zeit nach der Erschöpfung der Rohstoffvorräte: Wenn ein Staat in hohem Maß auf die Einnahmen aus Rohstoffverkäufen angewiesen ist, die Rohstoff-Reserven aber absehbar zur Neige gehen und daher Geld aus diesen Verkäufen angelegt wird, um aus dessen Erträgen künftig den Staatshaushalt zu stützen. Ähnliche Fonds gibt es auch in anderen erdölexportierenden Staaten.

Weitere Gründe für die Schaffung von Staatsfonds können sein: der Ausgleich von Preisschwankungen von Rohstoffen, der Schutz der Volkswirtschaft vor Inflation, die Anlage von Devisen- oder Haushaltsüberschüssen, Strategische Ziele oder die Schaffung eines bedingungslosen dauerhaften Einkommens für die Bürger. In Luxemburg wird – jedenfalls in dem genannten Artikel - argumentiert, dass es sinnvoll sein könnte, die bereits bestehenden vielfältigen Beteiligungen des Staates aus strategischen Gründen zu bündeln, auch um sich vor dem Aufkauf solcher Firmen aus dem Ausland zu schützen. Genannt werden Firmen (von Arcelor Mittal über Cargolux bis BNP Paribas). Ein anderes Argument ist die zuverlässige Sicherung künftiger Rentenzahlungen, womit der 2004 eingerichtete Fonds de compensation commun au régime général de pension (FDC) angesprochen wäre. Der luxemburgische Staat hält zurzeit insgesamt öffentliche und private Beteiligungen in Höhe von fast 3 Mrd. Euro.

Thierry Labro wundert sich in einem Wort-Kommentar: „A bien y réfléchir, i lest étonnant que la place (financière) n’ait pas encore SON fonds souverain.“ Unabhängig von der Schwierigkeit, ein solches Vorhaben umzusetzen, wäre dies auch für Etika ein Gedanke, den wir unterstützen würden – jedenfalls dann, wenn man sich den Norwegischen Staatfonds zum Vorbild nähme. Denn: Neben einer ständigen Diskussion, einen höheren Anteil der Öl- und Gaseinnahmen kurzfristig auszugeben statt sie langfristig anzulegen, gibt es in Norwegen auch eine beständige öffentliche Debatte, nach welchen ethischen Gesichtspunkten Investitionen getätigt werden sollen. Norwegen legt hier hohe Maßstäbe an. Dazu wurde ein Ethikbeirat eingerichtet, der vorschlagen kann, Unternehmen und Wirtschaftszweige in der Anlagestrategie des Statens pensjonsfond nicht zu berücksichtigen. Meist folgt das Finanzministerium diesen Ratschlägen. Die Empfehlungen und Entscheidungen werden auf der Homepage des Finanzministeriums veröffentlicht.

Uns erinnert das an die Debatte um den FDC, dessen Aufgabe es ist, die Reserven für die Zahlung künftig erwarteter Rentenzahlungen zu sichern bzw. auch durch kluges Investieren zu erhöhen. 2011 haben wir uns intensiv an dieser Debatte beteiligt, konnten aber nur kleinere Änderungen der Investitionspolitik bewirken. Der FDC hat bislang nur reagiert, indem einige als ethisch nicht vertretbar gewertete Investments aufgegeben wurden. Einen Ethikfonds wie in Norwegen hat man freilich leider (noch) nicht eingerichtet. Vielleicht wäre dies ein erster Schritt? Oder sollte der Artikel etwa nur das Sommerloch füllen?

S wie ... Steueroptimierung

Ausländischen bzw. multinationalen Konzernen und deren in Luxemburg niedergelassenen Filialen ist es erlaubt, ihre Gewinne niedrig zu versteuern und als Kredite an die Muttergesellschaft im Ursprungsland zurück zu überweisen. Das nennt sich "Steueroptimierung" und ist nicht illegal, sondern ein so genanntes Nischengeschäft mit der Souveränität des Landes (siehe auch "Tax Rulings"). Diese steuerlichen Konstrukte sind offenbar von Price Waterhouse Coopers entwickelt worden. Ein bekanntes Beispiel ist das sog. "Double Irish with a Dutch Sandwich"-Verfahren (siehe oben unter D).

