Schwer vermittelbaren Arbeitssuchenden eine Chance bieten, in einer sie individuell begleitenden Struktur fit zu machen für den "normalen Arbeitsmarkt" - das ist die Grundidee der Beschäftigungsinitiativen, die ab Ende der 1990er-Jahre in Luxemburg entstanden sind. Neben Co-Labor und Défi-Job unterstützt etika auch ProActif.
Der Verein ProActif aus Schifflingen hilft vorrangig Arbeitslosen, die aufgrund ihrer speziellen Situation Schwierigkeiten haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. ProActif erhielt im Jahr 2006 eine erste Kreditlinie in Höhe von 100.000 Euro. Diese ist im Dezember 2008 durch etika und BCEE auf 1 Million Euro erhöht worden. Der Dispositionskredit dient dazu, die Gesamtheit der zahlreichen sozialen und ökologischen Projekte zu finanzieren. Die 1998 durch die LCGB gegründete Initiative hat sich gut entwickelt: Mit 582 Angestellten, darunter 421 Praktikanten (Stand: April 2010) ist ProActif heute einer der wichtigsten Akteure der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt in Luxemburg.
Auch in Krisenzeiten bleibt die Gastronomie eine Branche, in der eine hohe Nachfrage nach qualifiziertem Personal herrscht. So hat ProActif schon ab 2002 in einer Testphase mit Ausbildungsmassnahmen begonnen (Foto). Im November 2009 hat ProActif dann einen Investitionskredit über 510.000 Euro zum Bau einer Ausbildungsküche erhalten (Laufzeit: 10 Jahre).
In der 2010 eröffneten und bis ca. 2018 arbeitenden Ausbildungsküche fanden je sechs Personen eine Beschäftigung. Im ersten Halbjahr wurden dort rund 32.000 Mahlzeiten für Kindertagesstätten und "Maison de relais" zubereitet. Zugleich wurden die Angestellten im Kochhandwerk geschult. Dabei war die Beschäftigungsmassnahme nur ein erster Schritt. Hauptziel war die Wiedereingliederung in die Berufswelt, in diesem Fall bei einem Unternehmen im Gastronomie-Sektor (weitere Infos zum Projekt in französischer Sprache finden Sie hier).
Ziel des Vereins ist die Wiedereingliederung Arbeitsloser in den "ersten Arbeitsmarkt", d.h. den klassischen Arbeitsmarkt, auf dem Arbeitssuchende miteinander um Stellen konkurrieren. Der "zweite Arbeitsmarkt" ist derjenige, welcher z.B. von staatlicher Seite subventioniert wird. Diese Unterstützung ist dafür da, die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften zu verringern. Das Betätigungsfeld von ProActif ist dabei sehr breit gefächert und erstreckt sich vom Angebot kleinerer Handwerksarbeiten bis hin zu eigenen Gärten und eben der neuen Ausbildungsküche.
Recht erfolgreich betreibt ProActif den Anbau von Bio-Gemüse im Rahmen des Projekts „Am Gaertchen-Süd“, das seit 2002 existiert. Auch die Revitalisierung des ländlichen Raumes und der grüne Tourismus zählen zu den Aktivitäten der Initiative. Zu nennen ist die Restaurierung sowie der Unterhalt von Waggons und eines Teils der über 100 Jahre alten Bahnanlage bei Fond-de-Gras im Süden des Landes (Fotos unten). Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit der AMTF (Association des Musée
et Tourisme Ferroviaires) und der Gemeinde Pétange.
ProActif war im Rahmen des Projekts Ardennerpäerd (Foto re.) auch in der Waldpflege aktiv. Das mittlerweile beendete Projekt hatte einen doppelten Mehrwert: Es war ökologisch durch die Nutzung von Pferden und sozial, da diese Arbeit sehr positive Wirkungen auf Menschen hat, die - etwa nach einem Unfall - mit psychischen Schwierigkeiten kämpfen.
ProActif ist in vielen weiteren Sektoren präsent: Neben der Baubranche, der Forst- und Gartenarbeit sowie einer breiten Palette an Bürgerservice-Tätigkeiten, die in der Öffentlichkeit wohl bekannt sind, werden auch Möglichkeiten zur Ausbildung geboten. Rund 20 Assistenz-Erzieherinnen und -Erzieher werden jährlich für die Betreuung von Kleinkindern ausgebildet.
Warum schwer vermittelbar?
ProActif hilft vorrangig Arbeitslosen, die aufgrund ihrer speziellen Situation Schwierigkeiten haben im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Diese Probleme eine Arbeitsstelle zu finden liegen häufig darin begründet, dass die Betroffenen schon ein gewisses Alter erreicht haben, dass sie überschuldet sind, dass ihnen eine passende Ausbildung fehlt, dass sie Probleme mit Drogen oder Alkohol haben, dass sie eine Behinderung haben, oder dass sie Langzeitarbeitslose sind.
Wie bekommt man eine Stelle bei ProActif?
Arbeitslose, die bei ProActif arbeiten möchten, müssen bei ADEM (Arbeitsverwaltung) eingeschrieben sein. Über die Bewerbungen entscheiden die Einstellungskommissionen von ProActif.
Kontakt:
PROACTIF a.s.b.l., 20, rue des Peupliers, L-2328 Luxembourg,
Tél : 27 33 44 - 1, Hauptsitz: 5 rue Läiteschbach, L-5324 Contern, Tél. 27 33 44-1, www.proactif.lu
Fotos: Orit Israelson und ProActif
Artikel vom 25. Oktober 1996, mehrfach aktualisiert, zuletzt am 9. Januar 2020