Seabiscuit – nicht irgendwelche Kekse

, von Ekkehart Schmidt

Der Name klingt ungewöhnlich – sowohl für ein Rennpferd, wie auch für eine Keksbäckerei. Aber es gibt einen Zusammenhang: „Seabiscuit“ hieß ein US-amerikanischesr Vollblut-Hengst, dessen Karriere in den 1930er-Jahren kaum vielversprechend begann, der dann aber zum erfolgreichsten Rennpferd seiner Zeit und vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise zu einem Symbol der Hoffnung wurde.

Bei der 2012 vom Jungunternehmer Thierry Li in Wiltz gegründeten ersten sozialen Biskuitfabrikation Luxemburgs wurde ein gewisses Handicap als konstitutives Element sogar bewusst gewählt: Zu versuchen, mit einer Belegschaft aus Behinderten handwerklich gefertigte qualitativ hochwertige Kekse aus natürlichen regionalen Zutaten zu produzieren und damit auf dem Markt zu bestehen. Das klingt in etwa so verwegen, wie mit einem eher apathischen Pferd Profirennen gewinnen zu wollen.

Thierry Li möchte drei Prinzipien umsetzen: Behinderte in den traditionellen Wirtschaftskreislauf zu integrieren, durch Rückgriff auf regionale Zulieferer die lokale Ökonomie zu stärken und bei den Zutaten auf künstliche Zusatzstoffe oder Palmöl zu verzichten. Dazu hat er zunächst Partnerschaften mit Werkstätten für Behinderte wie COOPERATIONS und der Yolande Coop (Fondation Elisabeth) aufgebaut, die zunächst als Zulieferer fungieren, bis es steigende Einnahmen erlauben, eine private Struktur aufzubauen. Noch produzieren

die Behinderten die Kekse in den staatlich unterstützten Ateliers. Nach einer Ausbildung in den Ateliers der Kooperativen sollen sie sich ihr Einkommen vollständig durch eigene ökonomische Aktivität in einer nach sozialen und solidarischen Werten funktionierenden Firma erwirtschaften. Und zwar nachhaltig, wie Thierry Li betont.

Dazu musste investiert werden: Im März 2014 hat Seabiscuits von etika und der BCEE einen Investitionskredit in Höhe von 25.000 Euro und einer Laufzeit von 5 Jahren erhalten, um eine Maschine zu kaufen, die den angesetzten Teig zu Keksen formt. Mit der Ende Mai installierten Formmaschine werden die 22 Mitarbeiter nahezu das Zehnfache der bisher erstellten 500 Kekstüten pro Woche produzieren können.

Verkauft werden die in Handarbeit verpackten und etikettierten Biskuits (Fotos) in acht Match-Supermärkten, fünf Pall-Zentren sowie unter anderem dem Auchan, dem Alima Bourse, Cora Concorde und der Boutique 100% Luxembourg (Liste der Verkaufsstellen). Steigt die Nachfrage wie erhofft kontinuierlich an, werden neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die Hoffnung ist begründet, sonst hätte Thierry Li die Firma wohl kaum nach jenem legendären Rennpferd benannt.

Auch andere Institutionen haben sich von dem Konzept überzeugen lassen: So erhielt Thierry Li 2012 den Preis in der Kategorie "Soziales" des Gründerwettbewerbs 1,2,3 GO Social und 2013 den etika Preis in der Kategorie "unabhängige Projekte".

Lesen Sie ein Interview mit Thierry Li im Journal vom 11.10.14 und einen Text aus Le quotidien vom 14. September 2016 indem sie auf die Fotos rechts klicken.

Kontakt : Seabiscuit Sarl, Thierry Li, 16 rue de Welscheid, L-9090 WARKEN, Tél. : 691114865, thierryli01ATgmail.com, homepage

Artikel vom 10. Juni 2014, zuletzt aktualisiert am 12. Februar 2019