S wie ... Steuerwettbewerb

Steuerwettbewerb spielt in Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung eine große Rolle als Standortfaktor. Die Steuersätze auf unternehmerische Gewinne sind in allen wichtigen Industrieländern seit Mitte der 1980er Jahre deutlich und ununterbrochen gesenkt worden. Diese Absenkung von durchschnittlich etwa 48 % im Jahr 1982 auf 33 % im Jahr 2003 ging einher mit einer Verbreiterung der Bemessungsgrundlage durch den Abbau von Vergünstigungen, Beschränkungen des Verlustausgleichs und der Abschreibungsmöglichkeiten, Regelungen zur Gesellschafter-Fremdfinanzierung oder eingeschränkter Möglichkeiten zur Bildung steuerwirksamer Rückstellungen. Diese als tax-cut-cum-base-broadening (Verminderung des nominalen Steuersatzes bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage) bezeichnete Strategie ist Ausdruck des verschärften Steuerwettbewerbs.

Darunter versteht man den Wettbewerb unterschiedlicher Wirtschaftsstandorte (innerhalb eines Staates, z.B. durch die Gewerbesteuer in Deutschland, wie auch von Staaten untereinander), um durch ein attraktives Steuersystem Standortvorteile zu erzielen, d.h. mithilfe des Steuerrechts Investoren und Steuerquellen anzuziehen. Internationaler Steuerwettbewerb ist das Konkurrieren von Staaten untereinander, Unternehmensteuern (insbesondere Ertragssteuern) zu senken, um die Standortattraktivität zu verbessern.

Die Reduzierung der tariflichen Unternehmenssteuersätze zielt auf die Akquirierung internationaler Investoren, die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage auf die Sicherung des nationalen Steueraufkommens. Aufgrund der erhöhten Standortattraktivität kann eine solche Steuerpolitik selbst dann vorteilhaft sein, wenn sich die gegenläufigen Wirkungen von Steuersatzsenkungen und Verbreiterung der Bemessungsgrundlage auf die für die Investitionsentscheidungen standortgebundener Unternehmen relevanten Kapitalnutzungskosten teilweise oder sogar vollständig aufheben.

Das Absenken der Unternehmenssteuern ist eine Maßnahme der Politik, Unternehmen anzulocken, die sich auf der Suche nach einem (neuen/zusätzlichem) Standort befinden (legale Steuerflucht). Zusätzlich können von der Politik Steuerbefreiungen für einen befristeten Zeitraum zugesagt oder bestimmte Ertragsarten geringer besteuert werden.

Innerhalb der EU und des Binnenmarktes wird der Steuerwettbewerb im Wesentlichen durch die sich auch auf die direkten Steuern und damit auch auf die Unternehmensteuern erstreckenden vier europäischen Grundfreiheiten (Freizügigkeit, Dienstleistungs-, Niederlassungs- und Kapitalverkehrsfreiheit) begünstigt, da diese nationale Abwehrmaßnahmen zur Einschränkung des Steuerwettbewerbs nahezu ausschließen. Normalerweise versuchen sich Staaten durch restriktive Massnahmen gegen Praktiken anderer Staaten zu schützen, die ausländischen Investoren günstigere Steuerbedingungen anbieten als ihren eigenen Steuerpflichtigen, um auf diese Weise Investitionen an sich zu ziehen (Gewährung einer Vorzugsbehandlung).
Seit seinem Urteil vom 28. Januar 1986 beansprucht der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Hinblick auf die Vervollkommnung des Binnenmarktes auch eine Zuständigkeit für die direkten Steuern innerhalb der EU. Er hat seitdem in mehr als 100 Urteilen das Recht der direkten Steuern maßgeblich beeinflusst. Diese Rechtsprechung soll den Steuerwettbewerb innerhalb der EU ermöglichen und hat seitdem zu einer deutlichen Reduzierung der Steuerbelastungen innerhalb der Mitgliedsländer geführt. Den Mitgliedsländern bleibt wegen der sich aus diesen gemeinschaftsrechtlichen Bindungen ergebenden Einschränkungen wenig Raum, sich dem Steuerwettbewerb zu entziehen.

Eigentlich ist es das Bestreben benachbarter Staaten, ihre Steuersysteme einander anzugleichen (Steuerharmonisierung) um damit einen Steuerwettbewerb zu vermeiden und/oder die Schaffung eines Binnenmarktes zu erleichtern. Bislang gibt es in der EU dennoch keine verbindlichen Regelungen, wohl aber eine Absichtserklärungen: Im Jahre 1997 verständigten sich die Mitglieder auf folgende Punkte: Geltende steuerliche Maßnahmen, die als schädlicher Steuerwettbewerb einzustufen sind, zurückzunehmen sowie künftig keine derartigen Maßnahmen mehr zu treffen („Stillhalteverpflichtung“).

