etika in der Presse 2007

, von Jean-Sébastien Zippert

In unserem Jubiläumsjahr 10 Jahre etika erschien eine Vielzahl an Artikeln zu unserer Arbeit:

Artikel von Cordula Chaton, veröffenlicht am 9. Januar 2007 im Wort

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Leserbrief von Alfred Groff, erschienen am 30. Juni 2007 im Tageblatt

ETHIK, ETIKA und GELDVERMEHRUNG.

Als äußerst unethisch finde ich die Tatsache, dass die luxemburgische « Initiativ fir Alternativ Finanzéierung » bekannt als ETIKA auf dem Deckel ihres letzten «Rapport - Compte Epargne Alternative» schreibt: «Faites travailler votre argent en rapport avec vos idées». Im gleichen Bericht steht, dass die Kontoinhaber ihr Geld sozial verantwortlich anlegen mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt und die Gemeinschaft und mit Charakteristika wie u.a. Solidarität. Ich hoffe, dass die genannte Tatsache nur einem unbedachten Lapsus zuzuschreiben ist, sonst wäre es in die gleiche Kategorie einzureihen, wie wenn kriegstreibende Staatsmänner propagandistisch-manipulativ über Frieden und Demokratie reden. Aber warum soll diese Geldvermehrung überhaupt unethisch sein ?

Traditionelle Banken werben doch öfters mit Sätzen wie «Lassen sie ihr Geld für sich arbeiten» und hoffen damit neue Kunden zu locken. Nur in Wirklichkeit kann ihr Geld gar nicht für sie arbeiten. Wenn sie nach einer gewissen Zeit mehr Geld auf ihrem Konto haben, so stammt dieser Zuwachs von anderen Leuten, die sozusagen für sie gearbeitet haben. Das Geld, was sie mehr haben, hat ein anderer Mensch weniger. Das mehr an finanzieller Freiheit, das sie genießen können, verliert ein anderer an Freiheit und möglicherweise hätte der diese viel nötiger als sie.

Mancher Bürger fragt sich, warum Arbeitslose nicht arbeiten, warum aber möglicherweise Aktienbesitzer nicht arbeiten, fragt sich kaum einer. Inkonsequent ist es auch sich über wachsende Armut zu beklagen, gleichzeitig aber Finanzjongleure anzuhimmeln, nur in der wagen Hoffnung ebenfalls einmal zu den Gewinnern zu zählen. Die Tätigkeit dieser Spekulanten nennt ein deutscher Bundestagsabgeordneter in seinem neuesten Buch «legalisierter Diebstahl fremder Arbeitserträge». Zinsprofiteure nehmen oft Geld von armen Menschen, die keine andere Wahl haben als sich zu verschulden. Tagtäglich fließt eine Menge Geld von den Armen zu den Reichen und die Schere öffnet sich immer weiter. Eine Hauptursache ist der Mechanismus von Zins und Zinseszins, der eine Art umgekehrte Entwicklungshilfe der Ärmeren an die Reichen bewirkt. Die meisten Menschen glauben selbst Profiteure des Zinssystems zu sein , insofern sie keine größere Schulden haben, da sie ja Zinsen auf ihren Sparguthaben erhalten. Sie vergessen dabei, dass in so gut wie allen Preisen der Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt 40% Zinsen mitverrechnet werden. Zusätzlich ist jeder Bürger als Steuerzahler an den Zinszahlungen der Staatsausleihen beteiligt. Dies erwirkt, dass etwa 80% der Menschen direkt oder indirekt unter dem Strich mehr Zinsen zahlen als sie erhalten. In der neoliberalen Weltanschauung hat das Recht des Kapitals auf Zinserträge Vorrang vor allen Gemeinschaftsaufgaben, Vorrang vor dem Recht der Kinder auf eine gute Ausbildung und vor dem Recht von Millionen Menschen aus der dritten Welt auf ein Leben in Würde. Der letzte Euro eines Sozialhilfeempfängers wird eher auf den Prüfstand gestellt als der milliardste Euro eines Vermögensbesitzers. Der freie Autor Roland Rottenfußer meint dazu, dass es statt Brot für die Bedürftigen, Belehrungen über versäumte Eigenverantwortung gäbe und dass man den Mäusen zu einer Fastenkur raten würde, um den Elefanten bis zum Überdruss mästen zu können.

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass ich es bedauerlich finde, dass Konsumenten oft erst zu spät merken, dass sie den Ast auf dem sie sitzen selbst absägen, wenn sie auf reißerische Slogans wie «Geiz ist geil» oder «Lassen sie her Geld für sich arbeiten» hereinfallen.

Antwort von Mike Mathias, Vorsitzender von etika

Kann Geld arbeiten?

