Die Kuh hat sich als Wiederkäuer über die Evolution zum Nutzer von Grünland-Weideflächen entwickelt. Sie verfügt zum einen über einzigartige Möglichkeiten der Proteinbildung aus NPN Stickstoff und zum anderen der Energienutzung aus Zelluloseabbau. Diese besonderen Fähigkeiten machen sie zu einem ökologisch besonders wertvollen Lebensmittelproduzenten. Sie kann Zellulosereiche Gräser verwerten und so für den Menschen als Lebensmittel verfügbar machen. Nur der Wiederkäuer kann das aus Umwelt-, Klima- Wasser- und Erosionsschutz so wichtige Grünland der Mittelgebirgsregion Eifel-Adennen sinnvoll verwerten.
Seit Anfang der 1990er Jahre ist jedoch auch hier der Maisanbau durch die im Zuge der Agrarreform eingeführte Ackerbauprämie stark begünstigt worden. Das führte letztlich zu erheblichen Grünlandumbrüchen in den Mittelgebirgsregionen. Der Maisanbau hat sich nach und nach auch in diesen Regionen etabliert. Es werden aber bei gleichen Anbaukosten im Vergleich besser geeigneten Maisstandorten deutlich geringere Erträge erzielt. Um dem entgegen zu wirken wurde – wenn auch zu spat – eine Grünlandprämie eingeführt, die mittlerweile etwa der Ackerbauprämie entspricht. Seitdem ist die Milcherzeugung auf Dauergrünland wirtschaftlich deutlich im Vorteil. Durch die jahrzehntelange Maisfütterung, die auch in der Fachpresse nach wie vor als die optimale und wirtschaftliche Milchviehfütterung propagiert wird, halten viele Milchviehbetriebe in den Mittelgebirgslagen an dieser Praxis fest.
Organisationen wie das Institut fir biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur a.s.b.l. (IBLA) beobachten diese Entwicklung jedoch seit langem mit grosser Skepsis. Aus Sicht des IBLA, das seit 2008 im Bereich der Forschung, Beratung und Kommunikation in der Bio-Landwirtschaft tätig ist, ist jedoch nicht nur die Erhaltung von Grünland, sondern auch die Rückführung von Ackerflächen in Dauergrünland an vielen Mittelgebirgsstandorten eine wichtige Maßnahme, um den gesamtökologischen Anforderungen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gerecht zu werden. Dazu zählen Lagen in Bach und Flußauen, Erosionsgefährdete Hanglagen, kalte Nordhanglagen und Standorte mit schwachen, steinigen Bodenauflagen.
Ein neues überregionales Programm, das hierzulande durch IBLA umgesetzt wird, soll nun helfen, die Milchviehfütterung auf der Basis des Grünlands zu verbessern. Die Europäische Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft" (EIP Agrar) verfolgt das Ziel, Innovationsprozesse zu fördern und den Innovationstransfer in die Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft sowie den Gartenbau zu verbessern. Ziel des von IBLA umgesetzten EIP-Projekts “Grünland und Tiergesundheit Eifel” ist die Optimierung des Dauergrünlands, der Weidewirtschaft, des mehrjährigen Ackerfutterbaus und der Futterkonservierung, um dadurch die Wirtschaftlichkeit, Tiergesundheit, Wertschöpfung und Umweltverträglichkeit der Milchviehhaltung in der Grünlandregion nachhaltig zu verbessern.
Aus Sicht des IBLA kann damit eine Förderung der Biolandwirtschaft und des Tourismus miteinander verknüpft werden. “Die Biolandwirtschaft hat sich in der Vergangenheit sehr positive entwickelt und es ist davon auszugehen, dass sich die Verbrauchermärkte weiter in Richtung ökologische Lebensmittel mit regionalem Anspruch entwickeln warden”, so Projektleiterin Stefanie Zimmer. “Zudem ist die Eifel-Ardennenregion für die Menschen aus den umliegenden Ballungsgebieten ein wichtiger Naherholungsraum. Für beides bietet die Region mit ihrer maßgeblich vom Grünland geprägten Kulturlandschaft eine wirtschaftliche Perspektive.”
Durch die Optimierung der Grünlandwirtschaft, des Weidegangs und des mehrjährigen Futterbaus soll nun die Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit, Eiweißversorgung und Zukunftsfähigkeit der Milchviehhaltung in der Eifel-Adennenregion verbessert werden. Die Stärkung der Konkurrenzfähigkeit des Grünlands und des Ackerfutterbaus soll den Maisanbau und die Maissillage an für letzteres eher ungeeigneten Standorten zurückdrängen. Da dieser aktive Ressourcen- und Landschaftsschutz auch die wirtschaftliche Grundlage zur Erhaltung der Kulturlandschaft mit hoher Biodiversität ist, wird auch die Basis für den weiteren Erfolg der Fremdenverkehrsregion Eifel-Adennen gelegt.
Zur Umsetzung des Projekts hat IBLA von etika und der BCEE im Juli 2017 eine Vorfinanzierung in Höhe von 120.000 Euro erhalten (Laufzeit: 3,5 Jahre). Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 360.000 Euro.
Lesen sie hier im Tätigkeitsbericht von IBLA 2018 Neues zum Projekt
Kontakt: Stephanie Zimmer, IBLA, 13, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach, Tel.: 26 15 13 88, info@ibla.lu, Homepage
Artikel vom 17. Oktober 2017, aktualisiert am 25. März 2019