Mit dem Beitritt der osteuropäischen Staaten (EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004) wurde die Steuerharmonisierung innerhalb der EU aber in weite Ferne gerückt. Die neuen Beitrittsländer versuch(t)en, durch niedrige Steuern ihre Position als Unternehmensstandort innerhalb der EU zu verbessern und einen Wirtschaftsaufschwung zu erreichen, der das Wohlstandsniveau ihres Landes möglichst schnell Richtung EU-Durchschnittsniveau bringen sollte. Aber auch andere Länder wie Luxemburg nutzen einige Massnahmen, die als unfairer Steuerwettbewerb qualifiziert werden müssen.

Zur Beurteilung der Schädlichkeit von Maßnahmen werden folgende Kriterien herangezogen:

  • Bewirken die Maßnahmen gemessen an den üblicherweise in dem betreffenden Mitgliedstaat geltenden Besteuerungsniveaus eine deutlich niedrigere Effektivbesteuerung?
  • Werden die steuerlichen Vorteile ausschließlich Gebietsfremden gewährt?
  • Sind die steuerlichen Vorteile völlig von der inländischen Wirtschaft isoliert, sodass sie keine Auswirkungen auf die innerstaatliche Steuergrundlage haben?
  • Werden die steuerlichen Vorteile gewährt, selbst wenn gar keine echte Wirtschaftstätigkeit vorhanden ist?
  • Weichen die Regeln für die Gewinnermittlung bei Aktivitäten innerhalb einer multinationalen Unternehmensgruppe von international allgemein anerkannten Grundsätzen, insbesondere von den von der OECD vereinbarten Regeln, ab?
  • Mangelt es den Maßnahmen an Transparenz? (Gibt ein Staat ausländischen Investoren die Sicherheit, dass sein heimischer Fiskus von seinem dortigen Vermögen und seinen dortigen Einkünften nichts erfahren wird?).

Sowohl OECD als auch EU haben Grundsätze erarbeitet, wann von einem unfairen Steuerwettbewerb auszugehen ist. So hat der Rat der Wirtschafts- und Finanzminister (ECOFIN) 1997 einen Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung beschlossen, der zwar kein rechtsverbindliches Instrument ist, aber eindeutig eine politische Verpflichtung darstellt. Mit der Annahme dieses Verhaltenskodexes haben sich die Mitgliedstaaten verpflichtet, geltende steuerliche Maßnahmen, die als schädlicher Steuerwettbewerb einzustufen sind, zurückzunehmen und künftig keine derartigen Maßnahmen mehr zu treffen ("Stillhalteverpflichtung").
Auf nicht-kooperative Länder, die diese Grundsätze fortdauernd verletzen, soll zunehmender politischer und wirtschaftlicher Druck ausgeübt werden, um sie zur Beendigung des unfairen Steuerwettbewerbs zu bewegen. Gegenüber den EU-Staaten wendet zudem die Europäische Kommission das EG-vertragliche Beihilfeverbot an, um eine steuerliche Bevorzugung im Sinn eines unfairen Steuerwettbewerbs auch gerichtlich untersagen zu lassen.

Nach der Veröffentlichung des Berichts "Harmful Tax Competition: An Emerging Global Issue" im Jahr 1998 schuf die OECD ein spezielles Forum, das "Forum on Harmful Tax Practices". Es legte bei seinen Bestrebungen, schädliche Steuerpraktiken zu beseitigen, den Schwerpunkt auf folgende Bereiche:

  • Schädliche Steuerpraktiken in OECD-Mitgliedstaaten
  • Steueroasen
  • Einbindung von nicht der OECD angehörenden Volkswirtschaften

Das Forum hat mit kooperierenden Steueroasen eine Modellvereinbarung über den Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten geschlossen. Im Rahmen ihrer Arbeit zur Aushöhlung der Steuerbasis und zur Gewinnverlagerung ("BEPS" auf Englisch) hat die OECD im Oktober 2015 Empfehlungen zu verschiedenen Fragen vereinbart, einschließlich Hybride Gestaltungen (Aktion 2); Transparenz der Steuervorbescheiden oder "Tax rulings" (Aktion 5); Patentboxen (Aktion 5).

