TOTAL THEATRE

, von Ekkehart Schmidt

“Theater entsteht zwischen Künstlern auf der Bühne und den Zuschauern in einem Augenblick. Es ist ein Moment leibhaftiger Kommunikation in einem Raum."




Andreas Wagner, Dramaturg am Théâtre National de Luxembourg (TNL) bringt mit dieser so schlicht klingenden Feststellung etwas auf den Punkt, das in Belgien nicht anders als in Luxemburg, in Deutschland nicht anders als in Frankreich ist. Andreas ist einer der Initiatoren eines 2012 gestarteten ambitionierten Projektes namens "TOTAL THEATRE", an dem das TNL nicht nur künstlerisch beteiligt ist, sondern für deren Koordination es auch verantwortlich zeichnet. Basis des Projekts ist ein Netzwerk aus Theatern, das sich schon seit einiger Zeit darum bemüht, miteinander zu kooperieren.

Unter der Leitlinie "Unsere gemeinsame künstlerische Zukunft gestalten und dabei das kreative Potenzial der Großregion entdecken" haben sich sieben Theaterhäuser für die Zeit bis Ende 2014 zu einem interregionalen Projekt zusammen geschlossen, das von der Kofinanzierung des Programms INTERREG IV A Großregion profitiert: neben dem TNL auch das Saarländische Staatstheater Saarbrücken (D), das NEST – Centre Dramatique National de Thionville Lorraine (F), das Théâtre de Liège (B), Chudoscnik Sunergia aus Eupen (B) und das Theater Agora aus St. Vith (B). Das Theater Trier (D) nimmt als strategischer Partner teil.

TOTAL THEATRE soll den Austausch von Inszenierungen, Theaterschaffenden und dem Publikum der Großregion erleichtern, um grenzüberschreitende Produktionen zu verwirklichen und die Mehrsprachigkeit im Theater zu stimulieren.

Konkret geschieht dies mittels sieben künstlerischer Projekte:

  • Studio Großregion

    eröffnet jungen Künstlern einen Raum für Experiment und Recherche und ist als internationales Laboratorium des zeitgenössischen Theaterschaffens konzipiert. In dieser Saison werden Caspar Langhoff, Catherine Umbdenstock und die Compagnie Pardès Rimonim während zwei Wochen von einem Partnertheater aufgenommen, um ein Modell für eine künftige Produktion zu entwickeln.

  • Die Irokesen

    nennt sich ein Wettbewerb für Klassen der Oberstufe aus der Großregion und wird von einem Autor und einem Regisseur betreut. Ausgewählte Texte werden unter professionellen Bedingungen inszeniert und in den Partnertheatern zur Aufführung gebracht. Dieses Jahr steht der Wettbewerb unter dem Motto Helden.

  • Connexions verfolgt das Ziel, ein programmatisches Netzwerk zu bilden. Zwei internationale Produktionen werden gemeinsam ausgewählt und

    als Gastspiele in die Großregion eingeladen. 2013 ist die Wahl auf Phèdre von Yannis Ritsos gefallen, inszeniert von Marianne Pousseur und Enrico Bagnoli.

  • Transit unternimmt einen ersten Schritt in Richtung einer grenzüberschreitenden Produktionsstruktur. Die Performance (in)VISIBLE wird von allen beteiligten Theatern koproduziert und ist die erste Auflage dieses Versuchs. Die Performancekünstler Angie Hiesl und Roland Kaiser entwickeln Transit als ein reisendes Konzept, das an

    mehreren Orten der Großregion Station macht, so auch in Saarbrücken am 13. Mai 2014 (Foto oben).

  • La Volante bietet jungen Regisseuren, Dramaturgen und Bühnenbildnern die Möglichkeit, an unterschiedlichen Produktionen der Partnertheater mitzuarbeiten und dabei interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln. Dieses Jahr wird die lothringische Regisseurin Nadège Coste an dem Programm teilnehmen.
  • Das TotalTheaterTreffen (TTT), das erste interregionale Theatertreffen in Europa, wird zum ersten Mal im November 2014 in Luxemburg und Thionville

    stattfinden. Geplant als Biennale versteht TTT sich als Schaufenster von Produktionen aus der Großregion. Es soll ein repräsentativer Begegnungsort für Künstler und Publikum geschaffen werden.

  • Bühne Großregion: Viermal pro Jahr bieten die Festivals der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens der Großregion einen besonderen Platz in ihren Programmen: das Theaterfest in St. Vith (Bühnenkunst), das Festival fiGUMA (Figurentheater), scenario (Bühnenkunst) und HAAste Töne?! (Straßentheater) in Eupen.

Im Februar 2014 hat das TNL von etika und der BCEE für die Umsetzung des Projekts TOTAL THEATRE einen Vorfinanzierungskredit in Höhe von 300.000 Euro erhalten. Die Laufzeit beträgt ein Jahr. Hintergrund ist die bei EU-Projekten häufige Verzögerung in der Mittelauszahlung, die ohne eine Überbrückung dazu führen würde, dass das Projekt nicht dem Zeitplan entsprechend umgesetzt werden könnte.

Unsere kleinen Fotos zeigen die offizielle Vertragsunterzeichnung der Partner von TOTAL THEATRE am 23. Januar 2013 in Anwesenheit der damaligen Ministerin für Kultur, Octavie Moedert, sowie der Dirigenten der beteiligten Theater.

Sehen sie hier einen 2015 entstandenen Film über das Projekt (4min30):

Mehr Infos zur Koordination des Projektes finden sich hier. Zur Konzeption und Philosophie des Projektes existiert ein eigener Blog. Eine Kritik einer Performance im Mai 2014 in Saarbrücken findet sich hier:

Kontakt: Peggy Hamann, Théâtre National du Luxembourg, 194, route de Longwy, L-1940 Luxembourg, Tel.: (00352) 26 44 12 70, Homepage

Titelfoto: Sascha Markus

Artikel vom 02. April 2014, zuletzt aktualisiert am 12.06.14