Es war eines Tages zu befürchten und doch hat uns die Nachricht tief getroffen: Seit 2018 kämpfte sie gegen eine Krebserkrankung, am 19. September starb Laure Belin in ihrem belgischen Wohnort Lamorteau. In diesem kleinen Dorf im äußersten Süden der Region Gaume, unmittelbar an der französischen Grenze, lebte sie in zweiter Ehe mit Pierre Humblet und den gemeinsamen Kindern, ihrer Tochter Flora und Sohn Ulysse. Nach ihrer Beerdigung trafen sich die Trauergäste noch in ihrem ungewöhnlich schönen Garten, den sie nach den Prinzipien der Permakultur aufgebaut und gepflegt hatte.
Laure wurde 1971 in Toulouse geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften. Nach ihrem Master in Management an der École Supérieure de Commerce in Dijon zog sie Mitte der 1990er-Jahre nach Luxemburg. Dort begann ihre Karriere mit beeindruckendem Engagement für entwicklungspolitische und soziale Themen.
Von 1994 bis 1998 war sie bei der ASTM Projektmanagerin für Armutsbekämpfung, wurde Schatzmeisterin bei Co-Labor und war maßgeblich an der Gründung von etika Ende 1996 beteiligt.
Als erste Angestellte von etika koordinierte sie mit viel Herzblut den Aufbau des alternativen Sparkontos (Fotos oben mit Grand Duc Jean und den Spuerkeess-Direktoren Rosseljong und Kirsch). Später wechselte sie zu Médecins Sans Frontières Luxembourg, wo sie ab 1998 zunächst als Finanzdirektorin und ab 2001 als Direktorin tätig war. 2006 wechselte sie zu Luxdev, wo sie als Human Ressources-Leiterin bis 2012 tätig war. Es vollzog sich ein - für sie organischer, weil es ihr immer um den Menschen ging - Übergang vom entwicklungspolitischen Engagement zum Thema Personalführung.
Sie arbeitete zuletzt als Consultant, Trainerin und Coach im Personalmanagement und wurde 2014 Mitbegründerin von NeuroLead Luxemburg, einer Filiale eines Brüsseler Beratungsbüros. Der Name bezieht sich auf den Ansatz des „Positive Leadership“, zu Deutsch „Positive Führung“.
In einem Interview für die Businesszeitschrift Paperjam erläuterte sie den Ansatz 2015: Er „ist das Ergebnis des Zusammenspiels von Neurowissenschaften, positiver Psychologie und unserer praktischen Erfahrung“. Positive Führung ziele darauf ab, ein „humanes Unternehmen“ zu entwickeln, „das es den Angestellten ermöglicht, Glück und Leistung am Arbeitsplatz synergetisch zu entwickeln“.
Trotz beruflicher Veränderungen blieb Laure uns lange verbunden. Sie vertrat unser Gründungsmitglied ASTM ab 1999 zehn Jahre lang in unserem Verwaltungsrat und war ab 2002 auch für kurze Zeit Schatzmeisterin der ASTM (Fotos links mit Magali Paulus und Marc Elvinger sowie mit Ihrem Nachfolger Jean-Sébastian Zippert). Vor einigen Jahren kehrte sie für die ASTM in unseren Verwaltungsrat zurück, konnte ihr Mandat aber bald nicht mehr ausüben. 2018 schloss sie ihre erste Chemotherapie ab.
Um sie und sich selbst trotz mehrfacher kräftezehrender Behandlungen nicht zu entmutigen, behielt sie offiziell diese Funktion. Tatsächlich gab sie während ihres sechsjährigem Kampfes gegen den Krebs niemals die Hoffnung auf. Es war wohl zuletzt im Juni 2020, an der wir sie gemeinsam sahen – in Covidzeiten allerdings nur per Zoom (unser Foto oben zeigt sie 2011 bei einer Ehrung anlässlich 15 Jahren etika). Im Mai 2021 wurde sie noch als CA-Mitglied bestätigt, hatte jedoch angemerkt, dass sie das Amt erst Ende des Jahres würde ausfüllen können – da war sie noch voller Hoffnung.
Einige Mitglieder unseres Verwaltungsrates blieben in engem, freundschaftlichen Kontakt und beschreiben sie als Person mit Ausstrahlung und Charakter. Öfters wird sie als fröhlich, ja sogar „leuchtend“ charakterisiert, konnte aber auch ruhig und zurückhaltend freundlich sein. Für ihre Familie lebte sie freilich voller Liebe und Hingabe.
Laure beeindruckte uns nicht nur durch ihr fachliches Können, sondern vor allem durch ihre Persönlichkeit. Ihre Freunde und Wegbegleiter beschreiben sie als strahlend, wohlwollend, brillant und engagiert. Sie verband auf wunderbare Weise Menschlichkeit und Intelligenz, Hingabe und Anspruch, Humor und Ernsthaftigkeit. Mit klarem ethischem Kompass und beeindruckender Analysefähigkeit suchte sie stets nach Lösungen, die dem Gemeinwohl dienten.
Wer Laure kannte, wird sich an ihre Energie, ihre Frische und ihren Enthusiasmus erinnern. Ihre Ausstrahlung und ihr unermüdliches Engagement werden uns fehlen. Wir sind dankbar für alles, was sie für uns und mit uns geschaffen hat.
Artikel vom 26. November 2024