Quellen: EU, Gablers Wirtschaftslexikon, Wikipedia

S wie... Stranded assets

Seit einigen Jahren diskutieren Energiefachleute und Investoren an den Finanzmärkten über das Phänomen, dass der Klimaschutz Ölkonzerne, aber auch Investoren in einen in Sachen Energie veralteten Immobilienbaubestand Milliarden kosten könnte: gestrandete Vermögenswerte ("stranded assets"). Gemeint ist damit: Wenn die Menschheit die Klimakrise halbwegs eindämmen will, kann sie unmöglich alle noch vorhandenen fossilen Energievorräte verheizen. Das aber bedeutet, dass diese überschüssigen Reserven, die bislang noch mit vielen Milliarden in den Bilanzen von Energie-, Rohstoff- und Immobilienkonzernen stehen, unweigerlich wertlos werden. Aus deren Sicht und derjenigen der Finanzmärkte ist das ein "Klimarisiko", eine Bedrohung für Investoren. Das macht börsennotierte Unternehmen dieser Branchen zunehmend nervös, da es um hunderte Milliarden Euro geht. Das gute daran: Aus diesem Risiko heraus tendieren immer mehr dazu, solche Werte abzustossen - ein radikaler Wandel, der belohnt werden kann, wenn diese Milliarden in erneuerbare Energien investiert werden. Als Vorbilder für diese Neuausrichtung des Geschäftsmodells der Ölriesen gelten das dänische Unternehmen Orsted, teilweise auch RWE und BP.

T wie... Taxonomie/ Taxonomy

Als insgesamt sehr positiv schätzen wir den EU Action Plan on Sustainable Finance und das 2018 begonnene Projekt der Taxonomie ein. Die EU entwickelt damit eine ambitionierte Strategie für nachhaltige Finanzen. Ziel ist, Kapitalströme in Richtung ökologische und soziale Investitionen zu lenken.

Finanzprodukte, die in der EU angeboten werden, müssen sich künftig auf eine Ende 2020 verabschiedete Taxonomie beziehen. Darunter versteht man ein einheitliches Verfahren oder Modell (Klassifikationsschema), mit dem Objekte nach bestimmten Kriterien klassifiziert, das heißt in Kategorien oder Klassen (auch Taxa genannt) eingeordnet werden.

Produkte, die sich "grün" nennen wollen, haben dies künftig entsprechend der Taxonomie tun. Ob ein Finanzakteur grüne Produkte anbieten will, ist aber freiwillig und erst einmal auf Obligationen beschränkt. In der Taxonomie zum Thema Umweltschutz/ Klimaschutz werden die Wirtschaftsaktivitäten in drei Kategorien unterteilt:

  • Zero-carbon (Grün: z. B. Aufforstung)
  • Transition (im Vergleich zur Branche niedrigere Treibhausgasemissionen, z. B. bei der Stahlproduktion)
  • Enabling (z. B. Hersteller von Windrädern)

Konkret sind Finanzprodukte gemäß Artikel 8 (Bewerbung ökologischer Merkmale) und Artikel 9 (nachhaltige Investitionen) aus der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor verpflichtet offenzulegen:

  • Wie und in welchem Ausmaß sie die Taxonomie genutzt haben, um die dem Investment zugrunde liegende Nachhaltigkeit zu bestimmen;
  • Zu welchem Umweltziel das Investment beiträgt und
  • Wie hoch der Taxonomie-kompatible Anteil der Investments ist (Prozentzahl).

Es wird damit keine Pflicht geben, die Taxonomie zu nutzen und auch keinen Mindestprozentsatz an Taxonomie-kompatiblen Investments. Alle anderen Finanzprodukte müssen gemäß folgenden Disclaimer angeben: ‘The investments underlying this financial product do not take into account the EU criteria for environmentally sustainable investments". Mehr dazu beim Verein CRIC und bei der Technical Expert Group der EU. Die Taxonomie trat Ende 2020 in Kraft.

Eine unabhängige Einschätzung findet sich in einem Positionspapier von German Watch.

T wie ... Tax rulings

Bei Gesetzen als abstrakt-generellen Regelungen kann im Einzelfall unklar bleiben, wie eine Norm zu verstehen ist. Um Planungssicherheit im Einzelfall zu erhalten, können daher insbesondere Finanzbehörden auf Anfrage eine verbindliche Auskunft (englisch: “tax rulings”) erteilen. Bei diesen handelt es sich um Zusageregelungen im allg. Steuerverfahrensrecht, insbes. der Steuerbehörde gegenüber dem Steuerpflichtigen, die dem eigentlichen Besteuerungsverfahren vorgelagert sind. Mit solchen Steuer-Vorbescheiden erläutern Steuerbehörden einem Unternehmen, wie die Körperschaftssteuer berechnet wird oder wie sich eine Transaktion steuerlich auswirken würde. (Quelle: NZZ und Wikipedia)

Präziser wäre es, würde man den Begriff “Zusicherung” verwenden. Dieser beschreibt nämlich besser, dass die entscheidende Funktion der Bindungswille der Behörde (Willenserklärung) und nicht eine bloße Auskunft (Wissenserklärung) ist. Sinn der Regelung ist es, staatliches Handeln bei einem bestimmten künftig eintretenden Sachverhalt (z.B. die Höhe der Steuerpflicht) vorhersehbar zu machen und dadurch für Steuerpflichtige – Einzelpersonen wie Unternehmen - eine gewisse Planbarkeit herzustellen, welchen die Finanzbehörde durch verbindliche Auskünfte erfüllt.

