Beim "Urban Farming" wird die Idee umgesetzt, freie und bislang unbeachtete Flächen im städtischen Raum für den Anbau von Nutz- und Zierpflanzen zu nutzen. Seit dem 19. Juli wächst nun das erste Gemüse in einem Gewächshaus der neuen Generation auf dem Dach des Institut de formation sectoriel du bâtiment (IFSB) in der Gewerbezone Wolser in Bettemburg. Hier wurde jedoch nicht einfach nur ein Gewächshaus auf ein Dach gesetzt: Die Grundidee ist, dass ein Kreislauf entsteht, bei dem das Gebäude gewissermassen die Pflanzen nährt, die dann wiederum in kurzen Wegen vor Ort verarbeitet werden können.
In diesem 2018 von der Europäischen Kommission über Interreg ins Leben gerufenen und auf nationaler Ebene vom Umweltministerium und dem Rat für die wirtschaftliche Entwicklung des Bauwesens (CDEC) kofinanzierten städtischen Gewächshaus gedeihen nun Salate, Tomaten, Kräuter und essbare Blumen. Insgesamt sollen mehr als 20 verschiedene Pflanzen in 7,5 Meter hohen Hallen erzeugt werden.
Bei diesem "FRESH" (Free Emissions for Sustainable Healty Greenhouse") genannten Pilotprojekt wurde auf einer Fläche von 380 Quadratmetern eine Art städtische Farm aufgebaut, die in das Gebäude integriert ist und deren Produkte direkt in der darunter liegenden Kantine verarbeitet oder an Privatpersonen weiter gegeben werden können.
Diese innovative Produktionsmethode reduziert die CO2-Emissionen erheblich, da die vom Gebäude erzeugte Wärme zur Beheizung des Gewächshauses wiederverwendet wird, der vorhandene städtische Raum für den Anbau von Obst und Gemüse ohne Pestizide genutzt wird und die Entwicklung kurzer Kreisläufe gewährleistet ist.
Angestrebt wird eine jährliche Einsparung von 45 Tonnen an CO2-Emissionen.
Wie Umweltministerin Carole Dieschbourg bei einer Visite betonte, müsse die entwicklung der Städte neu gedacht werden. Dazu gehören die intelligente Nutzung von Flächen auf Dächern oder auch Flächen zwischen Gebäuden und Fassaden, neue Produktionsmodelle, das anbauen ohne Pestizide und der Einsatz bestehender Ressourcen sowie die Förderung der Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen.
Wie Bruno Renders vom Bauherren IFSB betont, sollen bei diesem Pilotprojekt die richtigen Schlüsse für zukünftige Umsetzungen gezogen werden können. FRESH ist eines von vier Pilotprojekten von "Groof" (Greenhouses to reduce CO2 on Roofs), das von Interreg unterstützt wird. Durch sektorübergreifende Synergien können neue Lösungen und Wege gefunden werden.
Für die Umsetzung des Projektes hat das IFSB von Spuerkeess und etika im Mai 2021 einen Investitionskredit in Höhe von 1.003.000 Euro und einer Laufzeit von 15 Jahren erhalten.
Kontakt: Institut de Formation Sectoriel du Bâtiment SA, Bruno Renders, 445 ZAE Wolser, L-3290 Bettembourg, b.renders@ifsb.lu, Tel.: 26 59 56-24, Homepage
Verwendete Quellen: Christelle Brucker: « Un mode de production qui a tout bon », Le Quotidien vom 23. Juli 2021; InfoGreen vom 26. Juli 2021: "Ceci nest pas une serre"; Fanny Jacques: Bientôt des serres sur les toits luxembourgeois, paperjam vom 5. Juni 2019; Gerry Huberty/ Sch: Vom Dach auf den Teller, Luxemburger Wort vom 23. Juli 2021; Anne Ludwig: Das Gewächshaus der Zukunft, Tageblatt vom 23. Juli 2021.
Photos : Alain Rischard/ Editpress; Illustration : DR/ Artikel im paperjam.
Artikel vom 7. September 2021, aktualisiert am 2. März 2022