Die Asiatische Infrastruktur Investment Bank (AIIB) ist die jüngste der global tätigen Entwicklungsbanken wie Weltbank oder Europäische Investitionsbank (EIB). Gegründet 2016, kurz nach Unterzeichnung des Pariser Übereinkommens zum Klimawandel, propagierte sie, „lean, clean and green“ (schlank, sauber und grün) zu sein.
Im Gegensatz zu dieser bemerkenswerten Ambition ist drei Jahre später festzustellen, dass ihr Kredit-Portfolie ein anderes Bild zeichnet. Von Investitionen in Höhe von über 8 Milliarden Dollar gingen 20 % in Projekte fossiler Energien, jedoch nur 8% in erneuerbare Energien. Schaut man sich lediglich ihre Energie-Investitionspolitik an, so repräsentieren Projekte zum Aufbau von Infrastruktur für fossile Energien in den Ländern Asiens 60%.
Da sich unter den Gründungsmitgliedern dieser von China dominierten Bank auch europäische Länder wie Luxemburg und Deutschland finden, ist öffentliches Geld dieser Länder in der AIIB investiert. In Deutschland wurde die entsprechende Entscheidung des Bundestags an die Bedingung geknüpft, dass die Regierung auf die Einhaltung hoher Standards in Bezug auf Soziales, Ökologie, Menschenrechte und Gouvernance drängen möge.
Die AIIB führt am 12./13. Juli erstmals eine Hauptversammlung außerhalb Asiens durch: In Luxemburg werden rund 2000 Delegierte erwartet. Auf der Basis von Erkenntnissen ausStudien der Heinrich-Böll-Stiftung und der NGO urgewald sehen internationale Akteure der Zivilgesellschaft eine dringende Notwendigkeit, die AIIB an die Einhaltung dieser Standards zu erinnern.
Neben einer Einbindung von international tätigen NGOs wie „Big Shift“, „BIC Europe“, „Oxfam“ oder „urgewald“ in internen Sitzungen der AIIB-Haup ihren Standpnkt zu erläutern, haben über ein Dutzend Organisationen zu einer Demonstration aufgerufen:
Freitag, 12. Juli 2019 von 11 - 12.30 Uhr auf der Place de l’Europe
(Luxemburg-Kirchberg, hinter der Philharmonie)
Unterstützer: 350.org, ASTM, BIC Europe, Centre for Financial Accountability India, etika. Extinction Rebellion, Laika, NGO Forum on ADB, The Big Shift Campaign, Urgewald, und Youth for Climate.
Der Finanzplatz jubiliert über diese grösste internationale Konferenz, welche die Branche hier je begrüssen durfte. Dabei wird ausgeblendet, dass eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung unlängst festgestellt hat, dass die Standards der AIIB für Transparenz, Umwelt und Menschenrechte deutlich hinter denen der Weltbank, der EIB und anderen multilateralen Institutionen zurückfallen.
Ferner wird gewarnt, dass Darlehen für Infrastrukturprojekte zu schnell vergeben werden und so Transparenz, öffentliche Debatte und wirkungsvolle Aufsicht unterlaufen werden. Es gebe weder einen Beschwerdeweg für Dritte, noch ein internes Kontrollsystem. Luxemburg steht als AIIB-Gründungsmitglied in der Verantwortung, dies zu ändern. Öffentliches Geld darf nicht zum Schaden von Mensch und Umwelt investiert werden.
"Mitgliedsstaaten wie Luxemburg und Deutschland können nicht absehen, welche Gefahren ein Projekt für die Umwelt oder die Zivilgesellschaft birgt. Dabei verursachen gerade Infrastrukturprojekte immer wieder schwere Schäden, denken wir nur an Großstaudämme oder Straßen in bewaldeten Gebieten", schreibt die NGO urgewald. "Will die AIIB vermeiden, dass sie zu einer Bank der Zerstörung wird, muss sie dringend mehr Aufsicht zulassen", fordert Knud Vöcking, Experte für multilaterale Banken bei urgewald.
Die Weltbank und die EIB werden von den USA bzw. der EU dominiert und dienen auch geopolitischen Zielen. Insofern ist es legitim, wenn auch die von China dominierte AIIB Investitionen zum Ausbau der politischen und ökonomischen Macht nutzen. Nur sollte sich das AIIB-Gründungsmitglied Luxemburg nicht zum Handlanger Pekings machen lassen, sondern seine Einflussmöglichkeiten dazu nutzen, auf die Einhaltung von Mindeststandards in Bezug auf Umweltschutz und Menschenrechte zu pochen.
Medienecho
Ankündigend/ announcing
Lëtzebuerger Land: Attacke auf den Nerv der Dinge
Lëtzebuerger Land: Handlanger Chinas
Luxemburger Wort: Treffen der Superlative
Luxemburger Wort: Geld ist nicht alles
Greenpeace/ Luxemburger Wort: Kleine Nation, grosse Wirkung with English version: Luxembourg’s Green Finance: Bridging the gap in major climate battlegrounds
Bloomberg: AIIB President on Green Bonds, Chinese Economy
Bloomberg: Luxembourg Finance Minister on AIIB Meeting, Eurozone Growth, IMF, Fed
Chinadialogue: AIIB faces climate protests at annual meeting in Luxembourg
Woxx: Freitag 11 Uhr: Protest gegen asiatische Investitionsbank auf Kirchberg
Urgewald: Tweet 11.07.2019 and Tweet 12.07.2019
Belt & road News: Protesters to Call on AIIB to End Fossil Finance
IBON International: AIIB 2019: Intensified Corporatization of Development and Dirtier Energy
Climate Home News: AIIB must stop backing gas in climate-hit Bangladesh
Delano: Protesters to call on AIIB to end Fossil Finance
Bankwatch network: Ahead of Asia Infrastructure Investment Bank meeting in Luxembourg, over 89 000 petition bank to drop Nenskra dam project in Georgia
Berichtend/ reporting
RTL: AIIB 2019. Manif um Bord vun der gréisster Finanzkonferenz hei am Land
Public Finance International: AIIB accused of favouring fossil fuels over renewables
Eco Business: AIIB faces climate protests at annual meeting in Luxembourg
Luxemburger Wort: "Viel versprochen, nichts gehalten"
RTL TV: Nohalteg a Wirtschaftlech Entwécklung
etika auf Facebook: Fotoalbum zur Demo
Laika: Video der Reden
Luxemburger Wort: La Banque asiatique d’investissement débat à Luxembourg
Tageblatt: Asiatische Infrastruktur-Investmentbank hält Jahreshauptversammlung in Luxemburg ab
Luxemburg Times: AIIB vows to do better on green commitment
Paperjam: L’AIIB intensifie ses liens avec le Luxembourg
Delano: AIIB: Stop Funding The Crisis, Say Protestors
Philippine Daily Inquirer: China lender urged to stop financing coal projects
Artikel vom 11. Juli 2019, zuletzt aktualisiert am 18. Juli