Das besondere daran ist, dass diese Auskunft ein Verwaltungsakt ist, der eine einseitige Bindung der Finanzbehörde bewirkt: Wenn der Antragsteller den Sachverhalt wie beschrieben verwirklicht, dann muss die Finanzbehörde die zugesagte Rechtsauffassung im Steuerbescheid umsetzen. Demnach ergibt sich folgender Zeitablauf: 1. Planungsüberlegungen des steuerpflichtigen Unternehmens 2. Zusageantrag und Zusageerteilung der Behörde 3. Sachverhaltsverwirklichung 4. Besteuerungsverfahren (Festsetzung bzw. Feststellung durch Steuerbescheid).

Problematisch daran erscheint im Falle von Luxemburg, dass die Behörde "Société 6, Administration des Contributions" im Bahnhofsviertel (siehe Fotos) keine personellen Kapazitäten hat, die Angaben zu überprüfen, die im Falle von multinationalen Unternehmen nicht von diesen, sondern von Auditingfirmen wie pwc eingereicht werden, sondern letztlich nur das Papier abstempelt (wie durch “Luxleaks” aufgezeigt). Es kann insbesondere nicht überprüft werden, ob eine Unternehmung lediglich eine Briefkastenfirma ist, die im Extremfall einen Umsatz bzw. Gewinn in Milliardenhöhe nur auf

dem Papier (z.B. mit 2 Mitarbeiter/innen) im Lande erwirtschaftet hat. (Quelle: Wikipedia)

Neben Luxemburg treffen auch Deutschland und 20 weitere EU-Staaten steuerliche Absprachen mit Einzelunternehmen, darunter Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Irland, Lettland, die Niederlande, Polen, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden sowie das Vereinigte Königreich . (Quelle: Rheinische Post)

Luxemburg unterscheidet sich jedoch von diesen Ländern dadurch, dass hier besonders günstige Steuersätze gelten, weshalb sehr viele multinationale Unternehmen ihren Firmensitz oder den Sitz einzelner Abteilungen (z.B. Marketing) nach Luxemburg verlegen, um hier in den Genuss einer für sie per tax ruling zugesicherter günstiger Steuerlast zu kommen.

Unter den an sich bisher legalen "Tax Rulings" verstehen die EU-Länder völlig unterschiedliche Dinge: Deutschland etwa hält sich an die OECD-Definition, die schon jede "Auskunft, Information und Zusage" einer Steuerbehörde gegenüber einem Unternehmen zu seiner Steuerschuld als "Tax Ruling" einstuft. Aus Sicht anderer Länder wie Luxemburg dürfen Steuerbehörden aber auch Absprachen mit den Unternehmen treffen. Im Ergebnis wurde in Luxemburg die Steuerschuld von Konzernen wie Apple, McDonalds, GDF Suez (heute Engie) oder Disney massiv gedrückt, was vornehm “Steueroptimierung” (siehe oben) genannt wird. (Quelle: Rheinische Post).

Die EU-Kommission prüft nun, ob die umstrittene Steuergestaltung Luxemburgs und anderer Staaten gegen das EU-Beihilferecht verstößt. Den Ländern, in denen de facto der Gewinn erwirtschaftet wurde, werden Steuern entzogen, die u.a. zum Aufbau der Infrastruktur benötigt werden. Steuerwettbewerb zwischen Staaten gilt als volkswirtschaftlich sinnvoll, weil er sie zum Masshalten zwingt. Ordnungspolitisch wünschbar ist, dass er möglichst in transparenter Weise über die Steuersätze statt über zahllose undurchsichtige Ausnahmeregeln zur Schmälerung der Bemessungsgrundlage erfolgt. Ökonomisch und gesellschaftlich problematisch wird der Steuerwettbewerb aber, wenn als Resultat nicht Produktionsstätten und Arbeitsplätze in Länder mit tiefen Steuern verschoben werden, sondern bloss Gewinne. Wenn ein Konzern, überspitzt ausgedrückt, im Land A produziert und dort die öffentliche Infrastruktur benutzt, den Gewinn aber über eine Briefkastenfirma im Tiefsteuerland B versteuert, so widerspricht dies dem Grundsatz der Steuergerechtigkeit. (Quelle: NZZ)

