Wiederbewaldungsprojekt in Costa Rica

, von Ekkehart Schmidt












Finanziert durch Spenden führt der luxemburgische Verein rainforest.lu seit 2013 auf ausgesuchten Flächen in Costa Rica Wiederbewaldungen mit einheimischen Baumarten durch und begleitet dies wissenschaftlich.

Bekanntlich zählt der luxemburgische Pro-Kopf-Verbrauch von C02 zu den höchsten der Welt. Jedes Jahr werden pro Kopf mehrere Tonnen CO2 emittiert, beispielsweise durch Heizen, Nutzen von Fahrzeugen und Konsum im Allgemeinen. Alleine die Nutzung eines PKWs produziert pro Jahr etwa 1,5 Tonnen CO2. Diese erschreckende Erkenntnis führte im Jahr 2013 zur Gründung eines Vereins luxemburgischer „Waldbegeisterter“, die sich mit diesen global unverantwortlichen Fakten nicht mehr abfinden wollte. Zwar produzieren sie natürlich auch CO2, haben aber eine Möglichkeit gefunden, Klimagase zu neutralisieren: Ein Baum im tropischen Regenwald bindet im Laufe seines Wachstums 500 kg CO2. Wenn man sich einen solchen Baum bzw. dessen Anpflanzung kaufen könnte, habe man die Sicherheit, dass er alt wird und gewissermaßen für einen arbeitet.

Durch den Kontakt zum Verein „Regenwald der Österreicher“ rund um Dr. Anton Weissenhofer von der Universität Wien konnte sich die Gruppe rund um Vroni Fischbach und Raymond Aendekerk an einem Bewaldungssprojekt* in Costa Rica beteiligen. Der Tropenbotaniker Dr. Weissenhofer ist seit 20 Jahren in Costa Rica tätig

und leitet die Tropenstation im biologischen Korridor „La Gamba“. Sie gründeten den Verein „Rainforest.lu“, um sich in Zusammenarbeit mit dem „Verein Regenwald der Österreicher“ und der lokalen Bevölkerung für den Erhalt des Regenwaldes einzusetzen, indem man sich an der (Wieder-)Bewaldung des dortigen tropischen Regenwaldes beteiligt. Die lokale Bevölkerung wird durch Schulungen und Informationen in die Projekte eingebunden.

Aufgrund verschiedener wirtschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklungen war es in den letzten Dekaden zu massiver Entwaldung gekommen. Die Anlage großer Monokulturen zur Herstellung von Exportgütern wie Bananen, Ölpalmen, Ananas und die Entstehung ausgedehnter Viehweiden zur Fleischproduktion, führten zur Zerstörung primärer Lebensräume und zu starker Fragmentierung der verbleibenden Wälder.

In Costa Rica wurde die dramatische Entwaldung 1996 durch ein restriktives Forstgesetz zumindest verlangsamt. Mittlerweile stellt die Regeneration geschädigter Standorte eine anspruchsvolle Aufgabe für Restaurationsökologen dar.

Die durch die Pflanzungen erreichte „Neutralisierung“ des Ausstoßes von CO2 ist freilich nur kurzfristiger Natur: Bäume können CO2 nur vorübergehend speichern. Spätestens wenn sie absterben, kehrt das CO2 größtenteils wieder in die Atmosphäre zurück.

Daher sollten solche Pflanzungen im Rahmen eines tatsächlich nachhaltigen und seriös begleiteten Wiederaufforstungsprojekts erfolgen, sonst handelt es sich nur um Augenwischerei und „Greenwashing“. Die Plattform Votum Klima ist diesbezüglich klar. In den aktuellen Wahlforderungen heißt es: „Wälder müssen zu allererst als komplexe Ökosysteme und Lebensräume geschützt werden – und nicht primär als Karbon-Senken. Wälder können CO2, das durch die Verbrennung fossiler Kraftstoffe wie Öl, Gas und Kohle in die Atmosphäre importiert wurde, nicht ‚klimaneutral‘ ausgleichen.“

Das Projekt wird durch das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur (MDDI) finanziell gefördert. Nach Auszahlung einer ersten Tranche erhielt der Verein im Juni 2018 seitens etika und Spuerkeess einen Überbrückungskredit in Höhe von 145.000 Euros (bei einer Gesamtinvestition von 299.603,80). Die Laufzeit beträgt 2 Jahre bis zur Auszahlung der zweiten Tranche der Förderung durch das MDDI.

Der Kredit wird zum Kauf von landwirtschaftlichen Nutzflächen, insbesondere Palmölplantagen genutzt, die durch die Projektaktivitäten wieder in tropischen Wald zu verwandeln. Es handelt sich im Ergebnis wohlgemerkt nicht mehr um den unwiederbringlich verlorenen Primärwald, sondern nur um einen Sekundärwald als Ersatz.

Sehen Sie hier einen 5-minütigen Film zum Projekt:

Das Jahr 2018 war für die Tropenstation ein besonders erfolgreiches Jahr. Der biologische Korridor COBIGA konnte um zwei weitere Grundstücke vergrößert werden, die beide an den Regenwald der Österreicher angrenzen. Die 54 Hektar große Finca Julian liegt im Bonito-Tal und konnte zu einem günstigen Preis gekauft werden, die 101 Hektar große Finca Quebrada Chorro in La Gamba wurde der Tropenstation geschenkt und so von den österreichischen Besitzern an die Station übertragen. Durch ein Projekt mit rainforest.lu gelang es weiters, eine 41 ha große Finca in der Fila Cal auf 500 m Seehöhe zu kaufen. Der Anteil am biologischen Korridor wurde dadurch bereits auf 350 Hektar vergrößert.

Kontakt: rainforest.lu, Vroni Fischbach, 21, Schleisschen, L-8506 Redange, Tel.: 23 620 450, info@rainforest.lu, www.rainforest.lu

* Bewaldung bzw. Wiederbewaldung ist nicht mit Aufforstung bzw. Wiederaufforstung zu verwechseln. Letztere hat meist eine ökonomische Nutzung der vormals degradierten Flächen (ob durch Fällen von Nutz- oder Primärwald, Weideflächen, etc ) zum Ziel. "Wiederbewalden" soll dagegen zerstörten Primärwald möglichst naturnah wieder herstellen, bzw . angrenzendem Primärwald die Möglickeit geben, schneller zur Sukzession zu führen ... es entsteht so ein artenreicher Sekundärwald.

Artikel vom 6. September 2018, aktualisiert am 26.03.2019