In einem am 30.06 im Tageblatt abgedruckten Leserbrief kritisiert Herr Alfred Groff sowohl unseren Verein etika, wie auch das gemeinsam mit der Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat, Luxembourg (BCEE) ins Leben gerufene alternative Sparkonto. Gestört hat sich Herr Groff vor allem an unserem Slogan „Faites travailler votre argent en accord avec vos idées“, denn dieser sei mit einem ethischen Umgang mit Spareinlagen nicht vereinbar.
Unterschwellig will Herr Groff uns darauf hinweisen, daß Geldvermehrung durch Zins und Zinseszins unethisch sei, weil dieser Zuwachs von der Arbeit anderer Leute stamme, die das Geld sicherlich nötiger hätten. Leider hat Herr Groff dabei übersehen, daß sich unser Werbespruch auf die Spareinlagen beziehen, die KundInnen auf ihrem „alternativen Sparkonto“ ansammeln. Diese können dank der Zusammenarbeit von etika mit der BCEE in ökologisch und sozial sinnvolle Projekte investiert werden, in aller Transparenz und mit einem Quentchen Solidarität.
Immerhin verzichten die SparerInnen des alternativen Sparkontos auf einen Teil der gängigen Zinsen um so die Darlehen kostengünstiger zu machen. Es bleibt also mehr Geld bei den Kreditnehmern als beim klassischen Bankgeschäft. Dank der regelmässigen Information die wir auf unserer Webseite veröffenltichen (www.etika.lu) und unseres Informationsblattes, kann sich jeder darüber informieren, wer wann wofür und über welchen Betrag einen Kredit erhalten hat.
Die Frage danach, ob Zinsen überhaupt ethisch vertretbar sind oder nicht hat bereits Heerscharen von Philosophen und Ökonomen beschäftigt. Die letzte Antwort darauf hat aber noch niemand gefunden.
Bevor etika das alternative Sparkonto im Grossherzogtum zusammen mit der BCEE auf die Beine gestellt hat, haben wir uns bei anderen in der Sozialfinanz aktiven Vereinen in Europa schlau gemacht. Gefunden haben wir auch Initiativen, die die Spareinlagen nicht verzinsen. Dabei handelt es meist um kleine Strukturen, wo naturgemäss das Risiko die Einlagen zu verlieren relativ hoch ist. Und dennoch funktioniert dieses System, da die Kreditnehmer nicht nur keine Sollzinsen zahlen, sondern auch noch von einer Art Business Angels in den ersten Jahren begleitet werden, so dass die Gefahr eines Konkurses gering ist.
Die meisten Akteure der Sozialfinanz zahlen auf den Sparkonten allerdings dieselben Zinsen, wie bei einem herkömmlichen Sparbuch. Sie investieren jedoch die Spareinlagen ausschliesslich in Projekte die einen sozialen oder ökologischen Mehrwert haben. Etika hat sich für eine Zwischenlösung entschlossen. Die Sparerinnen und Sparer des alternativen Sparkontos bekommen einen Abschlag auf ihre Guthabenzinsen (auf das alternative Sparkonto gibt es 2,5 % statt 3,10 % auf ein herkömmliches Sparbuch). Dies erlaubt es, den Kreditnehmern einen vergünstigten Zinsatz zu gewähren.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass man die Frage der Sozialfinanz nicht auf eine simple Verzinsung oder Nicht-Verzinsung von Kapital reduzieren kann. Es geht vor allem um sozial verantwortliche Investitionen. Ein Investor oder ein Sparer sollte sich ganz bewusst für die Finanzierung von Projekten oder Firmen entscheidet, die sozial verträglich sind und gegen solche die es nicht sind.
Etika wird sich auch weiterhin bei Politikern und Investoren für sozial verantwortliches Handeln einsetzen. Gewinnmaximierung darf nicht das Maß aller Dinge sein, es kommt uns darauf an wie Reichtum entsteht und wie er wieder investiert wird. Selbstverständlich ist es nicht das Geld, das arbeitet, aber es hilft ungemein sozial und ökologisch sinnvolle Projekte zu finanzieren – im Einklang mit unseren ethischen Grundsätzen.

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Ferner erschien:

  • Artikel "Plus d’investissements verts pour moins de pesticides" erschienen im Land vom 28. September 2007
  • Artikel „L’éthique, nouvelle valeur sûre de la finance“ von Linda Cortey, erschienen in L’essentiel vom 6. November 2007
  • „Investissement socialement responsable: Une chance pour la place luxem- bourgeoise“, Artikel von Jean-Sébastien Zippert, erschienen in der Ausgabe des D’Lëtzebuerger Land vom 30. November 2007
  • „Zusammenarbeit zwischen Waldorfschule und Etika. Eine wichtige Investition für die Waldorfschule“, Pressemitteilung, veröffentlicht vom Independent Media Centre Luxemburg am 20. Dezember 2007
  • "Etika, ALFI: Les placements éthiques, une chance à saisir pour la place luxembourgeoise", erschienen im Mensuel d’AGEFI Luxembourg, Ausgabe vom Dezember 2007 (in frz. Sprache)