Mehr zum Thema Kapital- und Steuerflucht in einem Dossier von Friedrich Ebert Stiftung und Netzwerk Steuergerechtigkeit

T wie ... Transition-Town-Bewegung

Im Rahmen dieser mit „Stadt im Wandel“ übersetzbaren Bewegung gestalten seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den erforderlichen Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Initiiert wurde die Bewegung u. a. von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins und Studenten des Kinsale Further Education College in Irland. Ausgehend von der Beobachtung, dass die nationale und internationale Politik nicht entsprechend auf die Herausforderungen des Klimawandels und des bevorstehenden globalen Ölfördermaximums (Peak Oil) reagiert und daher die Kommunen von sich aus mit ersten vorbereitenden Maßnahmen auf eine Zukunft knapper werdender Roh- und Treibstoffe reagieren müssen, initiieren Transition Towns Gemeinschaftsprojekte. Hierzu gehören u. a. Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion von fossilen Energieträgern sowie zur Stärkung der Regional- und Lokalwirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, ähnlich effizient und resilient zu funktionieren wie natürliche Ökosysteme. Die erste solche Bewegung in Luxemburg entstand Ende 2011 in Esch/Alzette: Transition Minett.

T wie... Transparenz

„Wirtschaft lebt von der Transparenz. Wo Durchsichtigkeit der Entscheidungen, Kenntnis von den Handlungsmotiven fehlen, gedeiht Undurchsichtiges, spriesst eine Gerüchtekultur, floriert die Vetternwirtschaft, bilden sich Kartelle, leidet die Konkurrenz, gibt es Absprachen“, schreibt Helmut Wyrwich in einem Kommentar zur Finanzkrise (Tageblatt 11.09.08). Nicht umsonst gibt es für börsennotierte Unternehmen klare Transparenz-Regeln, die die Firmen zur Kommunikation zwingen. „Auffällig ist, dass der Bankensektor, so er überhaupt kommuniziert, sich mit Pressemittteilungen begnügt, die kommentarlos in die Redaktionen flattern und dort (...) häufig kommentar-, kritik- und gedankenlos abgedruckt werden. Das sieht aus wie Transparenz, ist aber keine“, kommentiert Wyrwich weiter. Für etika ist Transparenz noch mehr. Vor allem wollen wir im Rahmen des alternativen Sparkontos (siehe oben) Transparenz über die von uns vergebenen Kredite schaffen. Mittels dieser homepage und unserer Zeitschrift etikainfo wissen Sparer/innen stets, was mit ihrem Geld geschieht, das heisst: was unsere Partnerbank, die BCEE, mit ihrem Geld macht: sie investiert es in ausgewählte und konkrete Projekte mit einem ausdrücklichen sozialen oder ökologischen Mehrwert.

T wie Trilemma der Globalisierung

Der Ökonom Dani Rodrik (lange Professor in Harvard) demonstriert die Unvereinbarkeit von Nationalstaat, Demokratie und grenzenloser Globalisierung ("Hyperglobalisierung"). Seine grundsätzlichen Feststellungen sind:

  • Markt und Staat sind keine Antipoden, sondern gehören zusammen. Funktionsfähige Märkte brauchen einen starken Staat.
  • Es gibt nicht den Kapitalismus, sondern eine Vielzahl von Ausprägungen, die auf unterschiedliche nationale, kulturelle, historische oder gesellschaftliche Traditionen und Gebräuche zurückzuführen sind. Daher wirken Markt und Staat je nach Land oder Region auf unterschiedliche Art und Weise zusammen.

Rodriks Problem: Wir haben globale Märkte, die, um auf Dauer ordentlich zu funktionieren, seines Erachtens eines globalen staatlichen Regelwerks bedürfen. Wir haben aber keine Weltregierung, weil die meisten Menschen nicht bereit sein dürften, die dafür notwendigen Kompetenzen vom demokratischen Nationalstaat zu übertragen. Eine Übertragung solcher Kompetenzen durch eine nationale Regierung gegen den Willen ihrer Bürger verstieße ihrerseits gegen die Demokratie.
Rodrik folgert: "Ich nenne dies das fundamentale politische Trilemma der Weltwirtschaft“. Wir können nicht gleichzeitig Demokratie, nationale Selbstbestimmung und wirtschaftliche Globalisierung betreiben.

