Migrationsprozesse erforschen: das Anliegen des CDMH

, von Stéphanie Majerus





















Das Centre de Documentation sur les Migrations Humaines (CDMH) wurde 1993 als Verein ohne Gewinnzweck gegründet. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Migrationen (Ein-und Auswanderung) in Luxemburg und in den angrenzenden Regionen zu untersuchen und zu vermitteln. Seine Aktivitäten sind hauptsächlich in dem Bahnhof „Gare-Usines“ und in dem angrenzenden ehemaligen italienischen Arbeiterviertel „Klein-Italien“ von Düdelingen angesiedelt, das Ende des 19. Jahrhunderts neben dem Stahlwerk entstand.

Im Rahmen seines Auftrages sammelt das CDMH Archivalien (Reisedokumente, Fotos, Urkunden ...) die das Migrationsgeschehen belegen. Diese werden zur Zeit in Zusammenarbeit mit dem Nationalarchiv inventarisiert.
Das CDMH betreibt zudem eine auf Migration spezialisierte Bibliothek. Die Bestände dieses in der Region einmaligen Fundus (16.000 Bücher und 130 Zeitschriften) sollen demnächst in den „bibnet.lu“-Katalog der Nationalbibliothek eingespeist werden. Durch diese Maßnahme will das Dokumentationszentrum um ein breiteres Publikum werben.

Ausgehend vom „Italien-Viertel“ setzt sich der Verein zudem für die Inwertsetzung des besonderen Kulturerbes ein, das durch Migrationsprozesse hervorgebracht wird. Der von einer besonderen Architektur geprägte Stadtteil, darf als „Erinnerungsort“ der Arbeitsmigration des 20. Jahrhunderts gelten. Ein Rundgang ergänzt didaktisch sinnvoll die Dauerausstellung des CDMH, die so zum „Museum ohne Mauern“ wird.

Das CDMH nimmt eine Mittlerrolle zwischen Forschungsinstituten, Schulen, patrimonialen Einrichtungen (Archive, Bibliotheken, Museen) und Vereinen ein. Aus dieser Position heraus bietet es regelmäßig Vorträge und Tagungen an, die ein breiteres Publikum mit dem neuesten Forschungsstand vertraut machen. Unser Foto rechts zeigt beispielsweise Carole Reckinger bei einem Vortrag. Temporäre Ausstellungen und Publikationen ergänzen das Angebot.

Das Dokumentationszentrum beteiligt sich zudem an nationalen und internationalen Veranstaltungen, wie z.B. dem internationalen Frauentag, dem Tag des Buches oder des Kulturerbes. Es verbindet dabei das Motto des jeweiligen Events mit dem Anliegen der Migrationsforschung.

Schließlich ist das CDMH auch Mitglied verschiedener lokaler, regionaler und internationaler Netzwerke, wie z.B. dem Verbund der Museen Luxemburgs, der Charta der Vielfalt, der Fondation Bassin Minier oder der Association of European Migration Institutions.

Um dem CDMH in Erwartung von zugesprochenen Zuschüssen Liquiditätsengpässe zu ersparen, haben Spuerkeess und etika 2015 für den Verein eine Kreditlinie von 10.000 Euro bereitgestellt (2020 auf 15.000 erhöht und bis heute jährlich erneuert, Stand: 2022). Etika freut sich einen weiteren Verein der im kulturellen Bereich tätig ist, unterstützen zu können.

Bei einer Radtour haben wir 2016 das Museum und den Stadteil "Quartier italien" besucht. Mehr Infos dazu hier.

Am 22. September 2017 fand die Vernissage des "Mosaïque de l’humanité" des Künstlers Roberto Joppolo statt, der sein Werk dem CDMH schenken wird, wie vorher schon auf Lampedusa und in Costa Rica. Auch drei Jahre später bleibt zu konstatieren, dass es in der europäischen Flüchtlingspolitik weiterhin an Humanität mangelt.

Seit 2018 arbeitet das CDMH intensiv am neuen Projekt "Europeana", bei dem Migrationsbewegungen anhand von Dokumenten europaweit dokumentiert werden sollen. Neben einer aktuellen Ausstellung zu russischen Flüchtlingen aus der Zarenzeit, finden im Rahmen des Rechercheprojekts « À fleur de peau » im Winter 2020/21 Videokonferenzen statt, die für alle Interessierte zugänglich sind. Seit 2019 wird auch an einer Ausstellung zu den Beziehungen zwischen Luxemburg und Afrika sowie an der Thematik "Being Black in Luxembourg" gearbeitet.

Kontakt: Centre de Documentation sur les Migrations Humaines, Gare-Usines, L-3481 Dudelange, Tél. : (+352) 51 69 85-1, e-mail : migcendo@pt.lu

Öffnungszeiten: Von 15:00 bis 18:00 Uhr (Programm).

Artikel vom 22. September 2015, letzte Aktualisierung am 19. Dezember 2022