Bis 2020 soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Endverbrauch in Luxemburg elf Prozent betragen, schreibt eine EU-Direktive vor. Wirtschafts- und Energieminister Etienne Schneider gab sich 2016 zuversichtlich, dass diese Marke erreicht werden kann. Er beruft sich auf die bisher erreichten und leicht übertroffenen Zwischenziele. Machten die Erneuerbaren 2010 noch nur 2,2 Prozent aus, lag Luxemburg Ende 2014 bei 4,5 Prozent. Trotz dieses Fortschritts liegt das Land mit diesen Prozentzahlen EU-weit am Ende der Skala. Schneider setzt bei dem Vorhaben, diesen Zustand zu beenden, auf drei Public-Private-Partnerships, die er am 13. April 2016 vorstellte.
Zum einen soll Im Kronospanwerk in Sassenheim, wo unter anderem MDF-Platten und Laminatfußböden hergestellt werden, ab dem 2. Quartal 2017 das Kraft-Wärme-Kopplungs-Projekt „Ecogen“ anlaufen. Statt Gas sollen künftig die bei der Produktion anfallende Baumrinde vor allem zur Wärmegewinnung verwendet werden, um beispielsweise Holz zu trocknen. Desweiteren baut Luxenergie mit dem Hauptaktionär Enovos ihre Energiezentrale auf dem Kirchberg um. Ab dem 2. Semester 2017 sollen hier neben Gas auch Holzpellets aus Luxemburg und der Großregion zum Einsatz kommen.
Das dritte Großprojekt setzt Soler um, ein Joint-Venture zwischen SEO und Enovos, mit dem die Windkraftenergie in Luxemburg in den kommenden vier Jahren verdoppelt wird. Das 2001 gegründete Unternehmen betreibt hierzulande drei Laufwasserkraftwerke und fünf Windparks mit 35 Windrädern. Nach dem Abschluss ihrer Bauprojekte bis Ende 2016 wird das Unternehmen 42 Windkraftanlagen betreiben, wobei acht alte Windräder durch zwei neue ersetzt werden. So verdoppelt das Unternehmen seine Windkraftproduktion von derzeit 55,65 MW auf 90,55 MW.
Insgesamt belaufen sich die Investitionen in diese drei Projekte auf 131 Millionen Euro. Der Staat beteiligt sich zum einen durch Investitionsbeihilfen, zum anderen duirch Einspeisevergütungen. 140.000 Tonnen C02 könnten auf diesem Weg eingespart werden, führte Schneider nach Angaben des Journal aus. Der Staat beteiligt sich an den Investitionen durch Direktbeihilfen einerseits und größtenteils über den Einspeisetarif über einen Zeitraum von 15 Jahren.
Zur Erreichung des Elf-Prozent-Ziels kann Luxemburg zu einem geringen Teil auch Kapazitäten von Ländern kaufen, die ihre Ziele übertroffen haben. Am weitesten fortgeschritten seien die Gespräche mit Litauen, erklärte Schneider, betonte aber, die Ziele auf luxemburgischem Territorium hätten Priorität. Ein anderer Aspekt sind Biotreibstoffe und die Elektromobilität, die bis zu 4,5 Prozent der elf Prozent ausmachen könnten. Die Studie über den Tanktourismus soll Schneider zufolge „demnächst“ vorgestellt werden. Aufgrund des Ölpreisverfalls habe die Studie überarbeitet werden müssen, erklärte er weiter.
Im Rahmen des oben genannten Soler-Großprojekts entstehen unter Beteiligung von Spuerkeess und etika zur Zeit zwei Windparks mit 13 Windrädern: Neben dem Wandpark Harel-Walter-Eeschpelt in den Kommunen Lac de la Haute Sûre und Winseler (mehr dazu hier) entsteht zur Zeit der Wandpark Housen-Pëtschent in den Kommunen Hosingen und Putscheid:
Im November 2014 ist seitens der Soler S.A. die Firma Wandpark Housen-Pëtschent S.A. gegründet worden. Soler, die Société Luxembourgeoise des Énergies Renouvelables, ist eine Tochter von SEO und Enovos. Soler garantiert die Entwicklung und den Aufbau der Anlagen. Vorgesehen ist, dass sich die Kommunen und andere als Aktionäre beteiligen. Während die Aktien zur Zeit noch zu 100 % von der Soler S.A. gehalten werden, ist vorgesehen, den Anteil künftig auf etwa 74 % zu reduzieren und 16 % an private Investoren sowie 10 % an Kommunen zu veräußern. Näheres zu diesen Projekten: siehe PDF der Pressekonferenz (klicken sie auf das Bild unten).
Die Gesamtinvestition in den Windpark beträgt 30,7 Millionen Euro. Im März 2016 haben etika und Spuerkeess der Firma einen zinsreduzierten Investitionskredit in Höhe von 2 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 11 Jahren erteilt. Die erwartete
Laufzeit der Anlage beträgt 20 Jahre. In naher Zukunft werden in den genannten Kommunen vier Windräder vom Typ Enercron 115 (Foto unten) und zwei Windräder vom Typ Enercron 92 (Foto oben) aufgerichtet. Sie haben jeweils eine Höhe von 135 bzw. 138 Metern sowie Rotoren mit einem Durchmesser von 115 bzw. 92 Metern. Dies ist um einiges höher als bisherige in Luxemburg errichtete Windräder, wodurch auch eine deutlich höhere Wirksamkeit erreicht wird.
Vor gut 17 Jahren haben etika und Spuerkeess den ersten Alternativkredit an den Betreiber einer Windenergieanlage vergeben: Damals - im Februar 1999 - war es das Projekt des Baus von vier Windrädern in Derenbach und Oberwampach. Seitdem sind weitere vier Windparks unterstützt worden. Zuletzt hatte die Gesellschaft Wandpark Burer Bierg 2008 einen Kredit für den Bau und die Nutzung von vier Windrädern auf einem Gebiet der Gemeinde Mompach erhalten.
Erläuterungen zu den Windrad-Typen bei Wikipedia
Quelle der Angaben zu den drei Großprojekten: Block, Christian: Ambitiöse Ziele, Journal vom 14. April 2016; mas: Energieleistung. Drei nachhaltige Projekte für acht Prozent, Wort vom 14. April 2016 sowie Lamberty, John: Zeit, dass sich was dreht, Wort vom 21./22. Mai 2016
Kontakt : Patrick Kieffer, Wandpark Housen-Pëtschent S.A., Siège social : 2, rue Pierre d‘Aspelt, L-1142 Luxembourg, Tel. : 28 27-1, Adresse postale : BP 37, L-2010 Luxembourg
Artikel vom 27. April 2016, aktualisiert am 03. Juni 2016