  • Wenn wir die Globalisierung weiterführen wollen, müssen wir entweder den Nationalstaat oder demokratische Politik aufgeben.
  • Wenn wir die Demokratie behalten und vertiefen wollen, müssen wir zwischen dem Nationalstaat und internationaler wirtschaftlicher Integration wählen.
  • Und wenn wir den Nationalstaat und Selbstbestimmung bewahren wollen, müssen wir zwischen einer Vertiefung der Demokratie und einer Vertiefung der Globalisierung wählen."

Rodrik macht klar, wo seine Präferenzen liegen:

Er will die Demokratie und die nationale Selbstbestimmung bewahren und ist hierfür bereit, etwas Sand in das Getriebe der Globalisierung zu streuen: "Demokratien haben das Recht, ihre sozialen Regeln zu verteidigen, und wenn dieses Recht mit den Anforderungen einer globalen Wirtschaft konfligiert, sollte die Globalisierung das Nachsehen haben." Er schlägt eine verantwortungsvolle globale Steuerung insbesondere zur Verhinderung des Klimawandels, zur Lösung der Frage grenzüberschreitender Arbeitsmigration und eine internationale Koordination über Steuerparadiese vor.

T wie ... True-Cost—Accounting

Der Einsatz von synthetischen Düngemitteln auf Mineralölbasis, Herbiziden und Pestiziden sowie deren Auswirkungen auf Bodenabbau und Bodenverarmung, Wasserverschmutzung, Klimawandel und ernährungsbedingte Krankheiten machen, um nur einige Beispiele zu nennen, einen Teil der versteckten Kosten in unseren Nahrungsmitteln für Mensch und Umwelt und aus. Diese "externalisierten Kosten" (siehe oben) fallen zusätzlich zu den normalen Produktionskosten an – alles zusammen genommen ergibt dann, was unser Essen wirklich kostet. Die Verbraucher bezahlen z.B. ihre Lebensmittel zweimal: einmal an der Ladentheke und ein zweites Mal durch die von der Gemeinschaft zu zahlenden Reparaturkosten. Wer also das Mantra von den "viel zu teuren Biolebensmitteln" verbreitet, hat dies nicht im Blick.

True Cost Accounting ist eine neue Art der Buchhaltung, die nicht nur die üblichen finanziellen Werte innerhalb eines Unternehmens betrachtet, sondern auch die Auswirkungen auf das natürliche und soziale Kapital berechnet. Oder anders gesagt, berechnet sie die Auswirkungen auf das natürliche und soziale Umfeld, in dem das Unternehmen tätig ist. Diese Auswirkungen werden monetär berechnet und in Euro ausgedrückt, so dass die Beträge in die finanzielle Berichterstattung aufgenommen werden können. Die „versteckten Kosten“ der unternehmerischen Aktivitäten, die im alten System noch externalisiert wurden, werden nun sichtbar gemacht und mit in die Bilanzen einbezogen. (Quelle: nature&more)

U wie... Umlaufgesichertes Geld

Umlaufgesichertes Geld ist ein Konzept der Freiwirtschaft (einem Wirtschaftsmodell, das von Silvio Gesell entwickelt wurde). Es soll dafür sorgen, dass sich der Umlauf des freiwirtschaftlichen Geldes verstetigt. Diese Umlaufsicherung steht, ebenso wie Negativzinsen der EZB oder der Bundesbank, im Widerspruch zur Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Umlaufsicherung wird erreicht, indem die Kosten der Geldhaltung gegenüber konventionellem Geld erhöht sind. Ziel ist es, den Wert von Geld in irgendeiner Form und Fassung gegenüber anderen Gütern zu reduzieren, um eine Investition des Geldvermögens anzuregen. Die Umlaufbesicherung versucht man dadurch herzustellen, dass planmäßig eine zeitabhängige Mengenminderung oder eine Kostenbelastung des Geldes vorgenommen wird (ähnlich bei Regionalwährungen). In der etablierten Volkswirtschaftslehre findet das Konzept allgemein kaum Beachtung.

V wie... Vollgeld

Vollgeld ist nichts Neues. Wir kennen es alle als Bargeld. Es wird von der Zentralbank in Form von Banknoten und Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel herausgegeben und garantiert. Doch heute zirkuliert zu 90% virtuelles Buchgeld, das die Banken selbst erzeugen. Wir verwenden es, wenn wir per E-Banking oder Karte "elektronisch" bezahlen. Unsere "Bankguthaben" sind nur Zahlungsversprechen der Banken. Wie weit sie im Fall einer Bankenkrise noch ausbezahlt werden, steht in den Sternen. "Wir alle haben aber ein Anrecht auf sicheres Geld", findet die schweizerische Vollgeld-Initiative. Sie fordert, dass Banken im Falle einer Kreditanfrage eines/r Kunden/in diese an die Zentralbank weiterleitet, welche das Geld real schöpft, welches dann wiederum von der Bank lediglich treuhänderisch verwaltet wird.

W wie ... Wallstreet-Wetten

Der Name „Reddit“ steht für das Englische „Read it“ und bedeutet übersetzt etwa: „Ich habe es gelesen“. Seit 2005 gibt es die Website „Reddit“, die mehr als Chatforum, denn als Social-Media-Plattform zu verstehen ist. Inzwischen ist sie eine der meistbesuchten Websites auf der ganzen Welt. Das Diskussionsforum gehört dem US-amerikanischen Medienhaus Advance Publications und hat in erster Linie englischsprachige Nutzer*innen. Über 50 Millionen Menschen weltweit haben den Dienst abonniert und sind täglich auf der Seite, d.h. in verschiedenen Unterforen aktiv (es gibt über 100.000 solcher Subreddits).

Das Forum, in dem sich die Kleinanlegerinnen zusammengeschlossen haben, um an der Börse zu spekulieren, hat den Namen r/wallstreetbets, übersetzt: Wallstreet-Wetten. Furore machte dieses Forum Anfang 2021, als sich tausende Kleinanleger zusammenschlossen, um den Kurs der Aktien der Firmen Gamestop und AMC hochzutreiben, um die Spekulation von Hedgefonds auf sinkende Kurse zu hintertreiben und ihnen Verluste zu bereiten. Ziel war, die dubiose manipulative Praxis der Hedgefonds durch Gegenspekulation gegen sie selbst zu richten.

Der vorab geplante Ansturm von Reddit bzw. Trading-Apps wie Robinhood sorgte für einen gewaltigen Preisanstieg und versetzte die Wall Street in Unruhe (mehr dazu). Hintergrund ist letztlich die Frustration und Wut über das finanzielle Ungleichgewicht in den USA, wo die Reichen trotz Krise immer reicher werden, weil sie das Finanzsystem zur Vermehrung ihres Vermögen nutzen können.

Wie Nouriel Roubini schreibt, darf man sich aber nicht täuschen lassen: "Das populistische Meme, bei dem eine Armee von Millennial-Daviden einen Wall-Street-Goliath zu Fall bringt, ist lediglich als weiterer raffinierter Trick, um ahnungslose Amateuranleger abzuzocken."

Z wie ... Zirkuläre Wirtschaft

Das Konzept der zirkulären Wirtschaft ("Circular Economy"/ Kreislaufwirtschaft) ist, im Gegensatz zur gängigen linearen Wirtschaft, ein Modell für Produktion und Verbrauch, das auf der Wiederverwendung, Reparatur und dem Recycling vorhandener Materialien und damit auf der Verlängerung des Produktlebenszyklus basiert. Damit geht es weit über klassisches Rohstoff-Recycling hinaus: Es schließt alle Maßnahmen ein, die zu mehr Ressourceneffizienz führen. Inspiriert wurde das Modell durch das Ökosystem, die Widerstandsfähigkeit und die Langlebigkeit der Natur. In der Natur gibt es keinen Abfall. Und genauso ist zirkuläre Wirtschaft ein System, in dem Materialien nicht weggeworfen werden. Im Gegensatz, sie verbleiben in geschlossenen Kreisläufen. Produkte werden so konstruiert und hergestellt, dass sie nach dem Gebrauch weiterverwendet, nachgerüstet oder für andere Zwecke wiederverwendet werden können (der luxemburgische Nachhaltigkeitsrat hat 2021 sieben Prinzipien formuliert). So kann der enormen Ressourcenverschwendung der extraktiven, linearen Wirtschaftsformein nachhaligeres Modell entgegengesetzt werden. Mehr dazu hier

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft ist letztlich auch Ausgangspunkt der biologischen Landwirtschaft. Natürliche Kreisläufe stellen bereits die Eckpfeiler der Landwirtschaft dar. Die Produktion von Pflanzen und Tieren basiert auf Luft-, Wasser- und Nährstoffkreisläufen, angetrieben durch das Sonnenlicht. Der Agrarsektor ist insofern einzigartig, als dass er auf diese natürlichen Ressourcen angewiesen ist. Deren Erschöpfung über nachhaltige Grenzen hinaus kann negative, unwiderrufliche Folgen haben.

Artikel vom 27. Juni 2008, mehrfache Aktualisierungen, zuletzt am 24. Januar 202s